Text: Nadia Klasen
Eine neue Ära der Wissenschaftskommunikation
In den letzten zwei Jahrzehnten haben sich nicht nur unsere Informationsgewohnheiten, sondern auch die gesamte Medienlandschaft drastisch verändert. Die Ära, in der Printmedien, Radio und Fernsehen als Hauptinformationsquellen dienten, gehört längst der Vergangenheit an. Heutzutage genügt ein Blick auf das Smartphone, um einigermaßen auf dem neuesten Stand zu sein. Dieser Wandel beschränkt sich längst nicht mehr auf den Zugang zur Information, sondern betrifft auch die Art und Weise, wie Universitäten sich nach außen präsentieren und Disziplinen innerhalb ihrer Gemeinschaft und mit einer breiteren Öffentlichkeit interagieren.
Die soziale Medienreise des Instituts: Tradition trifft Innovation
Auch das Institut für Zeitgeschichte ist diesem Wandel gefolgt. So haben die Plattformen Facebook, YouTube und X (ehemals Twitter) Einzug in die Kommunikationsstrategie des Instituts gehalten, das seit 2018 in den sozialen Medien präsent ist. Dieser Schritt hat die Möglichkeit eröffnet, in Echtzeit mit Studierenden, Alumni und Interessierten kommunizieren zu können und eine lebendige Online-Community aufzubauen.
Die genutzten Plattformen bieten nicht nur eine Gelegenheit, die Reichweite des Instituts zu erhöhen, sondern ermöglichen auch eine direktere und dynamischere Interaktion. Sie dienen also nicht nur als Informationskanäle, sondern auch als Foren für Diskussionen, Feedback und die Verbreitung von Wissen.
Plattformspezifische Kommunikation: Eine maßgeschneiderte Ansprache für jede Zielgruppe
Ein Blick auf die Social-Media-Kanäle des Instituts zeigt jedoch, dass nicht überall derselbe Inhalt geteilt wird. Vielmehr entwickelt das Institut maßgeschneiderte Inhalte für jede Plattform. Facebook und X dienen hauptsächlich der Ankündigung von Veranstaltungen, Vorträgen und Ausstellungen sowie dem Teilen von Call-for-Paper-Aufrufen. Hier geht es darum, die Follower:innen über aktuelle und kommende Ereignisse zu informieren. Laut Anna Waigand, die als studentische Mitarbeiterin verantwortlich für die sozialen Medien des Instituts ist, hat vor allem X eine beträchtliche Reichweite, da hier durch verschiedene Verlinkungsmaßnahmen wie das „#“ und das „@“ sehr gut auf naheliegende Themen verwiesen werden kann. Obwohl auf Facebook die gleichen Verlinkungsmöglichkeiten gegeben sind, ist hier der Einflussbereich nicht so groß. Dies lässt womöglich auf die unterschiedlichen Zielgruppen schließen und sich auf deren Präferenzen zurückführen.
![© Nadia Klasen, Screenshot der Facebookseite des Instituts für Zeitgeschichte, eingesehen am 04.04.2024, [https://www.facebook.com/zeitgeschichteinnsbruck].](/media/filer_public_thumbnails/filer_public/7d/d1/7dd11e31-c69c-4b1d-b892-d97b992fe637/klasen_bild1.png__576x703_crop_subsampling-2_upscale.png)
![© Nadia Klasen, Screenshot der X-Seite des Intituts für Zeitgeschichte, eingesehen am 04.04.2024, [https://twitter.com/ContHistUIBK].](/media/filer_public_thumbnails/filer_public/e9/d0/e9d07b7b-32a7-4fcc-96ea-d22364342115/klasen_bild2.png__576x687_crop_subsampling-2_upscale.png)
YouTube hingegen wird als Plattform für Wissens- und Wissenschaftsvermittlung genutzt. Das Institut für Zeitgeschichte teilt Aufnahmen vergangener Vorträge und Vorlesungen, auch das neue Podcast-Format „History Exchange“ in Zusammenarbeit mit der University of New Orleans ist auf dieser Plattform zu finden. Ziel ist es, Themen der Zeitgeschichte allen Interessierten näher zu bringen und Neugier auf sowie Teilhabe an Geschichtswissenschaft zu fördern.
