Rina Alluri
Heimat ohne Grenzen
(05.12.2023)
Geografisch betrachtet ist Rina Alluri auf nicht weniger als vier Kontinenten zu Hause. Geboren wurde sie in Mumbai in Indien, dem Herkunftsland ihres Vaters. Aufgewachsen ist sie erst in Nigeria, später in Kanada. Eine Zeit lang lebte sie in der Schweiz, heute in Salzburg und lehrt und forscht in Innsbruck. So hat „Heimat“ für die Friedens- und Konfliktforscherin wenig mit Ländern und Nationen zu tun. „Zuhause ist für mich vor allem dort, wo mein Partner und meine Kinder sind“, meint sie. „Aber auch in Kanada fühle ich mich daheim und auf den Philippinen, der Heimat meiner Mutter. Oder auch in Frankreich, wo ich gerade Familie besucht habe.“
Viel unterwegs
Kein Wunder also, dass sich Reisen wie ein roter Faden durch Alluris Leben ziehen – sowohl beruflich als auch privat und im Kleinen wie im Großen. Ihr Forschungsgebiet hat sie regelmäßig an verschiedenste Orte rund um den Globus verschlagen, von Großstädten bis hin zu Krisenregionen. Ihren Urlaub verbringt sie in Frankreich ebenso wie in Sardinien, Kanada oder auch im Himalaja. Und zwischen ihrer Wahlheimatstadt Salzburg und ihrem Arbeitsplatz in Innsbruck pendelt sie mit dem Zug. „Das ist Zeit, die ich sehr genieße“, erklärt sie. „Um private Kontakte zu pflegen, natürlich auch, um ein wenig zu arbeiten, aber nicht zuletzt, um zu lesen und zu schreiben.“ Denn gerade das würde im Alltag zwischen Beruf und Familie mit zwei kleinen Kindern ohne ein solches fixes Zeitfenster auf kurz oder lang ins Hintertreffen geraten.
Poetische Entfaltung
Neben Romanen stehen dabei vor allem Poesie und Autorinnen wie Audre Lorde und Nayyirah Waheed weit oben auf ihrer Leseliste. Doch Alluri schreibt auch selbst. Dabei hat sie Motivation und Inspiration in ihrem direkten Umfeld: Ihr Bruder Hari ist Schriftsteller, der bereits four Gedichtbände publiziert hat. „Ganz so weit bin ich noch nicht“, meint sie. „Aber in den vergangenen eineinhalb Jahren habe ich schon einige Texte publiziert. Und ich hoffe, dass mein erstes Poesie Manuskript kommendes Jahr fertig wird.“ In Ihren Gedichten befasst sich Alluri mit Themen wie Herkunft, Beziehungen und – wie könnte es anders sein – Konflikten. „Schreiben war für mich immer etwas sehr Persönliches“, erklärt sie. „Ich habe Tagebücher geführt, seit ich zehn Jahre alt bin. Und das hat sich weiterweiterentwickelt, bis ich bei Kurzgeschichten und Gedichten angekommen bin.“
Ehrfurcht und Ertüchtigung
Poesie findet Alluri allerdings nicht nur in Worten. Auch Landschaften haben es ihr angetan – insbesondere Gebirge und Gewässer. „Ich lebe jetzt seit gut 16 Jahren in den europäischen Alpen“, beschreibt sie. „Erst in der Schweiz, jetzt in Österreich. Berge, Wälder und Wasser waren mir schon immer wichtig.“ Zum einen geht es ihr dabei um körperliche Betätigung – Wandern, Klettern, Skifahren und mehr. Zum anderen findet sie in der Natur aber auch geistige Herausforderung und Erholung. „Im Gebirge zählt das Jetzt. Wer auf einem Pfad wandert oder einem Felsen klettert, ist auf genau diesen Moment und diesen Ort fokussiert. Das ist pure Achtsamkeit“, meint sie. Zugleich empfindet sie die Landschaft als zutiefst meditativ: „Felsen und Wasser sind beides Naturgewalten, auch wenn sie unterschiedlicher nicht sein können. Ich genieße die Verbindung zu den Elementen. Sie erinnern mich daran, wie klein und unbedeutend ich bin und wie verwundbar trotzdem die Natur ist, die uns in solchem Überfluss umgibt.“
Bewegungslust
Abseits vom Bergsport ist es ihr multikultureller Hintergrund, der Alluri viele Wege bietet, Balance, Ausgleich und nicht zuletzt Ventile für ihren Bewegungsdrang zu finden. Yoga praktiziert sie schon lange – und gibt mittlerweile auch Unterricht. Dazu kommt eine Leidenschaft für Musik. „Das hat mir vermutlich meine Kindheit in Nigeria mitgegeben. Aber es liegt wohl auch in der Familie. Wir alle lieben Musik“, erzählt sie. „Ich höre und tanze gerne zu einer breiten Palette von Genres, von Hip Hop und R&B bis hin zu Jazz, Afro Beats und Bhangra. Ein Freund von mir ist Teil des Organisationsteams des Flavourama-Festival in Salzburg“, sagt sie. Zu dem Street-Dance-Festival kommen jährlich Hiphop und House-Tänzer und Tänzerinnen aus aller Welt. „Darauf freue ich mich jedes Jahr aufs Neue.“
(Autor: Daniel Feichtner)
Steckbrief
Name
Rina Malagayo Alluri
Funktion
Lehrstuhinhaberin des UNESCO Lehrstuhls für Friedensforschung
An der Uni seit
2020
Wohnort
Salzburg
Herkunft
Mumbai, Indien