Ein ganz besonderer Hotspot sind dabei die MARTHA- Dörfer (Mühlau, Arzl, Rum, Thaur und Absam) mit ihren Muller- und Matschger-Umzügen in unmittelbarer Nähe Innsbrucks. Dabei wechselt jährlich der „Austragungsort“ und so wird man sie dieses Mal am 12. Februar alle in Rum finden – die Hexen und Klötzler, die Halbweißen, die Melcher und Spiegeltuxer, die Zaggeler und Zottler. Die Wochen vor diesem Spektakel stehen ganz im Zeichen von unglaublichem Engagement, von Kreativität, Liebe zum Detail und akribischer Planung.
Wenig verwunderlich, dass sich eine weit über die Grenzen Tirols bekannte Brauchtumsveranstaltung letztlich auch „literarisch“ niederschlägt. In der Gemeinde Rum hat man dazu das Format der „Mullerzeitung“ gewählt.
2014 und 2019 erschienen, beinhaltet sie umfangreiche Informationen über die unterschiedlichsten Figuren und Akteure, stellt im Hintergrund Organisationskomitee und entsprechende Vereine vor, legt aber auch eine Schiene bis hin ins 17. Jahrhundert zum „Muller- und Hutterlaufen“ des Jahres 1642.
Das bunte Treiben zum Winterausklang findet sich übrigens lyrisch bearbeitet im in der Muller-Zeitung abgedruckten Gedicht „Mullerschaugn“ von Maria Recheis, die sich in ihren Werken als Rumer Autorin vor allem auch mit überliefertem alten Brauchtum aus der Region auseinandergesetzt hat.
Über den immensen Stellenwert dieser Umzüge wusste übrigens der Verfasser dieser Zeilen, aufgewachsen im Neu-Rum der 1980er-Jahre, schon recht früh Bescheid. Unvergessen bleibt der Auftrag, im Zeichenunterricht der Volksschule jene Fasnachtsfiguren zu Papier zu bringen – sie haben auch Jahrzehnte später immer noch nicht an Faszination verloren.
Christian Kössler, ULB Tirol