![© Nadia Klasen, Screenshot der YouTube-Seite des Instituts für Zeitgeschichte, eingesehen am 04.04.2024, [https://www.youtube.com/@ContHistUIBK].](/media/filer_public_thumbnails/filer_public/8f/26/8f26b887-362e-4be8-8f9b-4e4d444cabb2/klasen_bild3.png__576x390_crop_subsampling-2_upscale.png)
Warum kein Instagram oder TikTok?
Interessanterweise bleiben jüngere soziale Medien wie Instagram und TikTok bisher ungenutzt, obwohl gerade diese Plattformen von jungen Menschen intensiv frequentiert werden. Bei der Antwort auf die Frage nach dem „Warum“ gilt es zunächst nicht nur einen Blick auf die Dynamik der digitalen Kommunikation an Universitäten, sondern auch auf die Statistiken[1] zur Social Media-Nutzung zu werfen. Demnach ist Facebook mit etwa drei Milliarden Nutzer:innen das meistgenutzte Medium. Im Vergleich dazu erreichen Instagram und TikTok jeweils „nur“ zwei Milliarden bzw. eine Milliarde Nutzer:innen. Instagram und TikTok sind besonders bei jungen Menschen, speziell in der Altersgruppe von 16 bis 24 Jahren, beliebt. Diese Zielgruppe bevorzugt diese Plattformen deutlich gegenüber Facebook, das mittlerweile als „altmodisch“ gilt. Hierbei stellt sich die Frage: Warum entscheidet sich das Institut gegen die Nutzung von Instagram und TikTok, obwohl gerade diese Plattformen einen direkten Zugang zur jungen Zielgruppe und einer besonders großen Anzahl an (zukünftigen) Studierenden ermöglichen? Beeinflussen die Nutzer:innenzahlen die Entscheidung des Instituts für Zeitgeschichte?
Auf Nachfrage, warum die jüngeren Plattformen nicht benutzt werden, wird klar, dass sich das Institut aus praktischen Gründen dagegen entschieden hat. Laut Anna Waigand hat sich Facebook als bevorzugte „Unternehmensplattform“ bewährt, die es einfacher macht, institutionelle Inhalte zu teilen. X (vormals Twitter) hingegen hatte sich lange vor den Herausforderungen der letzten Jahre als die Plattform zum wissenschaftlichen Austausch und Diskurs etabliert, weshalb eine Präsenz dort besonders fruchtbar war. YouTube stieg vor allem im Zuge der Covid-19-Pandemie als die am einfachsten und effizientesten zu handhabende Plattform zur Verbreitung längerer Inhalte auf. Mit jedem neuen Medium hat sich allerdings auch gezeigt, dass Inhalte nicht einfach kopiert werden können, sondern dass sie jeweils neu aufbereitet werden müssen. Das kostet Zeit, Reflexion und nicht zuletzt die Arbeitskraft der studentischen Hilfskräfte. Die Nutzung jeder weiteren Social Media-Applikation muss daher gut überlegt sein. Die Aspekte der Praktikabilität und Effizienz spielen also eine wesentliche Rolle bei der Entscheidungsfindung des Instituts. Und: Einen ersten Instagram-Auftritt gibt es auch schon, nämlich jenen der gemeinsam mit den anderen historischen Instituten an der Universität betriebenen studentischen Peer-Review-Zeitschrift historia.scribere.
Insgesamt spiegelt der Entschluss des Instituts für Zeitgeschichte, Facebook, YouTube und X für seine soziale Medienpräsenz zu nutzen, nicht nur den Wandel wider, den Universitäten und ihre Institute in der digitalen Ära durchlaufen, sondern auch die strategische Ausrichtung auf eine effektive Kommunikation und Interaktion mit der Zielgruppe. Dieser Schritt unterstreicht die Notwendigkeit, die Vielfalt der Medienlandschaft zu verstehen und gezielt Plattformen auszuwählen, die die Absichten und Bedürfnisse einer Institution am besten erfüllen, aber auch flexibel zu bleiben, was künftige Medienentwicklungen angeht.