Thomas Magauer
Architekt der kleinen Dinge
(18.07.2019)
Stellt man sich Architekten vor, so kommen einem Personen in den Sinn, die meistens groß denken und etwa Hochhäuser oder Wohnblöcke konzipieren und errichten. Doch dem muss nicht immer so sein. Thomas Magauer, Universitätsprofessor am Institut für Organische Chemie, forscht zwar mit Leib und Seele über die synthetische organische Chemie, sieht sich in seiner Forschung bisweilen aber auch in der Rolle eines Architekten: „In unserer Forschung schaffen wir völlig neue Moleküle, von denen man die Eigenschaften nicht kennt und die vorher nie da gewesen sind. Im Grunde sind wir Architekten, nur eben in Miniaturmaßstab.“ Wenn der Oberösterreicher über seine Arbeit spricht, bekommt man den Eindruck, dass sein Forschungsschwerpunkt ihn schon seit Kindesbeinen an interessiert. Dem war aber nicht so: „Während der Schulzeit hatte ich kein großes Interesse an Chemie und war auch nicht gut darin. Ich habe mich da mehr schlecht als recht durchgekämpft.“
Von Steyr in die Welt
Nach dem Präsenzdienst ging Magauer mit dem Wunsch, Mathematik zu studieren an die Universität Wien. Kurz vor der Inskription entschied er sich aber dagegen und sattelte auf Chemie um: „Es war ein bisschen ein Zufall, dass ich Chemie studiert habe. Ich habe etwas Praktisches gesucht und Chemie war ein Zweig, wo man mit Dingen arbeitet, die man anfassen kann und das hat als Studienfach einfach gepasst.“ Da das Themenfeld während seiner Schulzeit nicht zu seinen Stärken zählte, war der Beginn entsprechend hart. Nicht nur einmal, erzählt er, stand er auf der Kippe und war kurz davor, das Studium abzubrechen. Mit der Zeit und als der Erfahrungsschatz immer breiter wurde, änderte sich das: „Ich habe gemerkt, wie ich jedes Semester immer besser wurde. Und dann hat mich der Ehrgeiz gepackt, ab diesem Punkt wollte ich dann auch nicht mehr lockerlassen.“ Mittlerweile ist der gebürtige Steyrer voll in seinem Fach aufgegangen. Durch wissenschaftliche Aufenthalte in Cambridge, München und Wisconsin sammelte er neue Eindrücke und schärfte sein wissenschaftliches Profil. 2017 ging es für ihn dann zurück nach Österreich an die Universität Innsbruck.
Die Uni als Lehr- und Forschungsplatz
Die Entscheidung für den neuen Forschungs- und Lebensmittelpunkt hatte mehr als nur sentimentale Gründe: „Es war mir wichtig, den Forschungsstandort Österreich zu stärken. Ich habe hier meine Ausbildung genossen und jetzt will ich auch etwas zurückgeben.“ Die Forschung sei nur die eine Seite seines Berufes, auf der anderen stehe die Lehre, welcher Magauer mit demselben Enthusiasmus nachgeht: „Es macht riesige Freude mit jungen Menschen zu arbeiten und ihnen Wissen zu vermitteln. Es ist ein sehr spannender Prozess mitzuerleben, wie sich Studierende vom ersten Semester weg hin zu etablierten Forscherinnen und Forschern entwickeln.“ Da seine Arbeit ihn zwingt, viel Zeit im Labor und den Hörsälen zu verbringen, ist Magauer in seiner Freizeit viel draußen unterwegs. Besonders die Bergwelt hat es dem Chemiker angetan. Davon zeugen auch die zahlreichen selbstgeschossenen Fotos von Berglandschaften, die in seinem Büro zu finden sind. Die Zeit dort sei der perfekte Ausgleich zur Belastung als Universitätsprofessor und oft kommen einem genau dann die besten Ideen für die eigene Forschung: „Wenn man am Berg unterwegs ist, wo es einmal keinen Handyempfang gibt, kommt man oft auf ganz andere Ideen, und das hat schon das eine oder andere Mal zu großen Schritten vorwärts im Labor geführt.“
Die Architektur im Surrealen
Neben den eigenen Fotografien zieren noch vier weitere Fotos die Bürowände. Es sind Repliken von Gemälden des niederländischen Surrealisten M. C. Escher. Vor 15 Jahren habe er diese geschenkt bekommen, erzählt Magauer, seitdem wandern sie mit ihm von Büro zu Büro. Das Abstrakte und doch Symmetrische, das auch in seiner Forschung immer wieder auftaucht, sei es, was ihn an den Bildern so fasziniere: „Die verwobenen Strukturen, dieses Komplexe und Verzweigte, das gefällt mir sehr gut. Da liegen auch eine Architektur und Geometrie zugrunde, die ich sehr interessant finde.“ Die eigene Zukunft sieht Thomas Magauer pragmatisch. Weiter voranschreiten sei hier das Motto: „Wenn das Institut weiterhin gut aufgestellt ist und wir die Probleme in unseren Forschungsprojekten, die man so mitschleppt, lösen können, bin ich schon zufrieden. Und sonst will ich noch auf alle Berge rauf, die es in der Umgebung gibt. Da gibt es noch eine Liste mit To-do Gipfeln, die geht aber nie aus“, erzählt er vergnügt.
(Autor: Philipp Buchacher)
Steckbrief
Name
Univ.-Prof. Dr. Thomas Magauer
Funktion
Universitätsprofessor am Institut für Organische Chemie
An der Uni seit
2017
Wohnort
Thaur
Herkunft
Steyr