Episode 17 - Robert Groß

 

Robert Groß
© Florian Martin Prirsch

 

In der siebzehnten Folge von „History Exchange“ spricht Robert Groß über seinen außergewöhnlichen Werdegang vom Biologen zum Historiker, das “Nichtverhältnis” von Zeit- und Umweltgeschichte sowie über die Unterschiede in seinen Forschungsansätzen zum Marshall-Plan im Vergleich zu Günter Bischof.


Mag. Dr. Robert Groß fand auf ungewöhnlichen Wegen zu seiner Karriere als Historiker. Zwischen 2002 und 2005 studierte er Biologie an der Universität Wien. Nach dem erfolgreichen Abschluss seines Diplomstudiums widmete er sich von 2005 bis 2010 einem individuellen Diplomstudium in „Interdisziplinären Umweltwissenschaften“, ebenfalls in Wien. Ab 2011 nahm er schließlich den direkten Weg in die Geschichtswissenschaften und erwarb am Institut für Soziale Ökologie der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt ein Doktorat in Umweltgeschichte, das er 2017 mit Auszeichnung abschloss. Seit 2019 arbeitet er an seiner Habilitation zum Thema europäische Energiegeschichte.
Im Verlauf seiner beruflichen Laufbahn war er als Forschungsassistent an verschiedenen Projekten am Institut für Soziale Ökologie der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt tätig. Zudem absolvierte er mehrere Fellowships, darunter ein Stipendium am Forschungsinstitut für Wissenschafts- und Technikgeschichte des Deutschen Museums in München sowie ein Fellowship am Rachel Carson Center for Environment and Society der Ludwig-Maximilians-Universität München im Jahr 2019. Zwischen 2018 und 2021 war er als Assistent für Forschung und Lehre am Institut für Geschichtswissenschaften und Europäische Ethnologie der Universität Innsbruck tätig, wo er im Frühjahr 2023 auch die Vertretung von Univ. Prof. Patrick Kupper am Lehrstuhl für Wirtschafts- und Sozialgeschichte übernahm. Seit 2014 ist Robert Groß Mitglied der Europäischen Gesellschaft für Umweltgeschichte und gehört unter anderem auch dem Environmental History Cluster Austria an. Von 2013 bis 2018 war er zudem Koordinator des Zentrums für Umweltgeschichte.
Im Gespräch mit den Studierenden Katharina Scherer und Florian Martin Prirsch von der Leopold-Franzens-Universität Innsbruck berichtet Robert Groß über seine persönlichen und wissenschaftlichen Begegnungen mit Günter Bischof, seinen bemerkenswerten Werdegang vom Biologen zum Historiker und das „Nichtverhältnis“ zwischen Zeit- und Umweltgeschichte. Beide, Groß und Bischof, teilen einige Verbindungen, wie beispielsweise ihre Herkunft aus Vorarlberg, dem westlichsten Bundesland Österreichs. Ihr erstes persönliches Treffen fand in einem Starbucks-Café in den USA statt, und beide forschen zum Marshall-Plan aus unterschiedlichen Perspektiven.
Groß hebt die Unterschiede in ihren Forschungsansätzen hervor: Während der Marshall-Plan in der zeitgeschichtlichen Forschung oft als positive gesellschaftliche Entwicklung wahrgenommen wird, die einen erheblichen wirtschaftlichen Aufschwung und Wohlstand mit sich brachte, beleuchtet die Umweltgeschichte die Interaktionen zwischen Gesellschaft und Natur und betont die sozialökologischen Nebenwirkungen, die mit der Umsetzung des Plans verbunden waren. Hierbei stehen vor allem die zunehmenden Umweltzerstörungen aufgrund einer steigenden Nachfrage nach Energieträgern und Ressourcen im Fokus.
Im Interview reflektiert Groß über seine Karriere, die ihn auf verschlungenen Pfaden zur Umweltgeschichte führte. Er thematisiert insbesondere seine besondere Position zwischen den Disziplinen der Zeit- und Umweltgeschichte, die gegenwärtig noch in einem „Nicht-Verhältnis“ zueinander stehen. Er sieht zahlreiche Forschungsfelder mit großem Potenzial für gewinnbringende interdisziplinäre Kooperationen und wünscht sich eine stärkere Zusammenarbeit auf Augenhöhe zwischen den Kernfächern der Geschichtswissenschaften und der Umweltgeschichte. Eine solche Kooperation könnte beiden Disziplinen zugutekommen, indem die Umweltgeschichte wertvolle Impulse für die historische Auseinandersetzung mit aktuellen Fragen der Nachhaltigkeit und des Umweltschutzes bietet. Groß betont im Podcast auch die Notwendigkeit, dass sich die Zeitgeschichteforschung öffnet, um ihren hohen gesellschaftlichen Stellenwert zu wahren.

 

Interviewer:
Katharina Scherer ist Masterstudentin an der Universität Innsbruck.
Florian Martin Prirsch ist Masterstudent an der Universität Innsbruck.

 

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