Entwicklungsplan 2025-2030
5. Universitätsentwicklung 2025–2027
5.2 Exzellenz in der Forschung
Bezug zum gesamtösterreichischen Entwicklungsplan (GUEP):
- Systemziel 1: Weiterentwicklung und Stärkung des Hochschulsystems
- Systemziel 2: Stärkung der universitären Forschung
- Systemziel 4: Förderung des wissenschaftlichen und künstlerischen Nachwuchses sowie der Gleichstellung und der sozialen Inklusion
- Systemziel 5: Ausbau des Wissens- und Innovationstransfers sowie der Standortvorteile
- Systemziel 6: Steigerung der Internationalisierung und der Mobilität
5.2.1 Aktionsfeld: Karriereentwicklung
Exzellente Forschungsleistungen werden von hochqualifizierten, international vernetzten und motivierten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern erbracht. Die wesentlichen Ziele sind daher, die bestqualifizierten Personen für die Universität Innsbruck zu gewinnen und diesen bestmögliche Rahmenbedingungen zu bieten.
Exzellenz in der Forschung setzt Prozesse zur Sicherung von Qualität in der Forschung voraus. Die Qualitätssicherung in der Forschung an der Universität Innsbruck soll sicherstellen, dass Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler nach den Grundsätzen guter wissenschaftlicher Praxis arbeiten und bei allen Forschungsaktivitäten die Qualitätsstandards ihrer jeweiligen Disziplin einhalten. Damit trägt die Qualitätssicherung auch zur Entwicklung einer erfolgreichen wissenschaftlichen Karriere bei.
Die Evaluierung von Forschung stellt dabei den wesentlichen Mechanismus der Qualitätssicherung dar. Eine umfassende Datenbasis über die Forschungsleistungen aller Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler dient hier als Instrumentarium und wird ständig weiterentwickelt.
Evaluierungsprozesse erfolgen im Bewusstsein, dass die Universität Innsbruck eine Volluniversität mit einer breiten Forschungs- und Publikationskultur ist. Die Universität respektiert diese Vielfalt, berücksichtigt das gesamte Spektrum akademischer Aktivitäten und erkennt unterschiedliche Formen von Forschungsbeiträgen an. Rücksicht auf unterschiedliche Karrierestufen der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ist die Voraussetzung, um Publikationsmetriken für Evaluierungsprozesse in reflektierter Weise darzustellen.
Weitere Professionalisierung der Doktoratsausbildung
Um einen international wettbewerbsfähigen und erfolgreichen wissenschaftlichen Nachwuchs zu fördern, ist die forschungsgeleitete Ausbildung zentral. Um Doktorandinnen und Doktoranden bestmöglich zu fördern, gilt es, die Betreuungsqualität zu optimieren. Eine intensive Begleitung der PhD-Studierenden während des gesamten Doktoratsstudiums soll gewährleistet, das On-Boarding verbessert, der Ausbau von Unterstützungs- und Mentoring-Angeboten sowie das Monitoring der Umsetzung der Dissertationsvereinbarung unterstützt werden.
Mit ihren Doktoratskollegs (DKs) bietet die Universität seit 2016 eine Struktur, in der Doktorandinnen und Doktoranden in interdisziplinären Teams betreut werden und von einem umfassenden außercurricularen Angebot profitieren. Die Integration der DKs in das Forschungsschwerpunktsystem bindet den wissenschaftlichen Nachwuchs in die Spitzenforschungsbereiche der Universität ein. Davon unberührt bleibt die individuelle Absolvierung eines Doktoratsstudiums.
Zusätzlich zur Etablierung weiterer Doktoratskollegs plant die Universität, thematisch nahe DKs jeweils in einer administrativen Dachstruktur – einer Doctoral School – zu bündeln. Eine solche Dachstruktur ermöglicht den gezielten Einsatz von Ressourcen und eine Erweiterung des Angebots der DKs. Der Zugang zu übergreifenden (Lehr-)Veranstaltungen wird dadurch auch jenen Doktorandinnen und Doktoranden ermöglicht, die nicht Teil eines DK sind. Dadurch soll die Betreuung aller Doktoratsstudierenden verbessert werden.
Frauen- und Diversitätsförderung
Die Universität wird einen Fokus auf die Frauenförderung im wissenschaftlichen Bereich legen. Voraussetzung ist die Erfassung der Gründe für das Ausscheiden von Frauen in der Wissenschaft während und nach der Dissertationsphase. Auf dieser Basis können gezielte Maßnahmen im Rahmen von zielgruppenspezifischen Frauenförderprogrammen gesetzt werden. Ein weiterer Schwerpunkt besteht darin, das Recruiting von Professorinnen und die Zahl der Inhaberinnen von Laufbahnstellen zu erhöhen, um mehr hochqualifizierte Wissenschaftlerinnen an die Universität Innsbruck zu holen.
