Waltraud Fritsch-Rößler
Waltraud Fritsch-Rößler wurde 1957 in Schwetzingen (Baden-Württemberg) geboren und ist dort aufgewachsen. Nach dem Abitur 1976 hat sie an der Universität Mannheim das Lehramtsstudium der Fächer Germanistik, Philosophie und Geschichte studiert, das sie 1982 mit dem ersten Staatsexamen abschloss. Daran anschließend studierte sie von 1982 bis 1985 Klassische Archäologie im Magister-Grundstudium. 1988 promovierte sie summa cum laude mit der Arbeit „Der ‚Tristan‘ Gottfrieds von Straßburg in der deutschen Literaturgeschichtsschreibung (1768–1985)“, die im Jahr darauf veröffentlicht wurde. Bereits während des Studiums war sie als studentische Hilfskraft am Philosophischen Seminar sowie am Seminar für deutsche Philologie der Universität Mannheim tätig und erhielt 1986–1987 das Promotionsstipendium des Landes Baden-Württemberg.
Nach Familienphase und Lehraufträgen an der Universität Heidelberg war sie von 1991 bis 1997 als wissenschaftliche Assistentin am Lehrstuhl für Ältere Germanistik bei Prof. Werner Hoffmann, der bis zu seinem Tod ihr Mentor und Freund blieb, in Mannheim tätig. Dort habilitierte sich Waltraud Fritsch-Rößler 1997 mit der viel beachteten Arbeit „Finis Amoris. Ende, Gefährdung und Wandel von Liebe im hochmittelalterlichen deutschen Roman“, die 1999 im Druck erschien. Nach ihrer Habilitation bekleidete sie die Position einer Hochschuldozentin in Mannheim und vertrat im Jahr 2000 die Professur für Mediävistik an der Universität Duisburg. Am 1. März 2004 wurde sie als ordentliche Universitätsprofessorin für „Ältere deutsche Sprache und Literatur“ an das Institut für Germanistik der Universität Innsbruck berufen.
Ihre Forschungsschwerpunkte liegen vor allem im Bereich der höfischen Literatur des hohen Mittelalters, der Literaturgeschichtsschreibung, der Wissenschaftsgeschichte und der psychoanalytischen Literaturwissenschaft sowie der Editionsphilologie. Einen besonderen Fokus legt Waltraud Fritsch-Rößler auf Hartmann von Aue, dem sie auch eine Neuedition seines ‚Gregorius‘ widmete, die einmal mit Übersetzung, einmal mit Anmerkungen für den akademischen Unterricht bei Reclam erschienen ist. Diese Edition ist nicht zuletzt auch auf Grundlage ihrer Lehre entstanden; mit ihren Studierenden erprobte sie Übersetzungsvarianten, Anforderungen an den Kommentar und diskutierte Fragen der ‚Normalisierung‘ des edierten Textes. Überhaupt war Waltraud Fritsch-Rößler die Lehre ein besonderes Anliegen und sie deckte dabei ein weites Spektrum ab, das von der Literatur des frühen Mittelalters über ‚klassische‘ Inhalte bis hin zu Themen wie „Freundschaft“, „Ritualtheorie“, „Liminalität“ oder Realien (z.B. eine Ringvorlesung zum Pferd in der mittelalterlichen Literatur) reichte.
Besonderes Engagement zeichnete Waltraud Fritsch-Rößler in der akademischen Selbstverwaltung aus. Sie war u.a. Mitglied des Fakultätsrats, des fakultären Beirats für Qualifizierungsvereinbarungen und des Senats sowie mehrerer fakultärer Arbeitsgruppen, etwa für „Förderung von Frauen und akademischem Nachwuchs“. Von 2005 bis 2007 war sie – in einer Zeit des Umbruchs und der Neuorganisation – Leiterin des Instituts für Germanistik und 2008 bis 2013 Dekanin der Philologisch-Kulturwissenschaftlichen Fakultät. In dieser Zeit standen zahlreiche Umbau- und Restrukturierungsarbeiten im „Geiwi-Turm“ an, die sie mit Umsicht, Tatkraft und ihrem enormen Organisationstalent leitete. Die heute noch gültige Raumaufteilung des Gebäudes geht im Wesentlichen auf Waltraud Fritsch-Rößler zurück.