1969–2020

Katharina Krones und Konstantin Friebe

Da der zweite Teil der Orchesterchronik vor allem auf Erinnerungen langjähriger Orchestermitglieder und der Dirigenten beruht, haben wir in diesem Teil auf wissenschaftliche Zitierweise verzichtet. Der Teil über die Zeit unter Michael Mayr und Waldo Gottardi beruht auf den Erzählungen dieser beiden Dirigenten und auf den zahlreichen Zeitungskritiken aus jener Zeit. Die Teile über Nikolaus Netzer, Stefan Susana, Hermann Pallhuber und Michael Koenig stützen sich über weite Strecken auf die Chronik, die Christian Bader in den frühen 2000ern verfasst hat; wo sich Lücken auftaten, konnten wir diese mit Erinnerungen von Netzer und Koenig selbst sowie von einigen Orchestermitgliedern füllen. Der letzte Teil über Claudio Büchler beruht ebenfalls auf Erzählungen und auch den eigenen Erlebnissen der VerfasserInnen sowie den vorhandenen Kritiken.

Nach dem Rücktritt von Othmar Costa im März 1969 wurde Michael Mayr, Innsbrucker Domorganist und Lehrender am Konservatorium, durch Vermittlung des damaligen Orchestermitglieds Edgar Nachbaur der neue Leiter des Collegium musicum. Er bereitete als erstes Konzert die 300-Jahr-Feier der Universität Innsbruck vor, die in diesem Jahr stattfand, und brachte hierbei Werke des komponierenden Kaisers Leopold I., des Gründers der Universität, auf die Bühne.

Das Collegium musicum führte in den Jahren unter Michael Mayr seine Arbeit wie gewohnt fort und erarbeitete in wöchentlichen Proben Programme, die in Semesterkonzerten im Kaiser-Leopold-Saal der Alten Universität aufgeführt wurden. Probenwochenenden gab es zu dieser Zeit noch nicht. Dafür war es üblich, die „Promotionen sub ausspiciis“ musikalisch zu umrahmen. Das Orchester setzte sich aus StudentInnen, musikalisch bestausgebildeten AssistentInnen und ProfessorInnen sowie einigen wenigen uniexternen MusikerInnen zusammen. Um dem Orchester beizutreten, war kein Vorspiel nötig. Da das Orchester die meiste Zeit nicht als Lehrveranstaltung geführt wurde, wurde die Finanzierung hauptsächlich über freiwillige Spenden bei den Semesterkonzerten bewältigt, teilweise auch über privaten Einsatz des Dirigenten.

Unter Michael Mayr wuchs das Collegium musicum, was sich auch positiv auf die Qualität des Orchesters auswirkte. So steht 1974 in einer Kritik der Neuen Tiroler Zeitung: „Man staunt, wie reichlich die Streicher das Podium bevölkern und spürt die Vermehrung auch im pastosen, wohldisziplinierten und durch außergewöhnlich saubere Intonation auffallenden Klangcharakter. Die paar Holzbläser mischen dabei farbgebend mit.“ (Neue Tiroler Zeitung, 19.02.1974)

Das Collegium war in dieser Zeit noch hauptsächlich ein Streichorchester. Das merkt man auch an den aufgeführten Programmen: Die gespielten Werke stammen vor allem aus der Barockzeit, aufgeführt wurden auch wenig gespielte Kompositionen der Vorklassik und Werke der Klassik und der Frühromantik, aber auch des 20. Jahrhunderts (Hindemith, Strawinsky, Frank Martin etc.). 1978 wagte sich das Orchester anlässlich des Schubertjahres an die Aufführung von Schuberts 1. Symphonie, was offensichtlich als für das Collegium musicum sensationell wahrgenommen wurde. So schreibt Jutta Höpfel in der Neuen Tiroler Zeitung: „Daß Michael Mayr […] mit seinem fast ausschließlich dem Amateurstatus zuzuordnenden Orchester auch vor einer symphonischen Aufgabe nicht zurückschreckt, beweist erfreulich couragierten Idealismus.“ (Neue Tiroler Zeitung, 11.02.1978) 1987 führte das Collegium musicum dann erstmals ein Klavierkonzert auf – auch das wurde in einer Kritik als erstaunliches Novum kommentiert: „[E]rstmals wurde im Rahmen der Veranstaltungen des ‚Collegium musicum‘ ein Klavierkonzert gegeben. […] Diese ‚Premiere‘ ist […] erfolgreich verlaufen und wird sicherlich weitere Konzerte dieser Art nach sich ziehen.“ (Tiroler Tageszeitung, 16.03.1987)

