Marie-Luisa Frick

Dynamische Balance

(15.11.2019)

Als Marie-Luisa Frick für ihr Studium nach Innsbruck kam, gab es bereits einen klaren Plan: „Ich habe mich für zwei Fächer inskribiert“, erzählt die gebürtige Lienzerin. „Rechtswissenschaften und Philosophie. Gewissermaßen ein Studium für den Beruf, und eines für das Leben und die persönliche Bildung.“ Dass es schlussendlich doch die Philosophie geworden ist, der sie sich auch beruflich verschrieben hat, ist dagegen eher „passiert“, meint sie: „Es war gerade am Institut für Philosophie eine Dissertationstelle ausgeschrieben. Ich könnte mir aber auch heute noch vorstellen, als Juristin zu arbeiten.“ Denn egal ob Philosophie oder Rechtswissenschaft – im Grunde genommen gehe es um das Gleiche: präzise Begriffe zu schaffen, die eine klare Sicht erzeugen und als Fundament für strukturiertes, schlüssiges Denken dienen.

Eine eindeutige Trennung zwischen Beruf und Privatleben gibt es, wie bei den meisten Wissenschaftlern, auch für Frick nicht. Das sieht die Philosophin aber durchwegs positiv: „Wissenschaft ist eine Lebensaufgabe. So etwas kann man nicht halbherzig betreiben oder sich davor schützen, Ideen zu haben, nur weil man gerade etwas anderes tut.“ Trotz – aber auch gerade wegen – dieser Hingabe braucht sie genauso Auszeiten, in denen sie sich ganz bewusst zurückzieht.

Höhen und Weiten

Dabei dient ihr das Studienjahr und sein Wechsel zwischen Arbeits-Flut und -Ebbe als grobe Struktur. Klingt das Sommersemester aus, führt sie ihr erster Weg meistens zurück in ihre Heimat, nach Dölsach und in die Berge Osttirols – mit Bus und Bahn, denn ein Auto besitzt sie nicht: „In einer Stadt von der Größe Innsbrucks wäre das eher hinderlich“, meint Frick. „Und wenn ich reise, dann meistens so weit weg, dass mir ein Auto auch keine Hilfe wäre.“ Fern von Menschen bieten ihr Natur und Einsamkeit einen Gegenpol zu den sehr sozialen Aspekten des Universitätsalltags. Denn auch wenn sie gerne von Menschen umgeben ist: „Auf Dauer kann das anstrengend sein. Auch da braucht es einen Ausgleich.“

Sind die sozialen Batterien wieder aufgeladen, sucht Frick den Austausch, mit anderen Kulturen, anderen Gesellschaften und anderen Menschen. Egal ob in den USA oder Asien versucht sie bewusst, ihren Horizont so weit, wie möglich zu öffnen. „Heute ist es zu wenig, sich in seiner eigenen, kleinen Welt zu bewegen“, ist sie überzeugt. Und auch in Richtung Meer zieht es sie regelmäßig – vor allem nach Mauritius, um dort Zeit mit Freunden zu verbringen, zu schreiben, dem südlichen Lebensstil zu frönen oder nicht zuletzt zu tauchen. Denn: „Gerade dann, wenn kein Buch, kein Blatt Papier und kein Stift greifbar sind, fällt es am leichtesten, komplett abzuschalten.“

Kein Stillstand

Es sind solche Zeiten von mitunter „absoluter Disziplinlosigkeit“, wie Frick selbst sagt, die ihr dann wieder Elan verleihen, um sich mit vollem Einsatz Lehre und Forschung zu widmen. Dabei kommt es aber nicht nur auf Gegenpole und Extreme an, sondern vor allem auf den dynamischen Wechsel: Das Geheimnis mit beiden Beinen stabil im Leben zu stehen, sei nicht der Stillstand, sondern gekonnte, sichere Balance, sagt die Philosophin. Und sich ihrer Berufung zu verweigern, wäre auf Dauer so oder so keine Option: „Philosophie ist überall drin, egal ob ich ein Fachbuch lese, oder einen Roman oder ein Gedicht, ob ich alleine auf einem Berg stehe oder mitten in einer Metropole: Ein Entkommen gibt es nicht. Die Philosophie ist immer ums Eck.“

(Autor: Daniel Feichtner)

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Steckbrief

Marie-Luisa Frick

Name

Assoz.-Prof. PD Dr. Marie-Luisa Frick

Funktion

Professorin am Institut für Philosophie

An der Uni seit

2001 (Studium); 2006 (Anstellung)

Wohnort

Innsbruck

Herkunft

Lienz

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