Geplante Weiterentwicklungen zur Diversitätsförderung werden im Kapitel 5.6 Diversität näher beschrieben.
Ausbau von Mentoring- und Coachingangeboten
Insbesondere für Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftler ist die Unterstützung bei der Karriereentwicklung von zentraler Bedeutung. Dies beginnt bereits im Rahmen des Grundstudiums, wo das Buddy-/Mentoring-System unterstützend wirkt.
Neben dem Ausbau von Fortbildungsangeboten zur beruflichen und persönlichen Weiterentwicklung ist das direkte Coaching durch wissenschaftliche Betreuerinnen und Betreuer bzw. durch Vorgesetzte ein Schlüsselfaktor für die Karriereentwicklung. Mentoringangebote, vor allem für PhD-Studierende und für Inhaberinnen und Inhaber von Laufbahnstellen, sollen deshalb optimiert und ausgebaut werden.
Im Bereich der Professuren soll Neuberufenen der Einstieg in das universitäre Leben vor Ort erleichtert werden. (siehe Kapitel 5.4.2 Gewinnung von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern).
5.2.2 Aktionsfeld: Profilbildung
Seit 2005 hat das Forschungsschwerpunktsystem maßgeblich zur Profilbildung der Forschung an der Universität Innsbruck beigetragen. Das erfolgreiche Modell soll fortgeführt und weiterentwickelt werden.
Ein zusätzlicher Fokus der Profilbildung ergibt sich durch die Unterstützung der drei eingeworbenen Clusters of Excellence. Dies betrifft die Koordination des Exzellenzclusters „Quantum Science Austria (quantA)“ und die Beteiligung an den Exzellenzclustern „EurAsian Transformations (EurAsia)“ und „Materials for Energy Conversion and Storage (MECS)“.
Trotz aller Fokussierungstendenzen ist die fortgesetzte Förderung von Einzelforschenden ein zentrales Anliegen. Einzelforschende erbringen in Teildisziplinen alleine oder in kleineren Teams Spitzenleistungen, erschließen Potenzialbereiche und eröffnen damit die Möglichkeit zukünftiger Schwerpunkte.
Schärfung des Profils des Forschungsschwerpunktsystems
Das Forschungsschwerpunktsystem (FSP-System) ist die treibende Kraft für die interdisziplinäre Forschung an der Universität. Exzellente Forschungsleistungen, herausragende Drittmitteleinwerbungen und hochwertige Publikationen zeigen seinen Erfolg. Forschungsschwerpunkte leisten Vernetzung über Fächer- und Fakultätsgrenzen hinweg und setzen so innovative Impulse. Sie sollen weiterhin in den Bereich der Third Mission eingebunden sein, um ihre Expertisen zu gesellschaftlichen Fragen und Problemlagen sichtbar zu machen.
Forschungsschwerpunkte
- Alpiner Raum
- Centrum für Molekulare Biowissenschaften Innsbruck (CMBI)
- Digital Science Center (DiSC)
- Functional Materials Science (FunMat)
- Kulturelle Begegnungen – Kulturelle Konflikte
- Physik
- Scientific Computing
- Wirtschaft, Politik und Gesellschaft (EPoS)
Forschungsplattform
- Center Interdisziplinäre Geschlechterforschung Innsbruck (CGI)
Forschungszentren
- Accounting Theory & Research
- Alpine Infrastructure Engineering
- Alpinsport
- Ancient Worlds Studies and Archaeologies (AWOSA)
- Astro- und Teilchenphysik
- Berglandwirtschaft
- Bildung, Generation, Lebenslauf (BGL)
- Computational Engineering
- Digital Humanities
- Europäische Integration
- Europakonzeptionen
- Föderalismus – Politik und Recht
- Friedens- und Konfliktforschung
- Geogene Dynamik – geogene Stoffe
- Gesundheit und Prävention über die Lebensspanne
- Globaler Wandel – regionale Nachhaltigkeit
- HiMAT – The History of Mining Activities in the Tyrol and adjacent areas: Impact on Environment and Human Societies
- Hochleistungsrechnen
- Informatik
- Innovative Baustoffe, Bauverfahren und Konstruktionen
- Innsbruck Decision Sciences (IDS)
- Ionen- und Plasmaphysik/Angewandte Physik
- Klima – Kryosphäre und Atmosphäre
- Kulturen in Kontakt (KiK)
- Liechtensteinisches Recht
- Medical Humanities
- Medizin- und Gesundheitsrecht
- Migration und Globalisierung
- Nachhaltiges Bauen
- Ökologie des Alpinen Raums
- Philosophy of Religion
- Quantenphysik
- Regionalgeschichte Europaregion Tirol
- Religion – Gewalt – Kommunikation – Weltordnung
- Social Theory
