Entwicklungsplan 2025-2030

5. Universitätsentwicklung 2025–2027

5.3 Stärkung der Third Mission

Bezug zum gesamtösterreichischen Entwicklungsplan (GUEP):

  • Systemziel 2: Stärkung der universitären Forschung
  • Systemziel 3: Verbesserung der Qualität und Effizienz der universitären Lehre
  • Systemziel 5: Ausbau des Wissens- und Innovationstransfers sowie der Standortvorteile

5.3.1 Aktionsfeld: Vernetzung und Kommunikation

Die vielfach als „Third Mission“ bezeichnete dritte Kernaufgabe der Universität Innsbruck hat zum Ziel, die herausragende, sich aus Forschung und Lehre ableitende wissenschaftliche Expertise der Universität allen gesellschaftlichen Interessensgruppen zur Verfügung zu stellen und bestmöglich zu kommunizieren. Gleichzeitig wird die Third Mission nicht nur als Transfer von vorhandenem, sondern auch als Prozess zur Generierung neuen Wissens im Austausch mit unterschiedlichen gesellschaftlichen Gruppierungen verstanden. Schlussendlich sollen durch Aktivitäten in der Third Mission auch übergeordnete universitäre Werte wie kritisches und reflektiertes Denken breit vermittelt und gestärkt werden. Die Universität Innsbruck bekennt sich ausdrücklich zu dieser dritten Kernaufgabe und fördert das einschlägige Engagement. Ziel der Universität ist es, die Aktivitäten der Third Mission als wesentliches Element universitären Handelns neben Lehre und Forschung zu etablieren. Als Beispiel sei die Verankerung in den Leistungs- und Zielvereinbarungen oder in Evaluierungen genannt, begleitet von Anreizen für Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, sich in der Third Mission zu engagieren. Ein wichtiges Element für diese bessere Integration ist eine verbesserte Aufnahme, Darstellung und Auswertbarkeit der vielfältigen Aktivitäten im Bereich der Third Mission in den diversen universitären Systemen. Perspektivisch gesehen sind Elemente der Third Mission als weitere Querschnittmaterie der Universität zu verstehen.

Weiterentwicklung der Wissenschaftskommunikation

Wissenschaft muss dialogorientiert an die Menschen herantreten und auf unterschiedlichen Ebenen und Kanälen – persönlich, digital, audiovisuell – greifbar und erlebbar gemacht werden. Das ermöglicht der Öffentlichkeit, sich faktenbasiert zu informieren. In diesem Sinn werden die Schulungsmaßnahmen und Angebote für Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler weiter ausgebaut, um deren notwendige Transferkompetenzen zu stärken. Für einen sichtbaren Mehrwert in der Karriereentwicklung von (Jung-) Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern soll die Entwicklung dieser Kompetenzen möglichst früh in der Karriere der Mitarbeitenden verankert werden.

Ein besonderes Handlungsfeld stellen öffentlich zugängliche Datenbanken wie Wikipedia dar, auf die KI-gestützte Kommunikationstools zugreifen und die sie als Datenquelle nutzen. Damit steigt deren Bedeutung für die Verbreitung wissenschaftlicher Erkenntnisse. In der Wissenschaftskommunikation wird auf das gezielte Arbeiten mit diesen Datenbanken ein Schwerpunkt gelegt und es werden entsprechende Unterstützungsangebote entwickelt.

Um die wissenschaftlichen Erkenntnisse der Universität Innsbruck national und international medial stärker zu positionieren, soll das universitäre Forschungsschwerpunktsystem noch stärker als bislang als thematischer Anker genutzt werden. Ebenso sollen die an der Universität Innsbruck entwickelten Innovationen und Technologien noch stärker kommuniziert werden, um die zentrale Position der Universität als wesentliche Akteurin im Innovationskreislauf zu unterstreichen.

