Welchen Stellenwert das Komparatistik-Studium in meinem Leben eingenommen hat und wie es fast drei Jahre nach meinem Abschluss immer noch nachwirkt, ist schwer zu beschreiben. Ich werde es trotzdem versuchen.
Nichts Geringeres habe ich gelernt, als vermeintlich Alltägliches stets zu hinterfragen, nichts mit der Begründung hinzunehmen, es sei doch immer schon so gewesen, und schlichtweg mit Stolz anstatt mit Furcht Fragen zu stellen. Die große Kunst des Lebens also, denn das ist es, was wir im Laufe unseres Erwachsenwerdens zunehmend verlernen. So hatte ich auch nie mit der Angst zu kämpfen, im Anschluss an das Studium keine beruflichen Perspektiven zu haben. Denn wer genau hinsieht und sich so gut es geht frei macht von den engen Strukturen, in die wir oft schon in Schulzeiten gedrängt werden, wird seine Nische entdecken – und wenn sie nicht schon vorhanden ist, lernen wir, sie uns selbst zu kreieren. Dies wiederum führt zu Autonomie, Unabhängigkeit und Selbstvertrauen – und damit letztlich zu der vielleicht höchstmöglichen Freiheit, die in einem kapitalistischen System wie dem unseren zu erlangen ist.
Konkret habe ich während des Studiums bereits begonnen, verschiedene Hospitanzen im Theaterbereich zu absolvieren sowie redaktionelle Tätigkeiten auszuüben. Nach meinem Abschluss habe ich als Ausstellungsassistentin im Museum sowie als Regieassistentin im Theater gearbeitet, bis ich in der Dramaturgie gelandet bin, einem Bereich, der mich seit jeher fasziniert. Nebenbei schreibe ich als freie Redakteurin für verschiedene Magazine und Zeitschriften. Rein finanziell betrachtet ist dies vielleicht nicht sehr gewinnbringend, aber ich mache es dennoch – weil es das ist, was mich zutiefst bereichert und, ich kann es nicht weniger pathetisch formulieren, mit Glück erfüllt. Ich kann also nicht davon, aber dafür leben – und das ist schon ziemlich viel. Nach diesem Studium bin ich also mutig, oft sogar furchtlos, und ich habe das Vertrauen zurückerlangt, dass wir an dem für uns richtigen Ort landen werden, solange wir uns nur trauen, unser Umfeld, die Strukturen, in denen wir leben und nicht zuletzt uns selbst zu hinterfragen.