Die Konzerte des Collegium musicum waren in der Zeit unter Michael Mayr immer gut besucht, so schreibt die Neue Tiroler Zeitung 1977 sogar: „Zu den konstant bestbesuchten Veranstaltungen des Innsbrucker Musiklebens zählen immer wieder die Konzerte des Collegium musicum im Kaiser-Leopold-Saal der Alten Universität.“ (Neue Tiroler Zeitung, 08.02.1977)

Besondere Höhepunkte in der Zeit unter Michael Mayr bildeten Konzerte im Ausland. Das Orchester erhielt als Vertreter der Universität mehrmals Einladungen in die Partnerstadt Freiburg im Breisgau, nach Padua und Reggio di Calabria. Die Kontakte nach Italien kamen über den aus Reggio di Calabria stammenden Professor Giuseppe Zuccalà zustande, der an der Universität Innsbruck italienisches Strafrecht lehrte. Unter Michael Mayr, der seit 1975 auch Domkapellmeister war, fanden gemeinsam mit dem Domchor auch immer wieder Aufführungen großer kirchenmusikalischer Werke statt, in Innsbruck, Südtirol (Algund) und Deutschland. Für ihre Verdienste erhielten Michael Mayr und der langjährige Konzertmeister Waldo Gottardi im Jahr 1989 das Ehrenzeichen der Universität Innsbruck.

Irgendwann gegen und kurz nach dem Ende der Ära von Michael Mayr, dies konnte leider nicht rekonstruiert werden, scheint das Collegium aus der universitären Satzung verschwunden zu sein, was aber offensichtlich kaum wahrgenommen wurde. Es sollte einige Jahre dauern, bis das Orchester offiziell wieder zur Universität gehörte.

Nachdem Michael Mayr zum Konservatoriumsdirektor berufen worden war, war unklar, wer der neue Leiter des Collegium musicum werden würde. Die Proben übernahm 1993/94 der bisherige Konzertmeister Waldo Gottardi und er leitete im Juni 1994 ein Konzert im Kaiser-Leopold-Saal, über das in einer Kritik steht: „Daß Gottardi selbst ein ausgezeichneter Streicher ist, war zu spüren. Der Streichergruppe muß wohl des Dirigenten ganze Aufmerksamkeit während der Proben gewidmet gewesen sein, der Klang lohnte es.“ (Tiroler Tageszeitung, 05.07.[?]1994)

In der Folge beschloss das zu dieser Zeit sehr kleine Collegium, ein Probedirigat durchzuführen, um  für einen längeren Zeitraum einen neuen Dirigenten oder eine Dirigentin zu finden. Die Wahl fiel von den etwa vier BewerberInnen auf Nikolaus Netzer, der im Orchester schon früher als Posaunist mitgewirkt hatte. Das Orchester hatte zu diesem Zeitpunkt nur mehr eine kleine Besetzung, da in jener Zeit viele der StammmusikerInnen nach und nach aufgehört hatten mitzuspielen. Die Jahre 1996 bis 1998 verwendete der neue Leiter darauf, das Orchester wieder aufzubauen und personell zu erweitern. Flyer wurden gedruckt, in allen Fakultäten verteilt und über Mundpropaganda neue Mitglieder angeworben. Nach und nach wuchs so die Zahl der StreicherInnen von ca. zwölf auf vierzig. Auch neue Formen wurden ausprobiert, so das Zusammenspiel mit Jazzensembles. Nikolaus Netzer kannte als Posaunist auch viele Bläser und brachte sie ins Orchester. Ein Vorspiel für die Aufnahme ins Orchester gab es zu dieser Zeit noch nicht.

