Nadja Neuner-Schatz
Zwischen Wissenschaft und Bergwiese
(26.08.2024)
Der Tag von Nadja Neuner-Schatz beginnt in der Regel früh. Schon um 5:30 Uhr führt sie ihr erster Weg in den Stall. Dort versorgt die gebürtige Oberländerin auf dem Nebenerwerbsbetrieb ihrer Familie die Tiere, bevor sie sich auf den Weg in die Universität macht. Das gehört für sie zum Alltag – eigentlich seit jeher. „Nach der Kindheit auf einem Hof, bewirtschafte ich heute gemeinsam mit meinem Mann und unseren drei Kindern den Betrieb, den er von seinen Eltern übernommen hat“, erzählt die Europäische Ethnologin. Die Arbeit daheim wird aufgeteilt. Alle packen mit an – „wobei mein Mann sicher am meisten macht“, meint sie.
Eigenbedarf
Der Hof der Familie ist klein: eine Handvoll Rinder, Schweine und ein paar Hühner. „Wir produzieren in erster Linie Landschaft – und die Eier und das Fleisch, das ist nur für uns, die Familie und Freunde, also Eigenbedarf.“ Dazu kommen steile Wiesen, die es zum Teil von Hand und mit der Sense zu mähen gilt. Die nötige Kondition dafür bringt sie mit – auch ganz ohne Fitness-Studio. Dafür wäre aber so oder so kaum Zeit. Die Motivation für die fordernden Aufgaben ist nicht zuletzt ideologisch: „Es ist ein gutes Gefühl, etwas getan zu haben. Es macht uns glücklich, zusammen etwas zu schaffen.“
Grundsätzliche Neugierde
Damit schließt sich für Neuner-Schatz der Kreis zwischen ihrer wissenschaftlichen Tätigkeit und ihrem privaten Alltag: „Mein Fach ist eine Alltagskulturwissenschaft, wir forschen oft zu den Dingen, die uns nahe sind. Das ist in meinem Fall die Landwirtschaft in Tirol.“ Die wissenschaftliche Neugierde begleitet sie damit eigentlich ständig – sowohl in ihrem Fachgebiet als auch darüber hinaus. Denn Neuner-Schatz wundert sich oft, gerne und im besten Sinne über alles Mögliche. Da kann ein Modetrend, der ihr auf der Straße begegnet, schon Auslöser sein: „Dann frage ich mich: Woher kommen diese weiten Hosen nun auf einmal wieder? Und wie hängt das mit dem Trend zu Nachhaltigkeit, den vielen Krisen, in denen wir leben und der Frage nach dem Umgang mit Ressourcen zusammen.“ So geht sie grundsätzlich mit offenen Augen durchs Leben und entdeckt gerne und häufig Dinge, die nach Erklärungen suchen lassen.
Familiärer Zusammenhalt
Privat lebt Neuner-Schatz nicht nur in einer ländlichen Struktur. Auch ihr familiäres Umfeld ist sozusagen klassisch aufgebaut: Neben ihrer Kernfamilie sind ihr auch Geschwister, Verwandte und gute Freunde sehr nahe. Erst dieses große soziale Netz hat ihr den Weg an die Universität ermöglicht. „Meine Matura habe ich nach der Geburt meines ersten Sohnes am Abendgymnasium nachgeholt“, blickt sie zurück. „Das Studium habe ich dann angefangen, als ich halbtags in einem Reisebüro gearbeitet habe und mein Sohn im Kindergarten war. Ich habe oft und vielfach Unterstützung erfahren, für die ich auch sehr dankbar bin.“
Ausklang
Wenn sie von der Uni nach Hause kommt, gebe es immer etwas zu tun. Es wartet die Arbeit am Hof auf Neuner-Schatz – oder die Kinder. Das hänge auch ein wenig von der Jahreszeit ab. Und das ist gut so, findet sie: „Es ist ein schönes Gefühl, abends müde zu sein – zufrieden-müde, mit dem, was man geschafft hat, nicht erschöpft-müde.“ Auf dem Nachttisch warten in der Regel Bücher. Zum einen findet sich dort natürlich Fachliteratur. Zum anderen haben es ihr Sherlock-Holmes-Romane angetan, die ganz modern am Kindle konsumiert werden.
Digitales Aufräumen
Seit ein paar Wochen hat Neuner-Schatz zudem ein neues Ritual gefunden. „Wir haben kürzlich einen alten Gameboy ausgegraben, auf dem ich Tetris spiele – immer ein Spiel.“ Das sei ganz wunderbar meditativ, erzählt sie. „Vielleicht hat es auch ein wenig mit Sortieren und Aufräumen zu tun – das mache ich gerne, sowohl beruflich als auch privat. Es entspannt mich jedenfalls und ich schlafe danach gut.“ Und das sei wichtig, damit sie früh morgens wieder aus dem Bett komme, fügt sie sie lachend hinzu.
(Autor: Daniel Feichtner)
Steckbrief
Name
Nadja Neuner-Schatz
Funktion
Universitätsassistentin (prae doc) am Institut für Geschichtswissenschaften und Europäische Ethnologie
An der Uni seit
Als Studentin seit 2008, als Universitätsassistentin seit 2022
Wohnort
Imsterberg
Herkunft
Arzl im Pitztal