Gudrun M. Grabher
Gudrun M. Grabher studierte Anglistik/Amerikanistik, Philosophie und Germanistik an der Universität Innsbruck und schloss in den drei Fächern das Lehramtsstudium ab. Sie promovierte 1980 sub auspiciis praesidentis rei publicae und habilitierte 1989 mit einer Studie zum Lyrischen Du in der amerikanischen Dichtung. Sie war von 1994 bis 2021 Universitätsprofessorin am Institut für Amerikastudien, dessen Leitung sie fast 20 Jahre innehatte. Als Gastwissenschafterin und Gastprofessorin lehrte und forschte Grabher unter anderem an der Universität Wien, der Harvard University und der University of Notre Dame in den USA sowie am Nationalmuseum für Haiku-Literatur in Tokyo. Sie erhielt Rufe an die Albert-Ludwigs-Universität Freiburg und die Karl-Franzens-Universität Graz.
Grabhers wissenschaftliche Auseinandersetzung mit der amerikanischen Lyrik kennzeichnen profundes philosophisches Wissen sowie intermediale, interkulturelle und feministische Perspektiven. Sie veröffentlichte zwei Monographien und zahlreiche wissenschaftliche Editionen auf dem Gebiet der amerikanischen Dichtung, darunter das Emily Dickinson Handbook (U of Massachusetts Press). Einen starken interdisziplinären Zugang prägen auch Grabhers weitere Forschungsschwerpunkte auf den Gebieten der legal narratives und der medical humanities. Ihre Monographie Levinas and the Other in Narratives of Facial Disfigurement: Singing through the Mask erschien 2019 bei Routledge und 2022 gab sie gemeinsam mit Dr. Cornelia Klecker dort auch den Sammelband The Disfigured Face in American Literature, Film, and Television heraus.
Während ihrer langjährigen Leitung des Instituts für Amerikastudien initiierte und leitete Grabher verschiedenste internationale Kooperationen (u.a. mit der University of Notre Dame, der Utah State University in Logan und der Appalachian State University in Boone) und Zentren. 2006 gründete sie den American Corner Innsbruck, der als Plattform für wissenschaftlichen Austausch mit den USA dient. Aus ihrer Initiative eines Center for the Americas ging 2009 das Zentrum für Interamerikanische Studien hervor, zu dessen DirektorInnenteam sie bis zu ihrer Pensionierung zählte.
Grabher war über 15 Jahre lang Präsidentin des Harvard Club of Austria und beinahe ebenso lang im Präsidium der Emily Dickinson Society. Für ihr wissenschaftliches Engagement und ihren unermüdlichen Einsatz für universitäre Ideale erhielt Grabher hohe Auszeichnungen. 1997 wurde ihr wissenschaftliches Oeuvre mit dem Goldenen Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich ausgezeichnet und 2018 erhielt sie den Wissenschaftspreis des Landes Vorarlberg.