Das Orchester benötigte durch die wachsende Größe ein neues Probenlokal und fand es im Sitzungssaal 2 der Alten Universität, wo ab März 1999 die Proben stattfanden. Zum nunmehr bevorzugten Konzertsaal wurde die Aula im Hauptgebäude der Universität.

Obwohl das Orchester eine gewisse Außenseiterposition innehatte, wurde es doch von diversen Dekanen und vor allem von den amtierenden Rektoren Christian Smekal und Hans Moser tatkräftig unterstützt. Zum Beispiel musste die Finanzierung der Leitungsstunden des Dirigenten zu jener Zeit jedes Studienjahr neu bewilligt werden, was aber durch die Unterstützung der Rektoren nie problematisch war. Für verschiedene Aktivitäten wie Konzertreisen gab es später sogar Sonderzahlungen. Lehrveranstaltung war das Orchester zu dieser Zeit allerdings noch keine und das Orchester war auch nicht offiziell Teil der Universität.

Nach den Jahren des Aufbaus wurden auch wieder Probenwochenenden und Konzertreisen geplant und durchgeführt, so zum Beispiel erstmals wieder ein Probenwochenende im November 1999 in Warth am Arlberg und Probentage am Hintersteinersee, Scheffau, im Juni 2000. Eine geplante Konzertreise nach Sarajevo musste wegen Ausbruch des Balkankriegs allerdings abgesagt werden.

Das Collegium drängte immer mehr darauf, wieder als Teil der Universität anerkannt zu werden und diese repräsentieren zu dürfen. Von den amtierenden Rektoren wurde es auch in dieser Beziehung durch Einbindung in diverse universitäre Feierlichkeiten unterstützt.

Am 30. Jänner 1999 eröffnete das Collegium musicum erstmals den Universitätsball im Congress Innsbruck. Damit war die Tradition der alljährlichen Eröffnung des Universitätsballes geboren. Es wurde aber zum Beispiel auch die Weihnachtsfeier der Universität musikalisch umrahmt oder die feierliche Eröffnung der renovierten Theologischen Fakultät mit Schuberts Unvollendeter Sinfonie gestaltet. Auch die Repräsentation nach außen wurde forciert, sei es durch den inter-universitären Austausch mit dem Universitätsorchester von Padua, Italien, oder auch durch einen Auftritt bei der Schi-Weltmeisterschaft in St. Anton, Tirol. In diesen Jahren nannte sich das Orchester zumeist „Collegium musicum, das Universitätsorchester der Leopold-Franzens-Universität Innsbruck“ oder „Universitätsorchester Collegium musicum“, da es zu Verwechslungen mit dem Streichquartett „Collegium Musicum“ gekommen war, welches von ehemaligen Mitgliedern des Orchesters fortgeführt wurde.

Der Universitätschor, der seit Längerem nicht mehr zum Collegium musicum gehörte, wurde in dieser Zeit von Georg Weiß neu gegründet und aufgebaut, und es gab regen Austausch zwischen Chor und Orchester. In dieser Zeit wurde von der Universität auch eine Institution namens „Unisono“ eingeführt, deren Aufgabe die Repräsentation der Universität und die Umrahmung diverser akademischer Feiern hätte sein sollen, was allerdings im Sande verlief.

Bis 1999 bestand die Aufgabe des Leiters nicht nur in der musikalischen Leitung, sondern auch in der organisatorischen. Von der Beschaffung des Notenmaterials über die Organisation der Konzerte bis zum Aufstellen der Stühle vor den Aufführungen war für beinahe jede Aufgabe der Dirigent verantwortlich. Ein großes Anliegen von Nikolaus Netzer war es daher, zumindest einige wichtige Funktionen mit Orchestermitgliedern zu besetzen. So fand im Oktober 1999 erstmalig die Wahl einer Obfrau (Christina Hemmer) statt. Die Organisation von BläserInnen (die nicht fester Bestandteil des Orchesters waren, sondern als Substituten aus dem Landeskonservatorium und dem Mozarteum hinzugeholt wurden), die Organisation der Noten und Probenwochenenden und vieles mehr sollte von nun an vom Orchester selbst mitgetragen werden. Es wurden zum ersten Mal Mitschnitte von Auftritten angefertigt und für die Orchestermitglieder auf CDs gebrannt, eine – bis dahin nicht vorhandene – Chronik des Orchesters wurde begonnen und ein erster Internet-Auftritt auf der Homepage der Universität informierte ab sofort über Konzerte. Außerdem wurde ein Notenarchiv organisiert, um Ordnung in das vorhandene Noten-Chaos zu bringen. Wenn auch diese Umorganisation des Orchesters nicht hundertprozentig in Form von klarer Aufgabenverteilung funktionierte, so wurde nun dennoch dem Leiter eine Vielzahl an Aufgaben abgenommen, vor allem durch die Obfrau/den Obmann. Auch wurde der Übergang zu neuen musikalischen Leitern vereinfacht und das Weiterbestehen des Orchesters unabhängig vom Leiter sichergestellt.

