Michael Flach
Von den Besten lernen
(01.02.2019)
Betritt man Michael Flachs Büro am Institut für Konstruktion und Materialwissenschaften, sieht man auf den ersten Blick: Sein Herz schlägt für Holz. Anstelle der üblichen Büromöbel reihen sich dort hölzerne Schränke an seiner Rückwand. Und neben einem Schreibtisch zieren ein langer Holztisch und die dazu passenden Stühle den Raum.
Wer lernen will, muss sich den Besten seines Fachs suchen
Flach ist Bayer. Das hört man heute noch – auch wenn sich inzwischen einige andere sprachliche Färbungen zu seinem Bayerisch gesellt haben. Denn, auch wenn es geografisch naheliegend wäre: Geradlinig war sein Weg nach Tirol nicht. Als Kind verbrachte er viel Zeit in den USA, nach dem Studium noch mehr in Frankreich – „geplant war ein Jahr“, erzählt er. „Daraus sind fast 30 geworden. Aber wer lernen will, muss sich den Besten seines Fachs suchen.“ In Lausanne lernte er den Holzbau-Papst Julius Natterer kennen, der erst sein Mentor und bald darauf im gemeinsamen Ingenieursbüro sein Geschäftspartner wurde. 2002 kam Flach nach Innsbruck, um den Stiftungslehrstuhl für Holzbau aufzubauen und zu leiten.
Und seine Passion für Holz ist heute größer denn je. Vor drei Jahren hat Flach ein 500 Jahre altes Bauernhaus im Gschnitztal gekauft, das er seither saniert, umbaut, auf Passivhausstandard und darüber hinaus bringt. Dabei kommt neueste Technologie zum Einsatz – und natürlich viel Holz. Denn Holz ist der ideale Baustoff, ist er überzeugt: „Holz ist organisch, erneuerbar, speichert CO2 und steht für vieles, was wir von der Natur lernen können – und müssen.“ Dabei geht es ihm vor allem um Ressourcenschonung. „Die Natur verbraucht immer so viel, wie zum Überleben nötig ist. Alles, was Verschwendung erzeugt, wird wieder verschwinden. Und das gilt auch für unsere Gesellschaft, besonders heute.“
Man muss sich selber zur Verantwortung ziehen
Genau diese Philosophie setzt er in dem Bauprojekt um. Dazu gehört auch, dass er das Haus nicht alleine bewohnt. Stattdessen ist der Hof als Generationenhaus ausgelegt, in dem Flach mit seinen Kindern und Enkelkindern lebt – in getrennten Räumlichkeiten, aber mit Gemeinschaftlichkeit und Nachhaltigkeit im Fokus. Damit will sich Flach zum einen selbst den Lebenstraum und Lebensraum schaffen. „Zum anderen geht es auch darum, zu beweisen, dass es geht. Und natürlich mit gutem Beispiel voranzugehen“, meint er. „Man muss sich selber zur Verantwortung ziehen und auch anderen das vorleben, was Sinn ergibt – egal ob als Vater oder als Professor.“
Auch wenn Flach dieses Jahr offiziell in den Ruhestand gehen wird, ist das alles andere als wörtlich zu nehmen. Denn das Generationenhaus ist noch lange nicht fertig, geschweige denn der geplante Gemüsegarten. Und auch anderweitig hat er sich viel vorgenommen. Die Koordination der Planung eines Radwegs von Innsbruck bis zum Brenner wäre ein Traumprojekt – natürlich mit vielen Holzbrücken auf der Route.
Ich stehe in regem Kontakt mit Bürgermeister Willi
Und auch in der Hauptstadt gäbe es viel zu tun: „Innsbruck ist zwar ein Zentrum der Holzwirtschaft und -forschung“, meint der Ingenieur. „Bislang fungiert es aber nur als Umschlagplatz und ist keine Holzstadt, die selbst Zeichen für nachhaltige Stadtentwicklung setzt.“ Das liege letztendlich an einem fehlenden politischen Bekenntnis. Mit der neuen Stadtregierung könnte sich das bald ändern – und mit Flachs Know-how: „Ich stehe bereits in regem Kontakt mit Bürgermeister Willi. Und da herrscht einiges an Offenheit.“
(Autor: Daniel Feichtner)
Steckbrief
Name
Univ.-Prof. DDipl.-Ing. Michael Flach
Funktion
Leiter des Arbeitsbereichs Holzbau
An der Uni seit
2002
Wohnort
Gschnitztal
Herkunft
Bayern