Vernetzung mit der nationalen und internationalen Wissenscommunity

Vernetzung ist ein wesentlicher Teil jeglicher universitärer Aktivität im Allgemeinen und der Wissenschaftskommunikation im Besonderen. In nationalen und internationalen Wissensnetzwerken ist die Universität Innsbruck gut verankert und hat diese teilweise (mit)entwickelt. Ein zielgerichtetes weiteres Engagement ist ein wesentliches Element der zukünftigen Strategie. Die Zielgruppen dafür sind neben regionalen Partnern wie Schulen, Hochschulen und Museen auch weitere relevante Organisationen in Österreich (UNI.PR, Österreich forscht etc.) und Europa (Euprio, EUSEA, Aurora). In den kommenden Jahren soll noch ein stärkeres Augenmerk auf die internationale Fachkommunikation – Stichwort Wissenschaftsjournalismus – gelegt und entsprechende Kontaktangebote entwickelt werden, wie zum Beispiel Summer- oder Winterschools.

Engagement in Kommunikation und Vernetzung in der Region

Kooperationen im Bereich der Wissenschaftskommunikation mit der Stadt Innsbruck, den Ländern Tirol, Vorarlberg und Südtirol sowie in der Europaregion Tirol, Südtirol und Trentino, die während der Pandemie zurückgefahren werden mussten, sollen forciert werden. Bereits Bewährtes wie Citizen-Science- und Sparkling-Science-Projekte sollen weiter ausgebaut, kommunikativ und medial noch stärker unterstützt und geeignete neue Formate entwickelt werden.

Die bereits vorhandene „Brücke Schule-Universität“ als Informations- und Kommunikationsplattform soll ebenfalls gestärkt werden. Die Zusammenarbeit mit Lehrerinnen und Lehrern ist gut etabliert, in den kommenden Jahren soll ein Schwerpunkt auf den Bereich der Mittelschulen gelegt werden. Im Rahmen von Hands-on- sowie Publikumsveranstaltungen soll das Interesse an und das Verständnis für Wissenschaft und wissenschaftliches Arbeiten in der Gesellschaft sowie die Akzeptanz wissenschaftlicher Erkenntnisse erhöht werden. Je nach Entwicklung der finanziellen Möglichkeiten kann dies bis zur Etablierung eines Science Centers und der räumlichen Bündelung von entsprechenden Aktivitäten gehen. Darüber hinaus ist die Präsenz der Universität in den ländlichen Regionen im Bundesland Tirol und den angrenzenden Bundesländern und Regionen ein wesentliches Element, um geografisch über die unmittelbaren Hauptstandorte hinaus zu wirken.

5.3.2 Aktionsfeld: Wissens- und Technologietransfer

Als Volluniversität kann die Universität Innsbruck aktuelle Themen aus transdisziplinären Perspektiven beleuchten und mit Ansätzen der Natur-, Technik-, Wirtschafts-, Geistes-, Kultur- und Sozialwissenschaften zu gesellschaftlichen Problemlösungen beitragen. Im Wissens- und Technologietransfer hat sich in den letzten beiden Jahrzehnten bereits eine erfolgreiche Handlungskultur etabliert. Im Einklang mit nationalen und internationalen Strategiepapieren sollen die Transferaktivitäten der Universität weiter intensiviert werden.

Wissenstransfer und aktives Innovationsmanagement

Das projekt.service.büro und die Transferstelle Wissenschaft – Wirtschaft – Gesellschaft entwickeln und setzen das aktive Innovationsmanagement der Universität Innsbruck um. Die Aktivitäten sind vielfältig und umfassen unter anderem Lehrveranstaltungen und Kurse für Studierende und Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Themen sind beispielsweise die Kommerzialisierung von Know-how im Rahmen kooperativer Forschung mit Unternehmen und Organisationen, die Sicherung und Verwertung von geistigem Eigentum, Unternehmensgründungen oder die Beteiligung an universitären Spin-offs.