- Strategische Führung, Innovation und Marke
- Synagoge und Kirchen – Grundlagen und Fragen zu einheitsstiftenden Faktoren in Judentum und Christentum
- Tourismus und Freizeit
- Umweltforschung und Biotechnologie
Doktoratskollegs
- Ageing and Regeneration
- Alpine Biology and Global Change
- Atoms, Light, and Molecules
- Austrian Studies
- Biointeractions from Basics to application
- Catholic Theology in a Globalised World
- Computational Interdisciplinary Modelling
- Dynamiken von Ungleichheit und Differenz im Zeitalter der Globalisierung
- Entangled Antiquities
- Geschlecht und Geschlechterverhältnisse in Transformation: Räume - Relationen - Repräsentationen
- Grenzen, Grenzverschiebungen und Grenzüberschreitungen in Sprache, Literatur, Medien
- Liechtensteinisches Recht
- Medizinrecht und Gesundheitswesen
- Mountain Climate and Environment
- Natural Hazards in Mountain Regions
- Organizing the Digital
- Politik, Macht und Sprache
- Reaktivität und Katalyse
- Religionsphilosophie
- System Innovation for a Net-Zero Transition
- Tourism and Leisure in Mountain Regions
Das Forschungsschwerpunktsystem wird seit seiner Gründung stetig weiterentwickelt, die Universität Innsbruck versteht die Schwerpunktbildung als dynamischen Prozess. Die Struktur des Gesamtsystems wird hinsichtlich ihrer Zukunftsfähigkeit daher regelmäßig evaluiert und reflektiert, um laufend Anpassungen vorzunehmen und auf die sich ändernden wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Fragestellungen adäquat reagieren zu können. Darüber hinaus sollen Weiterentwicklungsmaßnahmen auch in jenen Fachbereichen erfolgen, die bislang noch wenig in das FSP-System eingebunden sind. Durch die Einrichtung neuer, interdisziplinärer Forschungszentren sollen zukunftsträchtige Fragestellungen und Potenzialbereiche erschlossen und in das FSP-System eingebracht werden. Die Schärfung des Profils der bestehenden Zentren ist ein Ziel, die interdisziplinäre Forschung soll stärker in den Fokus rücken. Gleichzeitig wird die Förderung der nationalen und internationalen Vernetzung entlang des Schwerpunktsystems weiterhin im Fokus stehen.
Förderung der Drittmittelkultur
Die Einwerbung von Drittmitteln ist eine Voraussetzung exzellenter Forschung und der Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses. Die Universität ist bestrebt, ihre Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler noch stärker zur Einwerbung von Drittmitteln zu motivieren und strebt an, dafür bestmögliche Rahmenbedingungen zu bieten. Zu diesen gehören eine angemessene administrative Unterstützung für das Management von Großprojekten und die zentrale Projektabrechnung. Im Bereich der Infrastruktur ist ein flexibles Raummanagement für Projektmitarbeitende essenziell.
Der Forschungsservice (projekt.service.büro) der Universität soll weiter professionalisiert, strategische Drittmittelprojekte in der Antragserstellung durch den Aufbau zusätzlicher Services unterstützt werden (Budgetplanung und -abrechnung, Grant Editing, Proofreading). Die Bedeutung der Einwerbung von Drittmitteln soll auch bei Berufungen verstärkt berücksichtigt, der wissenschaftliche Nachwuchs bei der Einwerbung von Drittmitteln gefördert werden.
Vor allem in jenen Fachbereichen, bei denen die Einwerbung von Drittmitteln als schwierig gilt oder die Verbesserungspotenzial haben, sollen gezielte Anreize und Unterstützungsangebote entsprechend der Fächerkultur geschaffen werden.
Förderung von Open Research
Die Universität bekennt sich zu den Prinzipien von Open Research und Open Access. Die Förderung von Open Access wird fortgeführt und Änderungen im Bereich der FWF-Publikationsförderung umgesetzt. Dabei legt die Universität großen Wert auf die kritische Auseinandersetzung mit den Angeboten verschiedener Open Access-Zeitschriften. Hohen Publikationskosten und fragwürdigen Publikationspraktiken sollen damit entgegengewirkt werden.
Das breite Serviceangebot des Universitätsverlags innsbruck university press zur Open-Access-Veröffentlichung von Monografien und universitätseigenen Zeitschriften wird ausgebaut.
