Ao. Univ.-Prof. Mag. Dr. Thomas Albrich
Thomas Albrich studierte Geschichte, Anglistik und Amerikanistik an der Universität Innsbruck und promovierte 1983. Unterbrochen wurde seine Studienzeit durch einen zweijährigen Auslandsaufenthalt als Research Assistant an der Wiener Library in London. 1985 kam er als Universitätsassistent an das Institut für Zeitgeschichte. Seine Habilitation erfolgte 2001. Gastprofessuren, Fellowships u. dgl. führten ihn mehrfach nach Nordamerika (u. a. als Marshall Plan Anniversary Chair an die University of New Orleans 2001 sowie als Gastprofessor an die University of Alberta, Edmonton 2003) und auch nach Israel (als Teaching Fellow an die University of Tel Aviv 1989/90). 1996/97 verbrachte er als Gastwissenschafter am Institut für die Wissenschaften vom Menschen in Wien.
Thomas Albrich kam ein Jahr nach der Gründung an das Institut für Zeitgeschichte. Er prägte es mit seinen Forschungen, Aktivitäten und nationalen wie internationalen Kontakten, seiner Dynamik und großen Produktivität nachhaltig und leistete einen außerordentlich wichtigen Beitrag zu dessen Profil und Wirkung auch über den engeren Wissenschaftsbetrieb hinaus.
Als ein ganz wesentlicher Schwerpunkt der Forschungsarbeit von Thomas Albrich ist die jüdische Geschichte zu nennen. Dabei lässt sich die umfassende Beschäftigung mit diesem Thema grob in zwei Bereiche gliedern: Einerseits in die Geschichte der jüdischen Displaced Persons, der Holocaust-Überlebenden aus Osteuropa, deren Fluchtrouten nach Palästina bzw. Übersee nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs quer durch Österreich führten, andererseits in die Erforschung des jüdischen Lebens in den Gebieten, die das historische Tirol umfasste. Auch hier kreisten die Fragestellungen zunächst um die Jahre der NS-Herrschaft, um Verfolgung und Vernichtung. In weiterer Folge verlängerte sich der Untersuchungszeitraum jedoch immer weiter nach hinten, bis er schließlich zu den Anfängen des 18. Jahrhunderts zurückreichte.
Thomas Albrichs Beschäftigung mit der NS-Zeit, einschließlich deren Vor- und Nachgeschichte, erstreckte sich jedoch nicht nur auf die Opfer-, sondern gleichermaßen auf die Tätergeschichte. Hervorzuheben sind u.a. Studien zu Aufbau, Alters- und Sozialprofil der NSDAP in Tirol und Vorarlberg vor 1933 oder zum Umgang der Nachkriegsjustiz mit den Tätern der sog. „Reichskristallnacht“ in Österreich. Daneben widmete und publizierte Thomas Albrich zu etlichen weiteren Themen und verfasste Werke, die nicht nur innerhalb des Wissenschaftsbetriebs Aufmerksamkeit hervorriefen. So ist z. B. sein Buch „Luftkrieg über der Alpenfestung 1943-1945“ 2017 in der dritten Auflage erschienen. Insgesamt umfasst das Schriftenverzeichnis derzeit 6 Monographien, 17 Sammelbände und rund 100 Aufsätze.
Um Thomas Albrichs Verdienste angemessen zu würdigen, ist zudem ein Hinweis auf seine Tätigkeit als Universitätslehrer unverzichtbar. Er gehörte zu den besonders engagierten Lehrenden mit der Gabe, die Leidenschaft für das eigene Fach, die eigenen Themen und vor allem das Forschen so vermitteln zu können, dass sie sich auf die Studierenden übertrug. Das machte ihn auch zu einem gefragter Betreuer von Abschlussarbeiten. Seit seiner Habilitation 2001 betreute er 76 Diplomarbeiten, MA-Arbeiten und Dissertationen.