Die erfolgreichen Transferaktivitäten werden weitergeführt und sollen um den Bereich des „Social Entrepreneurship“ ausgebaut werden. Das setzt ein erweitertes Verständnis für die wirtschaftliche Umsetzung einer Geschäftsidee voraus, die der Lösung eines gesellschaftlichen Problems dient, und das Kompetenzportfolio der Universitätsangehörigen fördert, um als gesellschaftliche „change makers“ zu agieren. Eine erfolgreiche interdisziplinäre Vernetzung der Disziplinen, Gruppen und Personen wie im Forschungsschwerpunktsystem ist hierfür Voraussetzung.

Die Universität Innsbruck beteiligt sich im Wege der Universität Innsbruck Unternehmensbeteiligungsgesellschaft mbH seit 2008 an kommerziell ausgerichteten Verwertungs-Spin-offs. Sie unterstützt Gründerinnen und Gründer beim Aufbau von neuen Unternehmen, um Innovationen, die aus der Universität hervorgehen, wirtschaftlich zu verwerten. Diese in einem dynamischen Umfeld stattfindenden Aktivitäten, insbesondere die Gründungs- und Beteiligungsstrategie, werden laufend evaluiert und weiterentwickelt.

Nutzen für die Gesellschaft stiften – gesellschaftliches Engagement

Zahlreiche Aktivitäten der Universität Innsbruck stiften unmittelbar gesellschaftlichen Nutzen. Dabei handelt es sich vielfach um Lehr- und Forschungsvorhaben, deren Ergebnisse nutzbar und verwertbar sind. Die Themenbereiche sind aufgrund der Fächerbreite der Universität vielfältig: Häufig adressiert die Lehr- und Forschungstätigkeit die gesellschaftspolitisch wichtigen Fragestellungen, wie den Klimawandel, den demografischen Wandel oder auch die neuen digitalen, zukünftig vielfach auch KI-geprägten Lebens- und Arbeitswelten aus unterschiedlichen disziplinären Perspektiven, was sich ebenso in inner- und außeruniversitären Netzwerkbeteiligungen abbildet.

Die Bandbreite der relevanten Aktivitäten und Initiativen der Universität Innsbruck gehen jedoch weit über klassische Lehr- und Forschungsaktivitäten hinaus. Zu nennen wäre beispielsweise die Stiftung Universität Innsbruck, die anlässlich des 350-Jahr-Jubiläums der Universität Innsbruck im Jahr 2019 gegründet wurde und deren Ziel es ist, die Zukunftsfähigkeit und die Qualität der Universität zum Wohle der Gesellschaft zu fördern und zu steigern. Erwähnenswert ist auch die Bereitstellung und Nutzung universitärer Infrastruktur durch die lokale, interessierte Bevölkerung, wie zum Beispiel des Universitäts-Sportinstituts der Universität Innsbruck, der Universitäts- und Landesbibliothek, des Botanischen Gartens der Universität Innsbruck oder der zahlreichen Archive und Sammlungen.

Verbesserte digitale Möglichkeiten erlauben es, in der Third Mission neue Vermittlungsformen zu entwickeln, so zum Beispiel ein virtuell und barrierefrei nutzbares Wissenschaftsmuseum. Ein erster Prototyp ist im Zusammenhang mit der Victor-Franz-Hess-Messstation entstanden, der als Impulsgeber dient. In den genannten Beispielen verschwimmen die Grenzen zwischen universitärer und gesellschaftlicher Nutzung. Die Universität Innsbruck bekennt sich auch in den nächsten Jahren zu diesen Aktivitäten.

Etablierung eines universitätsweiten Expertinnen- und Expertennetzwerks

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Universität Innsbruck stellen ihre Expertise einerseits in Form ihres persönlichen Engagements im Rahmen ihrer politischen und weltanschaulichen Freiheiten, anderseits aber auch im Rahmen ihrer universitären Tätigkeit für unterschiedlichste Interessensgruppen zur Verfügung. Die universitären Aktivitäten in diesem Bereich sind vielfältig und umfassen beispielsweise die Mitgliedschaft in Gremien, die Erstellung von Gutachten, den Aufbau und die Mitarbeit in Vereinen und Gesellschaften sowie die Beratung von Entscheidungsträgerinnen und -trägern aus Politik, Behörden und der Wirtschaft. Diese umfangreiche und wichtige Expertinnen- und Expertentätigkeit gilt es zu identifizieren und zu fördern, um den enormen Wissensschatz innerhalb und außerhalb der Universität bereitzuhalten und verfügbar zu machen. Dies stellt sicher, dass die Universität mit ihrer breiten Expertise national und regional verankert bleibt und die regionalen Gegebenheiten und Bedürfnisse unmittelbar wieder in die Lehr- und Forschungstätigkeit der Universität rückgespielt werden.