Da Nikolaus Netzer im Sommersemester 2000 das Angebot bekam, vorübergehend als Gastdozent an die Mahidol University in Bangkok, Thailand, (damals Partneruniversität des Mozarteum) zu gehen und dort das Philharmonic Orchestra Bankok zu dirigieren, wurde erneut ein Probedirigat notwendig. Stefan Susana setzte sich unter vier BewerberInnen durch und übernahm in Folge für ein Semester das Collegium musicum. Der studierte Cellist Stefan Susana gestaltete dieses Semester für das Orchester in einer vor allem in streicherischer Hinsicht sehr bereichernden Art und Weise.

Im Oktober 2000 kehrte Nikolaus Netzer für ein weiteres Jahr zum Collegium musicum zurück. In dieses Jahr fallen eine Konzertreise des Orchesters nach Padua vom 8. bis. zum 10. Dezember, mit vorangegangenem Besuch des Concentus Musicus Patavinus (Universitätsorchester Padua) in Innsbruck (Konzert am 27. Mai 2000 in der Aula der Universität Innsbruck) und Probentage in Rodenegg, Südtirol, im Mai 2001. Am 23. Juni 2001 wurde außerdem das Ehrenzeichen der Universität Innsbruck an das langjährige Mitglied des Collegiums, Oswald Hollmann, verliehen – für seine Verdienste um das Collegium musicum. Hollmann war zu dem Zeitpunkt mehr als fünfzig Jahre aktives Mitglied des Orchesters und langjähriger Konzertmeister – 2008 wurde er für sechzigjährige Mitgliedschaft erneut geehrt.

Ende des Sommersemesters 2001 trat Nikolaus Netzer schließlich endgültig als Leiter des Collegium musicum zurück und nahm eine Stelle als Chordirektor und Kapellmeister in Ulm an. Er hinterließ ein nunmehr wieder großes Orchester (Streicherbesetzung: 14 Erste Violinen, 12 Zweite Violinen, 5 Bratschen, 10 Celli, 4 Kontrabässe), welches sich bis zu einem gewissen Grad selber organisieren konnte. Zeitgleich mit dem Dirigenten verließ auch die bisherige Obfrau Christina Hemmer im Oktober 2001 das Orchester; all ihre Funktionen wurden von Christian Bader übernommen.

Als Nachfolger schlug Nikolaus Netzer Hermann Pallhuber vor. Nach einem kurzen Probedirigieren wurde dafür gestimmt, ein Semester gemeinsam zu gestalten. Im Wintersemester 2001/02 gab es unter seiner Leitung ein Konzert in der Aula der Universität, bei dem neben Werken von Mozart und Tschaikowski auch Stücke von Debussy und Albeniz zum Besten gegeben wurden. Hermann Pallhuber dirigierte in Folge auch die Eröffnung des Universitätsballs 2002.

Aufgrund von Unstimmigkeiten gab es am 20. und 27. Jänner 2002 wieder ein öffentliches Probedirigat mit neun KandidatInnen, bei dem als künftiger Leiter Michael Koenig gewählt wurde. Dieser übernahm das Orchester unter gewissen Anfangsschwierigkeiten: Das vorhergehende Konzert hatte aufgrund der großen Besetzung mit hinzugekauften BläserInnen das Budget des Orchesters überschritten und deshalb war es notwendig, für das neue Sommersemester eine kostengünstige Lösung zu finden. Außerdem war der Posten des Konzertmeisters neu zu besetzen. Dennoch gab es trotz der widrigen Umstände im Juni 2002 ein gelungenes Konzert im Kaiser-Leopold-Saal der Theologischen Fakultät, bei dem Koenig das Orchester vom Cembalo aus leitete. In den folgenden Semestern absolvierte das Orchester unter seiner Leitung weitere erfolgreiche Konzerte.