Das Forschungsdatenmanagement und die Nutzbarmachung von Forschungsdaten im Sinne von Open Data sollen weiter professionalisiert werden, Teil davon ist das universitätsinterne Forschungsdatenrepositorium. Die nationale Zusammenarbeit mit anderen österreichischen Universitäten im Rahmen gemeinsamer Projekte und der Aufbau gemeinsamer Infrastruktur sowie die Kooperation in der Aurora Alliance stehen im Fokus. Das universitätsinterne Forschungsinformationssystem soll weiterentwickelt und die Anbindung an externe Systeme verbessert werden. Mit dieser Strategie sollen der Datenaustausch vereinfacht und die Präsentation der Forschungsleistungen nach außen sichtbarer gemacht werden.
5.2.3 Aktionsfeld: Forschungsinfrastruktur
Der Ausbau und die kontinuierliche Erneuerung der Forschungsinfrastruktur sowie die Bereitstellung entsprechender Räumlichkeiten sind wesentliche Bestandteile der internationalen Wettbewerbsfähigkeit. Dazu gehören nicht nur Laborausstattung und Forschungsgeräte, sondern sehr wesentlich auch die Ausstattung des Zentralen Informatikdienstes, der Universitätsbibliothek sowie der Betrieb der unterschiedlichen Archive und (Daten-)Sammlungen der Universität Innsbruck.
Der Schwerpunkt der Universitäts- und Landesbibliothek Tirol (ULB) im Bereich Forschungsinfrastruktur wird in den kommenden Jahren auf zwei Schwerpunkten liegen: einerseits auf der Stärkung des Open-Science-Gedankens durch die Vernetzung mit Initiativen und Projekten im Umgang und in der Veröffentlichung von Forschungsdaten und publizierten Dokumenten sowie andererseits auf der Mitarbeit an nationalen Projekten zur dauerhaften Sicherung des Forschungsoutputs sowie der analogen wie digitalen Literaturressourcen der Universität.
Das Medienangebot soll nach dem Digital-First-Prinzip ausgebaut und von Unterstützungsangeboten zum Umgang mit diesen Medien begleitet werden, um die Regeln der guten wissenschaftlichen Praxis zu gewährleisten. Die ULB wird federführend an überregionalen bzw. internationalen Digitalisierungsinitiativen zum Ausbau einer Digitalen Bibliothek Tirol teilnehmen.
Synergetische Planung von Forschungsinfrastrukturen (inkl. Core Facilities)
Die Finanzierung der nötigen Forschungsinfrastruktur über externe Geldquellen ist in nur begrenztem Ausmaß möglich. Daher ergibt sich die Notwendigkeit, interne Fördermöglichkeiten durch eine vorausschauende Budgetplanung zu ermöglichen. Um diese Mittel bestmöglich einzusetzen, bedarf es gemeinsamer instituts- und fakultätsübergreifender Gerätenutzung.
Ein effizienter und bedarfsorientierter Ressourceneinsatz und der nachhaltige Betrieb der Infrastrukturen sind wichtige Kriterien, an denen sich die Universität zukünftig orientieren wird. Im Sinne der Nachhaltigkeit wird zunächst die Möglichkeit geprüft, Geräte zu reparieren, bevor Neuanschaffungen erfolgen.
Der Universität Innsbruck ist es ein zentrales Anliegen, in geeigneten Bereichen Core Facilities für zukünftige Forschungsleistungen einzurichten und die dafür notwendigen Ressourcen zur Verfügung zu stellen. Bestehende Core Facilities sollen optimiert und effizient betrieben werden. Diese Strategie der gemeinsamen Nutzung fördert Kooperationen und einen intensiven Erfahrungsaustausch und wird als Erfolgsgarant gewertet.
Strategische Beteiligung an Forschungsinfrastrukturkooperationen
Die Beteiligung an regionalen, nationalen und internationalen Forschungsinfrastrukturprojekten und
-kooperationen ist in einigen Disziplinen unabdingbare Voraussetzung, um Spitzenforschung betreiben zu können. Auf internationaler Ebene sind hier insbesondere die Kooperationen zur Beteiligung an den European Research Infrastructure Contracts (ERICs) zu nennen (u. a. CTAO, CLARIAH-AT und eLTER) sowie international die Weiterführung langjähriger Beteiligungen an Forschungsinfrastrukturen wie beispielsweise ESO und CERN.
Die Beteiligung bzw. Finanzierung von Kooperationen werden sich dabei an den Forschungsstärken und
-schwerpunkten der Universität orientieren.
Ausbau der Infrastruktur für digitale Forschungsprozesse
Siehe dazu Kapitel 5.8 Digitalisierung.
5.1 Exzellenz in der Lehre Übersicht 5.3 Stärkung der Third Mission