Erfahrungsbericht: ein Sommersemester in Seoul

Ich durfte das Sommersemester 2024 in der bunten und eindrucksvollen Stadt Seoul verbringen. Die Zeit in Südkorea war sehr erfahrungsreich, und das Auslandssemester hat sich nicht nur für meine akademische, sondern auch für meine persönliche Entwicklung mehr als gelohnt!

Name: Anna Ruetz (anna.ruetz@student.uibk.ac.at)
Studienrichtung: Sprachwissenschaft
Gastuniversität: Hongik University, Seoul, Südkorea

Vorbereitung


Mich auf das Austauschsemester vorzubereiten und alle notwendigen Dokumente zusammenzusammeln, war vermutlich der stressigste Teil, da viele Formulare sehr genau benötigt wurden. Dabei wurde ich tatkräftig vom International Relations Office - Studierendenmobilität Outgoing unterstützt, wo ich mich jederzeit melden konnte. Ich beantragte auch über das IRO das Joint-Study-Stipendium, wofür noch weitere Unterlagen benötigt wurden. Es lohnt sich, denn das Joint-Study-Stipendium ist für ein Austauschsemester eine gute finanzielle Unterstützung, zusätzlich zum Selbsterhalterstipendium oder zur Studienbeihilfe. Falls im Auslandssemester ein Sprachkurs besucht wird, kann auch zusätzlich noch eine kleine finanzielle Unterstützung von der Studienbeihilfenbehörde in Innsbruck beantragt werden.

Das Office of International Affairs (OIA) der Hongik University stellte mir auch bald einen Buddy zur Seite. Es empfiehlt sich, sich gleich mit jemandem in Seoul zusammenzuschließen, um Hilfe für die Kursanmeldung an der Hongik usw. zu erhalten und vorallem auch Fragen stellen zu können. Bei meiner Kursanmeldung war das hilfreich, da mir das Online-System der Hongik University und die Vorgehensweise zur Kursanmeldung völlig neu waren. Die Universität stellte allerdings viel Infomaterial (z.B. Factsheets) zur Verfügung, was den ganzen Prozess sehr erleichterte.

Das Visum für Südkorea wird direkt bei der Botschaft in Wien beantragt, und ich buchte für den Hinflug Korean Air, um Seoul mit einem Direktflug zu erreichen.

Vor meiner Abreise lud ich die Naver Maps-App herunter, die sich in Seoul als unverzichtbar erwies, da Naver Routen in Südkorea mit den passenden Transportmöglichkeiten genauestens vorgibt. KakaoTalk, den berühmten koreanischen Text-Messenger, hatte ich mir ebenfalls vor der Abreise heruntergeladen. Es gibt darin einige praktische Funktionen wie Kakao Taxi oder Kakao Maps, und die App war essenziell, um mit dem zugewiesenen Buddy oder den StudienkollegInnen in Kontakt zu bleiben.

Vorbereitung auf das Wohnen in Seoul: Ich entschied mich frühzeitig, im Studentenwohnheim direkt am Hongik University Campus zu wohnen, da es die billigste und einfachste Option war. Am Campus und in der Umgebung gibt es alles, was man braucht. Diese Entscheidung würde ich wieder so treffen, auch wenn es im Wohnheim ein paar Einschränkungen gibt – mir war dies jedoch um einiges lieber, als eine Wohnung in Seoul zu suchen.

Finanzielle Vorbereitung: Die größeren Ausgaben fielen zu Beginn des Semesters an, als ich die Kosten für das Wohnheim, den Flug und das Visum begleichen musste. Im Alltag gab ich dann monatlich sogar weniger Geld aus als zuhause in Innsbruck - wenn man nur das Notwendige berücksichtigt. Natürlich sollte man zusätzliche Ausgaben wie Reisen, Unterrichtsmaterialien oder andere Freizeit-Ausgaben einplanen, doch insgesamt lässt es sich in Seoul auch sparsam leben. Eine große Portion Essen kostet umgerechnet im Durchschnitt fünf Euro, und das Bus- und Bahnfahren ist mit etwa einem Euro pro Fahrt ebenfalls sehr günstig.

Ich kam ca. 9 Tage vor Semesterbeginn in Seoul an. Mit Kulturschock und Jetlag war es durchaus angenehm, ein paar Tage Zeit zum Ankommen zu haben. Es bietet sich auch an, vor Semesterbeginn noch ein bisschen zu verreisen.

Wichtig: Das Studentenheim stellt keine Bettwäsche, nur eine Matratze zur Verfügung. Ich war ziemlich erleichtert, dass ich bereits eine Bettwäsche auf die Adresse des Studentenwohnheims bestellt hatte, um auch gleich nach meiner Ankunft Zugriff darauf zu haben.

Ich besorgte mir auch gleich eine SIM-Karte von Chingu Mobile, die einen preiswerten Tarif bietet.

Mit dem Semesterbeginn in Seoul startete auch der Prozess der „Alien Registration“, der problemlos online verlief. Es musste also keine Behörde aufgesucht werden, um einen Ausweis für den Semesteraufenthalt zu erhalten.

Leben in Seoul


In Seoul lässt sich günstig und einfach mit den gut organisierten öffentlichen Verkehrsmitteln die Stadt erkunden. Es gibt an mehreren Metrostationen die Möglichkeit, sich die T-Moneycard zu holen, welche man mit einem beliebigen Betrag an den Automaten immer wieder aufladen kann. Der zu zahlende Betrag für eine Bahn- oder Busfahrt wird mit jedem Ein- und wieder Aussteigen abgebucht. Auch weit außerhalb von Seoul, wie zum Beispiel in Busan, kann man öffentliche Verkehrsmittel mit der T-Moneycard nutzen. Die Naver-App ist dabei ein nützlicher Wegweiser.