Als grundlegende Neuerung wurden ab dem Wintersemester 2002/03 erstmals auch BläserInnen als feste Mitglieder des Orchesters aufgenommen und somit versucht, alle Register/Stimmen mit Studierenden bzw. Angehörigen der Universität zu besetzen. Dadurch wuchs die Zahl der Mitglieder von ca. 40 auf ca. 70 aktive MusikerInnen, wobei es auch zu dieser Zeit noch keine Probespiele für StreicherInnen gab, sondern nur für die neu dazukommenden BläserInnen. Für die Verbesserung der finanziellen Lage wurden immer wieder Sponsoren gesucht und auch gefunden. Die Mitschnitte der Konzerte wurden professioneller und in Form von CDs bzw. DVDs den Mitgliedern zu privaten Zwecken zur Verfügung gestellt. Proben und auch Konzerte fanden in der Aula der Sozialwissenschaftlichen und Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät (SoWi) statt, und die Uni stellte dem Orchester ab Februar 2004 einen lange erwünschten verschließbaren Lagerraum zur Verfügung. Kammermusikensembles bildeten sich aus den Reihen des Orchesters und wurden durch Auftritte im Rahmen von Konzerten, aber auch durch die Vermittlung der musikalischen Gestaltung akademischer Feierlichkeiten gefördert. Die Probenwochenenden fanden nun vermehrt in Form kurzer Reisen statt, so zum Beispiel 2002 nach Bardolino/Gardasee und 2003 nach Innichen, Südtirol.

Neben einem sehr erfolgreichen Weihnachtskonzert mit dem Universitätschor Innsbruck in der Herz-Jesu-Kirche Innsbruck im Wintersemester 2002/03 gab es im Sommersemester 2003 auch eine Uraufführung eines eigens dafür in Auftrag gegebenen Werkes des zeitgenössischen Wiener Komponisten Johannes Kobald. Mit der szenischen Aufführung des bekannten Singspiels „Bastien und Bastienne“ von Mozart im Wintersemester 2003/04 in der Aula der SoWi Innsbruck, finanziert von Rektor Manfried Gantner, wurde erstmals wieder ein Bühnenstück aufgeführt. Weiterhin wurde die Eröffnung des Universitätsballes bestritten. Vom 24. bis 26. Mai 2003 fand eine Konzertreise nach Bologna, Italien, mit einem Konzert in der Aula Absidiale der Universität Bologna statt. Diese Reise wurde von Rektor Hans Moser gefördert.

Im Oktober 2003 gab Christian Bader seine Aufgaben als Obmann an Verena Marschnig ab, ihr Stellvertreter wurde Wolfgang Hänsel. Im gleichen Jahr gab es zudem Überlegungen, das Orchester in einen Verein zu überführen, um die Organisation zu verbessern. Statuten dazu wurden entworfen, doch kam es nicht zur Umsetzung, da dieser Schritt von der Universität nicht unterstützt wurde und zudem das eigentliche Ziel stets war, wieder offiziell Teil der Universität zu werden. Es gab nun auch Aufnahmen des Österreichischen Rundfunks und Ausstrahlungen von Ausschnitten aus den Konzerten, zum Beispiel wurde ein Teil des Konzerts vom 03. Juni am 05. Juni 2003 im Radio Tirol in der Sendung Ton für Ton ausgestrahlt. 2004 folgte ein Großprojekt mit einer Reise nach Wien und der Aufführung von Anton Bruckners „Te Deum“ und Leonard Bernsteins „Chichester Psalms“ in Zusammenarbeit mit dem Universitätschor Innsbruck und dem Chor der Wirtschaftsuniversität Wien. Diese Auftritte fanden als Benefizkonzerte für das „Hospiz Österreich“ im Juni 2004 in der Votivkirche Wien und erstmals im Saal Tirol des Congress Innsbruck statt.

