Ein detaillierterer Blick aber lohnt sich, denn Karl Prieler hat in seinem aktuellen Werk sehr genau hingeschaut. In einer Art Zeitreise lässt er Kitzbühel im Lichte der Reiseliteratur des 19. Jahrhundert auftauchen und arbeitet sich über Weltkriege und dunkle Zeiten bis hin zum Kapitel „Literarische Vergangenheitsbewältigung“, für die Helmut Schinagl und Herbert Rosendorfer stellvertretend stehen.
Ein im wahrsten Sinne des Wortes eigenes Kapitel für sich stellt das Hahnenkammrennen dar. Sportlich als Event von Weltformat gefeiert und zelebriert, spielt es in der Literatur interessanterweise eine völlig untergeordnete Rolle. 1981 dient es jedoch als perfekter Nährboden für zwei satirische Erzählungen eines wohlbekannten Tiroler Autors, der sich mit dem alpinen Mega-Spektakel auseinandersetzt. Und so schimmern durch Felix Mitterers Texte aus dem Werk „An den Rand des Dorfes“ bereits die Vorboten der „Piefke-Saga“, wie es Prieler so bezeichnend schreibt.
Dass auch der Regionalkrimi vor der Gamsstadt nicht Halt macht, ist ebenso logisch wie nur konsequent – der gebürtige Kitzbüheler Georg Haderer lässt in seinem ersten Kommissar-Schäfer-Roman ebendort ermitteln und schlägt damit auch wieder eine Brücke… zum Wintersport.
Schließlich fahren Krimis wie Skirennen in der Regel einen Parallelslalom: Spannend und mit ungewissem Ausgang…
Literaturstadt Kitzbühel : im Schatten von Tourismus und Sport
Karl Prieler
Innsbruck: Universitätsverlag Wagner
2021, 100 Seiten
ISBN: 9783703065545
Christian Kössler, ULB Tirol