Univ.-Prof. Dr. Dr.h.c. Manfred Husty
Arbeitsbereich für Geometrie und CAD
Manfred Husty wurde 1954 in Hallein geboren und studierte an der Karl-Franzens-Universität Graz sowie der TU Graz Lehramt für Mathematik, Geometrie und Sport. Im Jahr 1983 erfolgte an der TU Graz seine Promotion mit der Dissertation „Schraubung des Flaggenraums“, die bereits ein Thema der Kinematik behandelte. Von 1979 bis 2000 war Manfred Husty wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Angewandte Mathematik und Geometrie der Montanuniversität Leoben, nach seiner Habilitation im Fach Geometrie im Jahr 1989 als Assistenzprofessor und ab 1997 als außerordentlicher Universitätsprofessor. In diesem Zeitraum fällt sein Forschungsjahr an der McGill University in Montreal bei Paul Zsombor-Murray und Jorge Angeles, welches durch ein Erwin-Schrödinger-Stipendium des FWF sowie durch ein Gastdozentenstipendium des kanadischen Natural Sciences and Engineering Research Council (NSERC) ermöglicht wurde. Im Jahr 2000 wurde er zum Universitätsprofessor für Geometrie an die Universität Innsbruck berufen, wo er bis zu seiner Pensionierung den Arbeitsbereich für Geometrie und CAD leitete. Als Dekan von 2004 bis 2008 war er die treibende Kraft zur Neuorganisation und Modernisierung der Fakultät für Bauingenieurwissenschaften, die auf dieser Grundlage nach Aufnahme des Studiengangs für Mechatronik schließlich in eine Fakultät für Technische Wissenschaften erweitert wurde. Für viele Jahre war er Mitglied des Senates der Universität Innsbruck.
Mit seiner Berufung an die Universität Innsbruck modernisierte Manfred Husty von Grund auf die universitäre Ausbildung in der Darstellenden Geometrie für Ingenieurwissenschaften, in der Computer und CAD Systeme zu Standardwerkzeugen wurden. Im Laufe der Jahre entwickelte und hielt Manfred Husty zahlreiche Vorlesungen zu den Grundlagen der Geometrie für die Ingenieursausbildung, zur geometrischen Modellierung, Visualisierung und CAD, zu den mathematischen Grundlagen der Geometrie, zur Einführung in das wissenschaftliche Arbeiten sowie zur Kinematik und Robotik. Sein mit drei weiteren Koautoren verfasstes Lehrbuch „Kinematik und Robotik“ gehört bis heute in den deutschsprachigen Ländern zu den Standardwerken auf dem Gebiet der Kinematik und Robotik.
Das wissenschaftliche Werk von Manfred Husty umfasst herausragende Beiträge zur Kinematik und Robotik. In diesem Zusammenhang ist unter anderem die direkte Kinematik von allgemeinen Stewart-Gough Plattformen zu nennen, ein Problem von größter Bedeutung für die Robotik, welches er als erster während seines Aufenthaltes an der McGill University löste. Manfred Husty kombinierte dabei Methoden der klassischen kinematischen Abbildung von Eduard Study mit geometrischem Wissen und Methoden der algebraischen Computergeometrie um das beschreibende Gleichungssystem zu lösen, was bis dahin ein völlig hoffnungsloses Unterfangen war. Die daraus resultierende Publikation gehört bis jetzt zu den zehn meistzitierten Arbeiten in „Mechanism and Machine Theory“. Gemeinsam mit Adolf Kager von der Karlsuniversität in Prag und Paul Zsombor-Murray erkannte Manfred Husty als erster die Möglichkeit von Selbstbewegung von Stewart-Gough Plattformen und revolutionierte so das bis dahin gängige Bild von sechsfüßigen Plattformen.
Dieses breite Spektrum an wissenschaftlichen Interessen von Manfred Husty, das er stets mit großem Einsatz mit dem wissenschaftlichen Nachwuchs und den Studierenden teilte, findet seinen Niederschlag in einer umfassenden Publikations- und Vortragstätigkeit. In zahlreichen Sommer- und Winterschulen sowie Tagungen gab Manfred Husty seine wissenschaftlichen Erkenntnisse weiter. Er wurde häufig als Hauptredner bei wissenschaftlichen Konferenzen eingeladen und organisierte selbst eine Reihe von wissenschaftlichen Veranstaltungen. So initiierte er unter anderem die beiden Tagungsreihen „Conference on Geometry: Theory and Applications“ und „European Conference on Mechanisms Sciences“.
Manfred Husty’s wissenschaftliche Heimat ist die “International Federation for the Promotion of Mechanism and Machine Science (IFToMM). Seit 2003 ist er Vorsitzender der IFToMM Austria und von 2006 bis 2008 stand er dem Technischen Komitee für Computational Kinematics vor. Bei all diesen internationalen Aktivitäten vergaß Manfred Husty jedoch nie seine Herkunft aus der Österreichischen Schule der Geometrie. Er ist langjähriges Mitglied des Österreichischen Fachverbands der Geometrie (ADG) und er gab zwischen 2002 und 2018 die Mitgliederzeitschrift des ADG, die „Informationsblätter der Geometrie“, heraus.
Die hohe wissenschaftliche Reputation von Manfred Husty ist durch zahlreiche Forschungsaufenthalte an renommierten Universitäten (unter anderem Gastprofessuren an der TU Dresden, TU Graz, Changzhou University, Laval University Quebec City, National University in Lima, Ecole Centrale Nantes) sowie durch die Verleihung von Preisen und insbesondere der Ehrendoktorwürde durch die Technische Universität Cluj-Napoca in Rumänien ersichtlich.