5.3.3 Aktionsfeld: Universitäre Weiterbildung – Lebensbegleitendes Lernen

Die universitäre Weiterbildung ist eine zentrale Säule der Third Mission: Universitäten begleiten durch Angebote des lebenslangen Lernens Menschen kontinuierlich und nachhaltig in ihrer persönlichen Entwicklung.

Profilschärfung des Weiterbildungsangebots

Wie in der Forschung gilt es in der Weiterbildung thematische Schwerpunkte zu entwickeln und eine Profilschärfung der universitären Weiterbildungsangebote vorzunehmen. Ziel ist eine Markenpositionierung mit dem Alleinstellungsmerkmal forschungsgeleiteter Weiterbildung. Die Zielgruppendefinierung der universitären Weiterbildung adressiert neben Personen mit tertiärem Bildungsabschluss auch Personen mit berufsbezogenem oder bildungsinteressiertem Hintergrund. Der Ausbau gezielter Werbe- und Marketingmaßnahmen unter anderem in den sozialen Medien eröffnet neue Zielgruppen.

Die Sichtbarkeit universitärer Weiterbildung soll verbessert werden. Marketingmaßnahmen im virtuellen Raum und an den Standorten und Fakultäten der Universität sollen unternommen werden. Als zentral wird gesehen, geeignete Räumlichkeiten (Veranstaltungsräume, Büros) zur Verfügung zu stellen, die einen niederschwelligen Zugang für breite Bevölkerungsgruppen ermöglichen.

Weiterentwicklung der bestehenden Weiterbildungsformate

Universitäre Weiterbildung muss sich an die jeweiligen gesellschaftlichen Anforderungen und Bedürfnisse anpassen. Das bedeutet eine kontinuierliche Nachschärfung bestehender und die Schaffung neuer Angebote. Basierend auf dem Weiterbildungspaket der UG-Novelle 2021 ist ein Relaunch der universitären Weiterbildungsangebote das erklärte Ziel. Berufsbezogene Formate sollen ausgebaut und FFG-Projekte weiterhin gemeinsam mit nationalen Hochschulen und Unternehmen umgesetzt werden. Zur Beratung in der Weiterentwicklung profilgebender Weiterbildungsangebote wird die Einrichtung eines Beirats sondiert, der mit Vertreterinnen und Vertretern aus Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft besetzt werden soll.

Neben einer Optimierung der Organisationsstruktur im Kernbereich der universitären Weiterbildung soll die Kooperation mit anderen universitären Organisationsbereichen vereinfacht werden. Ziel ist eine bessere (digitale) Integration von Verwaltungsabläufen der Weiterbildung in universitäre Systeme und eine bessere Vernetzung sowie Abstimmung der Weiterbildung mit den Fakultäten und Standorten.

Entwicklung flexibler, zielgruppenspezifischer Kurzangebote

Neben der Adaptierung bestehender Formate sollen zunehmend flexible Kurzprogramme – ohne anrechenbare ECTS-AP – in Form von Workshops oder Updates angeboten werden. Dadurch können Akteurinnen und Akteure aus Theorie und Praxis besser vernetzt sowie spezielle, maßgeschneiderte Programme eigens für Unternehmen entwickelt werden. Dazu zählen auch eigene Kurzangebote für spezifische Berufsgruppen nach deren individuellen Bedürfnissen.

 


5.2 Exzellenz in der Forschung Übersicht 5.4 Personal

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