Am 17. Jänner 2004 spielte das Universitätsorchester in Salonorchesterbesetzung am Charity-Ball in Hall Tanzmusik. Dies war die erste Zusammenarbeit mit dem Round Table 18 Innsbruck – eine Kooperation, die seitdem durch regelmäßige Benefizkonzerte gepflegt wird. Am Universitätsball 2004 gestaltete das Collegium musicum dann auf Anregung der Veranstalter nicht nur die Eröffnung, sondern spielte in Salonorchesterbesetzung abwechselnd mit einer Bigband den ganzen Abend lang die Tanzmusik in der Dogana des Congress Innsbruck.

Michael Koenig war bemüht, die Organisation des Orchesters zu verbessern, und förderte auch die Zusammenarbeit mit dem Universitätschor Innsbruck unter Georg Weiß, nicht nur in Form gemeinsamer Konzerte, sondern vor allem auch im gemeinsamen Auftreten als musikalische Ensembles gegenüber der Universität.

Durch diese Repräsentationsarbeit nach außen und innen, zum Beispiel durch die musikalische Umrahmung der Inaugurationsfeier des neuen Rektors Manfried Gantner (22. November 2003, SoWi-Aula), konnte im Zuge der Neuorganisation der Universität unter Rektor Gantner nach Jahren erfolgloser Bemühungen endlich erreicht werden, dass das Collegium musicum wieder fester Teil der Universität Innsbruck wurde: Ab dem Wintersemester 2004/05 wurden das Universitätsorchester Collegium musicum und der Universitätschor als universitätsnahe Einrichtungen dem Büro für Öffentlichkeitsarbeit (damals unter Leitung von Jürgen Steinberger) der Leopold-Franzens-Universität Innsbruck zugeordnet.

Im Juni 2005 trat Michael Koenig als Dirigent des Universitätsorchesters zurück, da er sich vermehrt anderen Aufgaben widmen wollte. Zudem war schon 2004 ein Konzert mit der geplanten 9. Symphonie von Dvořák aus Gründen der Spielbarkeit abgesagt worden. Also wurde erneut ein Vordirigieren angesetzt, bei dem sich am 21. Juni 2005 Claudio Büchler gegen drei weitere KandidatInnen durchsetzte und neuer Dirigent des Universitätsorchesters wurde. Als erstes Konzert unter Claudio Büchler führte das Orchester im Oktober 2005 die Jubelmesse von Carl Maria von Weber im Semestereröffnungsgottesdienst auf, die es schon im Juni zuvor mit Michael Koenig gespielt hatte. Sein erstes großes Konzert mit dem Orchester dirigierte Büchler dann am 7. Dezember 2005 im Kaiser-Leopold-Saal. Auch eine neue Konzertmeisterin konnte gewonnen werden: Claudia Ortner, die dem Orchester bis zum Sommersemester 2015 eine wunderbare Konzertmeisterin blieb. Das Orchester nannte sich zu dieser Zeit „Universitätsorchester Collegium musicum Innsbruck“. In der Saison 2007/08 wurde das Orchester dann endgültig in „Universitätsorchester Innsbruck“ umbenannt, um Verwechslungen mit dem Streichquartett Collegium Musicum ganz zu vermeiden.

In den folgenden Jahren entwickelte sich das Orchester unter Claudio Büchler weiter und wagte sich auch immer öfter an die „großen Werke“ der Musikliteratur, wie beispielsweise Dvořáks 9. Symphonie „Aus der neuen Welt“ oder Maurice Ravels Boléro. Aufgrund der gestiegenen spielerischen Ansprüche wurden nun auch Probespiele für alle Register eingeführt. Die Semesterkonzerte, zumeist zwei an aufeinanderfolgenden Tagen, fanden zunächst im Kaiser-Leopold-Saal, ab Dezember 2007 auch einige Male in der Pfarrkirche Maria am Gestade und im April 2009 erstmals im Saal des Canisianum statt. Ein Kommentar des langjährigen Klarinettisten des Universitätsorchesters, Martin Steiner, über diese Zeit: „Erste Konzerte im Kaiser-Leopold-Saal waren immer überfüllt, Konzerte in Maria am Gestade immer kalt.“ Regelmäßig fanden Probenwochenenden statt, ab Juni 2006 zumeist einmal im Jahr im Universitätszentrum Obergurgl, Tirol.