Während dem Semester hielt ich mich hauptsächlich in Seoul auf, da die Stadt ohnehin riesig ist. Vor Semesterbeginn reiste ich für zwei Nächte nach Sokcho und genoss dort in der Umgebung die Natur und Kultur an der Nordostküste von Südkorea. Empfehlenswert ist auch eine Busreise nach Jeonju und der Besuch des Gamcheon Village und des Haedong Yonggungsa Temple in Busan.

Direkt in Seoul gibt es zahlreiche Cafés, Restaurants, Parks, Bars, Museen, Kultursehenswürdigkeiten wie z.B. das Bukchon Hanok Village und Natur.

Für soziale Aktivitäten, die den Uni-Alltag auflockern, gibt es den sogenannten „Hisc Club“, ein Angebot von Studierenden an der Hongik University für AustauschstudentInnen. Man kann der gemeinsamen Kakao-Talk-Gruppe beitreten und bleibt auf dem Laufenden, was Events usw. betrifft, und hat außerdem die Möglichkeit, Veranstaltungen oder gemeinsamen Aktivitäten beizutreten.

Es lässt sich in Seoul aber auch wunderbar allein sein und beispielsweile den Han River entlang spazieren. Außerdem ist die Stadt ständig in Bewegung und es ist immer irgendwo etwas los. Der Frühling war zudem eine hervorragende Zeit in Seoul zu sein, da die Kirschbäume im Frühjahr in ihrer vollen Blütenpracht die Straßen verschönern.

Kurse an der Hongik University


Als Studentin der Sprachwissenschaft, war ich mir in der Anmeldephase für die Lehrveranstaltungen unsicher, welche Kurse mir angerechnet werden können, da es an der Hongik University kein Institut für Sprachwissenschaft gibt. Außerdem gab es nur wenige Kurse, die zu meinem Studium passten oder in Englisch abgehalten wurden.

Zudem war ich zeitlich für reguläre Kurse ziemlich eingeschränkt, da ich das Korean Language Program besuchte, welches in einem Gebäude außerhalb des Campus von Montag bis Freitag von 09:00 bis 13:00 abgehalten wurde. Also belegte ich zusätzlich zu diesem Intensivsprachkurs noch drei weitere Vorlesungen zur englischen Sprache und Kultur am Institut der „Liberal Studies“. Die Lehrveranstaltungen an der Hongik sind mit Seminaren zu vergleichen: Anwesenheit ist Pflicht, es gibt regelmäßige Arbeitsaufgaben, und es werden Prüfungen zur Halbzeit und am Ende des Semesters abgelegt. Mit ausreichender Präsenz und Mitarbeit sind die Kurse absolut ohne Probleme zu bewältigen.

Ein paar Worte zum bereits erwähnten Korean Language Program: Der Intensivsprachkurs endete etwas früher als die regulären Kurse an der Hongik, und da dieser Kurs sehr viel Zeit in Anspruch nahm, freute mich die endgültige Urkundenvergabe nach 10 Wochen sehr, da ich mich auf die restlichen Prüfungen konzentrieren konnte. In diesem Sprachkurs gab es laufend kleine Tests und Hausübungen und der Kurs wurde gänzlich auf Koreanisch abgehalten. Ich belegte das Beginner Level 1, obwohl ich an der Universität Innsbruck schon zwei Koreanisch-Kurse belegt hatte, und ich war definitiv nicht unterfordert. Der Kurs ging sehr schnell voran, und Hangul schreiben zu lernen war in etwa drei Tagen eingeplant, also war es vorteilhaft und für mich sogar notwendig, die Schrift bereits lesen und schreiben zu können und auch schon etwas Grundwissen bezüglich Grammatik zu haben. Die erste Woche des Intensivsprachkurses war also größtenteils wiederholend und dann musste ich auch täglich viel lernen, um gut mitzuhalten. Die Mühe lohnte sich, um in einem Semester grundlegende Inhalte auf Koreanisch sprechen, lesen, schreiben und verstehen zu lernen. Als Austauschstudentin durfte ich den Intensivsprachkurs kostenlos besuchen.

Für Fragen bezüglich Prüfungen usw. konnte ich mich jederzeit bei den jeweiligen Lehrpersonen melden, welche alle sehr hilfsbereit waren. Auch das Office of International Affairs (OIA) war für weitere Fragen jederzeit kontaktierbar.

Semesterende


Für die Notenübertragung und Anrechnung der Kurse hatte ich nach dem Semester ausreichend Zeit. Es war unkompliziert, mir Kurse aus anderen geisteswissenschaftlichen Fächern für mein Studium anerkennen zu lassen.

Insgesamt war das Semester für mich einfacher als erwartet und ich würde den Auslandsaufenthalt sofort wieder antreten. Ich konnte einen wunderbaren Einblick in die koreanische Kultur, Sprache und den universitären Alltag in Seoul gewinnen.

Ein Auslandsaufenthalt während Ihres Studiums stellt eine einmalige Erfahrung dar und hilft Ihnen nicht nur im Studium voranzukommen, sondern eröffnet Ihnen auch neue Perspektiven für Ihre spätere Karriere und Ihren persönlichen Werdegang. Welches Mobilitätsprogramm am besten zu Ihnen passt, hängt von vielen verschiedenen Faktoren ab, wie etwa Ihren Sprachkenntnissen und individuellen Vorlieben, Ihrem Studienfortschritt, wie viel Zeit Sie im Ausland verbringen möchten und ob Sie lieber im Ausland studieren, forschen oder arbeiten möchten. Erfahren Sie mehr über die vielfältigen Möglichkeiten für Auslansaufenthalte auf den Seiten des International Relations Office: Studierendenmobilität Outgoing.

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