Lukas Winiwarter

Neugierde ohne Grenzen

(05.12.2024)

Lukas Winiwarters Büro schafft den Spagat zwischen „gut organisiert“ und „gemütlich“. Den aufgeräumten Stehschreibtisch nehmen nur Monitor, mechanische Tastatur und ein Laptop in Beschlag, dessen Grafikkarte hörbar arbeitet. Daneben laden zwei bequeme Sessel ein, sich zurückzulehnen. Die Wände zieren eine topografische Karte Tirols – natürlich selbst 3D-gedruckt – sowie eine Wand-füllende Kopie des Atlas Tyrolensis. „Der war schon hier, als ich eingezogen bin“, meint er. „Aber ich finde ihn sehr schön – und auch sehr passend.“

Bindeglied

Winiwarter tanzt ein wenig aus der Reihe. Der Geodät – „oder Geometer – da ist sich die Fachwelt selber nicht ganz einig“, klärt er auf – hat schon im akademisch zarten Alter von 30 Jahren seine Professur angetreten. Üblich sei das nicht, meint er. „Mir hat vielleicht geholfen, dass ich für jemanden in einem sehr technischen Bereich recht viel Kommunikationsfreudigkeit nach außen mitbringe.“ Als extrovertiert will Winiwarter sich nicht bezeichnen. „Aber für einen Techniker bin ich das vermutlich schon. Es gibt sicher Leute, die technisch versierter sind. Und auch in der Wissenschaftskommunikation sind andere besser. Aber ich fülle wohl die Lücke dazwischen.“

In Peter Anichs Fußstapfen

So hat es den gebürtigen Wiener Anfang 2024 nach Tirol verschlagen oder um genau zu sein nach Oberperfuss – den Geburtsort von Geodäsie-Pionier Peter Anich, aus dessen Feder nicht zuletzt der Atlas Tyrolensis stammt. „Was ein sehr schöner Zufall ist“, meint Winiwarter. Und er hat sich sehr schnell eingelebt. „Ich habe die Chance gleich genutzt, mir von unserer Bürgermeisterin eine Führung durch das Peter-Anich-Museum geben zu lassen“, berichtet Winiwarter. „Sie hat mir viel über Anichs Geschichte und Wirken erzählen können – und ich ihr über seine wissenschaftliche Methodik und seine Entwicklungen. Das hat ziemlich Spaß gemacht.“

Berge erleben

Auch sonst ist er gut angekommen: Gerade einmal zwei Wochen sind zwischen seinem Einzug im Februar und seinem Beitritt zum lokalen Laufclub vergangen. Beim Sport – sei es Laufen, Wandern oder Skifahren – erlebt er die Alpen, mit deren Topografie er sich beruflich befasst, auch privat aus nächster Nähe. Dabei geht es ihm vor allem um das Naturerlebnis und den Ausgleich. „Man zieht nicht nach Tirol, wenn einen nicht irgendwie die Berge rufen“, ist er überzeugt. Die freie Natur hilft ihm beim Entspannen. Den Leistungs-Fokus versucht er auf den Job zu beschränken. „Deswegen gebe ich mir auch Mühe, das hart zu trennen“, erklärt Winiwarter.

Ja und nein

Auf die Frage, wie gut ihm das gelinge, zögert er allerdings. Denn getrackt wird das Erbrachte natürlich auch im Sport. Man wolle ja wissen, wo man im Training stehe. „Und mit der Smartwatch ist das auch wunderbar einfach.“ An Wettbewerben wolle Winiwarter aber nicht teilnehmen. „Auch wenn meine Mit-Läufer- und Läuferinnen mich gerade dazu zu überreden versuchen. Aber. Ich halte durch. Zumindest noch.“ Einfach fällt ihm das nicht. Denn eigentlich würde er am liebsten ‚Ja‘ zu allem sagen. „Aber das ist natürlich ein Balanceakt. Und jedes ‚Ja‘ an einer Stelle bedeutet ein ‚Nein‘ woanders.“

Faszination Technik

Und nach einem „woanders“ muss Lukas Winiwarter nicht lange suchen. Denn auch wenn er nicht gerade arbeitet, verfolgen ihn Wissenschaft und Technologie auf Schritt und Tritt: „Das ist für jemanden in einem Feld wie meinem wohl die Norm“, meint er. So wird zu Hause 3D-gedruckt, CNC-gefräst, Laser-gecuttet, aber auch Software entwickelt – vom einfachen Python-Script bis hin zum Training von neuralen Netzwerken. „Ich habe ein wenig mit KI-Erkennung von Vögeln in unserem Garten herumgespielt“, erzählt er. „Das war spannend – und deutlich weniger trivial, als man meinen würde.“ Dass Aspekte seiner Arbeit sich dabei mit seinen Hobbies vermischen, stört ihn gar nicht. Im Gegenteil: „Die Neugierde hört ja nicht hinter der Türe zum Institut auf.“

(Autor: Daniel Feichtner)

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Steckbrief

Porträt von Lukas Winiwarter

Name

Lukas Winiwarter

Funktion

Professor für Geodäsie mit Schwerpunkt Geoinformatik und KI-Anwendungen

An der Uni seit

Februar 2024

Wohnort

Oberperfuß

Herkunft

Wien

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