Am 17. Dezember 2008 und am 29. April 2009 wurden die Konzerte in der Pfarrkirche Maria am Gestade und im Collegium Canisianum Innsbruck aufgenommen und Teile davon zusammen mit Musik der UniBigBand 2009 zu einer CD gebrannt, die erstmals auch professionell gemischt wurde. Im April 2009 fand dann nach längerer Zeit wieder eine Reise mit einem Konzert außerhalb von Innsbruck statt, nach Reutte, Tirol. In diesem Sommer feierte auch das legendäre „Orchestergrillen“ im Garten des 1. Fagottisten des Orchesters, Marcel Ritter, seine Premiere, das seitdem zu einer liebgewonnenen alljährlichen Tradition des Orchesters geworden ist. Die beiden Obleute, die die Organisation des Orchesters übernehmen, wechselten in jenen Jahren ungefähr alle ein bis zwei Jahre. Zu erwähnen sind hier Claudia Ortner und Gebhard Sinz, Raphaela Högl und Hedwig Mravlag, Sigrid Kellermann und Teresa Rauscher und Regina Hagen und Anna Horner.

2010 wurde erneut eine CD aufgenommen, Dvořáks Stabat Mater, aufgeführt am 11. Dezember 2010 in der Pfarrkirche Maria am Gestade mit dem Akademischen Chor Zürich. Diese Kooperation führte auch zur ersten Auslands-Konzertreise unter Claudio Büchler im Jänner 2011 nach Zürich. Dort wurden zwei Konzerte gegeben (am 07. und 08. Jänner 2011 in der Kirche Neumünster). Schon im Mai 2012 folgte die nächste große Orchesterreise nach Bologna mit einem Konzert am 27. Mai in der Chiesa di Santa Cristina, unterstützt durch die großzügigen Förderer des Orchesters Dr. Herta und Prof. Dr. Konrad Arnold. Zuvor hatte das Partnerorchester Collegium Musicum Almae Matris Bologna am 10. Dezember 2011 ein Gastkonzert in der Pfarrkirche Maria am Gestade in Innsbruck gegeben. In diesem Sommersemester brachte das Universitätsorchester auch wieder eine Uraufführung auf die Bühne: die Ballade für Sopran und Orchester „Der Zauberlehrling“ des Tiroler Komponisten Franz Baur.

Ab dem Wintersemester 2012/13 übernahmen Konstantin Friebe und Martin Steiner die Obmannschaft des Universitätsorchesters. Es folgten die Uraufführung der 1. Symphonie eines jungen Tiroler Kompositionsstudenten, „Symphony“ von Martin Anton Schmidt, und außerdem Tschaikowskis berühmtes erstes Klavierkonzert mit dem bekannten Tiroler Organisten und Pianisten Michael Schöch. Nach einer Reise nach Freiburg im Breisgau (17. bis 20. Mai 2013) mit Konzert im dortigen Audimax (und legendärer Weinverkostung) wagte sich das Universitätsorchester erstmals wieder an ein Konzert im Congress Innsbruck. Das gut besuchte und erfolgreiche Konzert gab diesen Bemühungen recht und führte dazu, dass das Orchester ab diesem Zeitpunkt alle seine Semesterkonzerte in den Congress verlegte. Im Sommersemester 2014 folgten eine Reise nach Dijon mit einem Konzert in der Eglise Saint Joseph und ein Konzert im Congress Innsbruck, bei dem neue Wege beschritten wurden, da das Programm zur Gänze aus Filmmusik bestand. Im gleichen Jahr spendete der langjährige Förderer Karlheinz Töchterle dem Orchester einen im Schlagwerk dringend benötigten Gong.

