20-21.09.19: Anthropologie und Soziologie der Normativitäten - Tagung

20.09. - 21.09.19

 

Die Normativität des Sozialen in Gestalt von Moralen und Rechtssystemen ist das Kernthema der Soziologie – noch vor der Analyse von Bewusstsein und Selbstbewusstsein, Sprache, Ar- beit, Kultur. In ihrer „exzentrischen Positionalität“ sind Menschen nämlich vital darauf ver- wiesen, im Verhältnis zueinander künstlich durch Normen ihre Verhaltensneigungen zu rest- ringieren bzw. Handlungsmöglichkeiten überhaupt hervorzubringen. Daraus ergeben sich die Folgeprobleme der Klassifikation von Lebenssituationen unter Normen, der Verdrängung von gegenzügigen Verhaltensneigungen, die Auslegung von Normen in neuen Situationen, der Konflikt zwischen Normen und ganzen Normensystemen, die Legitimierbarkeit und Durch- setzbarkeit von Normen und schließlich die Erfindung und Entdeckung neuer Normen.

Direkt in die Auseinandersetzung mit der Evolutionstheorie und ihrer Hypothese biologischer Vorstrukturiertheit von Sozialregulationen führt die Frage, wie das für Menschen spezifische normative Organisationsprinzip von Sozialgruppen mit seinen kognitiven, kontrafaktischen, sanktionsbewehrten Erwartungsstrukturen entstanden ist. Es geht darum, den aktuellen Dis- kussionsstand in den Geistes-, Kultur- und Sozialwissenschaften zur Frage des Übergangs von der Natur zur Kultur mit Erkenntnissen in den Lebenswissenschaften zu verknüpfen, um so- wohl die evolutionären Mechanismen des Entstehungsprozesses, die stammesgeschichtliche Kontinuität als auch das Spezifische dieser neuartigen Bindungskräfte humansozialer Le- bensweise herauszuarbeiten.

Eine weitere systematische Aufklärung durch die Philosophische Anthropologie hinsichtlich der Moral- und Rechtssoziologie bildet die Entdeckung der Pluralitäten von Normativitäten, des „ethischen Pluralismus“ nicht nur zwischen verschiedenen Gesellschaften, sondern je in einer Gesellschaft.

Die Tagung „Anthropologie und Soziologie der Normativitäten“ verspricht sich von der Auf- klärung sowohl der „Soziogenese der Normativität“ wie des „ethischen Pluralismus“ ein mo- ral- und rechtssoziologisches Potential für die Analytik gerade von modernen, in ver- schiedensten Hinsichten ausdifferenzierten Gesellschaften.

 

 

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