Harald R. Bliem
Harald Rudolf Bliem wurde 1957 in Brixlegg/Tirol geboren und lebt seit seinem dritten Lebensjahr in Innsbruck. Nach der Matura am Musisch-pädagogischen Realgymnasium in Innsbruck studierte er ab dem Wintersemester 1976/1977 Psychologie, Zoophysiologie und Philosophie sowie auch einige Semester Mathematik und Physik an der Universität Innsbruck. Sein starkes interdisziplinäres Interesse führte schon 1977 zu seiner Mitarbeit im elektrophysiologischen Labor am Institut für Zoophysiologie, wo er sich in die Themenbereiche elektronische Versuchssteuerung, Datenverarbeitung sowie in Neurophysiologie und Neuropsychologie der visuellen Wahrnehmung vertiefen konnte. Dies ermöglichte ihm neben dem Bau eines Lügendetektors, welcher in Lehrveranstaltungen des Instituts für Psychologie erfolgreich eingesetzt wurde, Techniken zur Steuerung und Messung seiner experimentellen Dissertationsarbeit zu entwickeln. 1981 begann er mit den Vorarbeiten zu seiner Dissertation bei Herrn Univ.-Prof. Dr. Ivo Kohler. Von 1981 bis 1985 schloss er die experimentellen Untersuchungen ab und war zu dieser Zeit auch als Vertragsbediensteter an der Immatrikulations- und Inskriptionsstelle der Universität Innsbruck nebenberuflich tätig. Nach dem Tod von Herrn Univ.-Prof. Dr. Ivo Kohler am 23. Jänner 1985 übernahm Herr Univ.-Prof. Dr. Manfred Ritter die Betreuung seiner Dissertationsarbeit.
Von 1985 bis 1989 war er ganztags als Studienassistent im Bereich Allgemeine Psychologie am Institut für Psychologie der Universität Innsbruck in Lehre und Forschung beschäftigt. 1989 konnte er schließlich seine Dissertationsschrift, in der er die Bedeutung der globalen und lokalen Prozesse beim Wahrnehmen und Wiedererkennen von Gesichtern experimentell und auch theoretisch untersuchte, abschließen. Die Promotion erfolgte am 8. Juli 1989. Während seiner anschließenden Zeit als Universitätsassistent (1989-1999) am Institut für Psychologie entwickelte er ein neues, auf umfangreichen experimentellen neuropsychologischen Tests basierendes Forschungskonzept zur Feinanalyse der neurokognitiven Strukturen und Prozesse des Gesichtererkennens beim Menschen. In Forschungskooperationen, z.B. mit dem Klinikum Großhadern der LMU München oder dem Max-Planck-Institut für Psychiatrie in München konnte er sein neues Konzept erweitern und bestätigen. So war es ihm möglich, ein zuverlässiges neuronales Modell zur Erklärung von Störungen bei Prosopagnosie, Alzheimer, Parkinson und Autismus zu entwickeln. 1999 wurde er zum Assistenzprofessor ernannt und 2003 für das gesamte Fachgebiet der Psychologie habilitiert. 2004 wurde er zum ao. Universitätsprofessor ernannt. Von 2005 bis 2007 war er Sprecher des interdisziplinären Forschungsschwerpunktes „Emotion-Kognition-Interaktion“ (EMKONT), welchen er mitbegründete.
Seine in zahlreichen wissenschaftlichen Fachzeitschriften publizierten und auf internationalen Konferenzen präsentierten Forschungen umfassen nicht nur Themen der Biologischen Psychologie, für die er von 2003 bis 2022 am Institut in Lehre und Forschung verantwortlich war. Sein interdisziplinäres Interesse gilt außerdem Themenbereichen aus der Allgemeinen Psychologie, Klinischen Psychologie, Psychopathologie und Psychiatrie, Medizinischen Psychologie sowie Entwicklungspsychologie. Diese Themenvielfalt spiegelt sich auch in den vielen von ihm betreuten Master-, Diplom- und Doktorarbeiten wider, die zum Teil in Kooperation mit externen Forschungsinstitutionen, wie z.B. der MUI, dem Reha-Zentrum Bad Häring oder der Universität Iowa (USA), durchgeführt wurden.
Seit 1986 war Herr Bliem in der Lehre tätig, wobei er neben Grundlagenvorlesungen zur Allgemeinen Psychologie und zur Biologischen Psychologie vertiefende Lehrveranstaltungen u.a. zu Themen der visuellen Wahrnehmungsforschung, Bewusstseinsforschung, Neuropsychologie oder der Kognitiven Neurowissenschaft abhielt. Zahlreiche Abschlussarbeiten wurden dadurch angeregt.
Während seiner Zeit am Institut übernahm er verschiedene akademische Funktionen, wie z.B. den Vorsitz der Studienkommission (1999-2001), die Leitung des Instituts (2004-2008) und die Fakultätsstudienleitung der Fakultät für Psychologie und Sportwissenschaft (2008-2013), wofür ihm die Medaille „Pro Meritis“ der Universität Innsbruck verliehen wurde.