WissenAmFreitag #7 

Hallo,

rund 17.500 Höhlen sind im Moment allein in Österreich erfasst, Tendenz steigend – die bekannte heimische Unterwelt vergrößert sich jedes Jahr durch zahlreiche Neuentdeckungen. Höhlen üben seit jeher eine Faszination auf Menschen aus. Große Teile des Wissens, das über Höhlen bislang gesammelt wurde, stammt von Höhlenforscher*innen, die sich in ihrer Freizeit in den Untergrund begeben. Ohne sie wäre Christoph Spötls Arbeit nicht möglich. Das hat der mehrfach ausgezeichnete und international renommierte Professor für Quartärforschung mir gegenüber in den letzten Jahren immer wieder betont. Im Mittelpunkt seiner Arbeit als Leiter der Arbeitsgruppe für Quartärforschung am Institut für Geologe stehen Höhlen und die in ihnen gespeicherte langfristige Information. 2021 wird das Internationale Jahr für Höhlen und Karst begangen. Spötl ist Präsident des Verbands Österreichischer Höhlenforscher mit 26 Vereinen in allen Bundesländern und Teil der International Union of Speleology.

Um zu verstehen, warum manche Höhlen für die historische Klimaforschung ein „Juwel“ sind, lohnt sich ein zumindest gedankliches Versetzen in eine Höhle, wie mir Christoph Spötl einst einmal empfohlen hat: Überlegen, was ich dort mit meinen Sinnen wahrnehmen könnte. Nicht sehr viel, war meine Antwort damals – außer: es tropft an manchen Stellen. Die Tropfen sind der Schlüssel, sie formen die berühmten Tropfsteine. Schicht für Schicht bildet sich ein Archiv, vergleichbar mit den Seiten eines Buches. Das Dechiffrieren ihrer geochemischen Zusammensetzung erlaubt Rückschlüsse auf die Bedingungen, die früher oberhalb der Höhlen geherrscht haben. Das macht sie zu einem einzigartigen Klimaarchiv bis zu mehrere hunderttausend Jahre in die Vergangenheit.

Auch wenn ich selbst eher daran zweifle, ob ich mich jemals trauen würde, eine Höhle – kletternd, kriechend oder abseilend – zu besuchen: In den letzten Jahren hatte ich immer wieder das Privileg, in viele Höhlen auf der ganzen Welt „hineinschauen“ zu können. Die Ergebnisse der Arbeit von Christoph Spötl und seinem Team erscheinen regelmäßig in hochrangigen internationalen Forschungsmagazinen wie Science, PNAS oder Nature. Höhlen beinhalten noch viele andere Formen von Ablagerungen, wie etwa lange Zeit übersehene kleine Kristalle („CCCs“ – kryogene Höhlenkarbonate) in Eishöhlen. Oder Ablagerungen an Höhlenwänden, die im Mittelpunkt einer spektakulären Expedition in das Teufelsloch in Nevada/USA standen. Darin entnahmen die Geolog*innen tauchend Proben mit einem extra angefertigten und im Achensee getesteten Bohrer. Mein Kollege Udo Haefeker begleitete Christoph Spötl kürzlich mit der Kamera in die Eisriesenwelt. Die Liste ließe sich noch lange weiterführen.

Meine Empfehlung wäre nun aber, Christoph Spötl dabei zuzuhören, wie er selbst über seine Höhlenexpeditionen und die historische Klimaforschung erzählt. Dazu gibt es in Kürze eine Gelegenheit in Innsbruck: Der Österreichische Wissenschaftsfonds FWF veranstaltet gemeinsam mit der Tiroler Tageszeitung und der Uni Innsbruck am 30. Juni 2021, 18 Uhr, einen Abend zum Thema „Zurück in die Zukunft – unser Klima gestern, heute und morgen“. Lisa Plattner, Klima- und Energiesprecherin des WWF Österreich, wird erklären, warum wir das Klima schützen müssen und welche Maßnahmen jetzt Priorität haben. Alois Vahrner, Chefredakteur der Tiroler Tageszeitung, moderiert den Abend.

Genießen Sie das sommerliche Wochenende!
Melanie Bartos
Kommunikationsteam der Universität Innsbruck

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