Im Sommersemester 2015 nahm das Universitätsorchester dann sein 95-jähriges (bzw. seit der Neugründung während des Nationalsozialismus 75-jähriges) Jubiläum zum Anlass für ein äußerst ambitioniertes Projekt: Gustav Mahlers 2. Symphonie „Die Auferstehung“. Um dieses Programm zu bewältigen, absolvierte das Orchester zwei Probenwochenenden (eines in Innsbruck und eines in Bad Tölz) und hatte außerdem professionelle DozentInnen eingeladen, die mit den einzelnen Stimmgruppen probten. Das Konzert am 03. Juli 2015 im Congress Innsbruck wurde ein fulminanter Erfolg.

In den nächsten Jahren intensivierte das Universitätsorchester unter Claudio Büchler die Erarbeitung von großen, berühmten Werken der Orchesterliteratur und arbeitete auch vermehrt mit InstrumentalsolistInnen zusammen (Sabrina Lanzi, Martin Yavryan, Peter Polzer, Paul Handschke, Michael Schöch u. a.). Als Obleute der nächsten Jahre sind Felix Prüfert (Wintersemester 2014 bis Wintersemester 2016), Hannah Köll (Wintersemester 2015 bis Wintersemester 2016), sowie Benedikt Sonnleitner und Alexander Rudolph (ab Sommersemester 2017) zu erwähnen. Konzertreisen fanden vom 26. bis 29. Mai 2016 nach Düsseldorf (mit Konzert in der Heinrich-Heine-Universität) und vom 20. bis 22. Jänner 2017 nach Tortona, Italien, mit Konzert im Teatro Civico statt.

Im Jänner 2017 kam es zu einem tragischen Unfall: Eine junge Geigerin des Orchesters, Antonia Hornstein, verlor bei einem Brandunglück ihr Leben. Das Konzert am 23. Juni 2017 im Congress Innsbruck mit Tschaikowskis 6. Symphonie „Pathétique“ und Faurés Requiem war ihr gewidmet, zusätzlich wurde das Requiem auch im Innsbrucker Dom aufgeführt.

Im Mai 2017 hatte erstmals ein Probenwochenende in der Jugendherberge (ehemaliges Grand Hotel) in Toblach, Südtirol, stattgefunden, die sich in den Jahren darauf zu einem beliebten Probenort des Orchesters entwickelte. Im Sommersemester 2018 kam es zu einer Kooperation mit dem Richard Wagner Verband Innsbruck-Bozen. Das Universitätsorchester spielte bei seinem Semesterkonzert im Rahmen des Jahreskongress des Richard-Wagner-Verband International e. V. im Congress Innsbruck unter anderem Wagners Meistersinger-Ouvertüre sowie Bruckners 4. Symphonie. Auch dieses Konzert wurde ein voller Erfolg. Das nächste außergewöhnliche Großprojekt des Orchesters fand zum 350-jährigen Jubiläum der Universität Innsbruck statt. Die Südtiroler Komponistin Manuela Kerer komponierte hierfür ein Werk für die drei Ensembles der Universität Innsbruck: das Universitätsorchester, die UniBigBand und den Universitätschor. „Unified“ brachte über 200 MusikerInnen und SängerInnen auf die Bühne und spielte mit „lautmalerischen Elementen, die die Klänge der Universität musikalisch fassen wollten, setzte […] mit moderner Musiksprache auf Zwischentöne, sanft irritierende Chorpassagen und subtile Klangflächen.“ (Tiroler Tageszeitung, 02.02.2019). Im darauffolgenden Semester wurde am 23. Juni 2019 im Congress Innsbruck ein Live-Mitschnitt des Semesterkonzertes mit Werken von Schostakowitsch, Rachmaninow und Mussorgski angefertigt und eine professionelle CD gemischt. Eine Woche später spielte das Universitätsorchester dasselbe Programm im Gustav-Mahler-Saal in Toblach ein zweites Mal.

Sein Jubiläumsjahr 2020 startete das Universitätsorchester Innsbruck mit einem Konzert am 26. Jänner im Congress Innsbruck. „Die spürbare Begeisterung“ betitelte die Kronen Zeitung ihre Kritik zu diesem Konzert – und diese Begeisterung für die Musik und das Zusammenspiel im Orchester, die sich regelmäßig aufs Publikum überträgt, macht für uns das Besondere unseres Orchesters aus.

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