Auserwählt .... wozu? Über jüdischen Universalismus und Partikularismus
Europäische Sommeruniversität für Jüdische Studien | 6.–11. Juli 2025 | 6845 Hohenems
Eine Veranstaltung der Abteilung für Jüdische Geschichte und Kultur der Ludwig-Maximilians-Universität München, des Zentrums für Jüdische Studien der Universität Basel, des Instituts für Judaistik an der Universität Wien, der Professur für Judaistik der Otto-Friedrich-Universität Bamberg, der Sigi-Feigel-Gastprofessur für Jüdische Studien an der Universität Zürich, des Instituts für Zeitgeschichte der Universität Innsbruck, des Jewish Studies Program der Central European University in Budapest/Wien – in Zusammenarbeit mit dem Jüdischen Museum Hohenems.
Ein Volk und eine Religion, so haben viele versucht, die Mehrdeutigkeit des Judentums in Begriffe zu fassen. Und dabei wiederum nur neue Missverständnisse geschaffen. Denn ob der Stammesbund, die jüdische Familie ein „Volk“ wie andere ist, ist genauso fraglich, wie das Rätsel, ob das mosaische Gesetz mit landläufigen, christlich geprägten Vorstellungen von „Religion“ verstanden werden kann.
Entzieht sich das Judentum deswegen schon allen Begriffen oder stellt es sie nur in ihrer jeweiligen Borniertheit in Frage?
Erst recht bleibt offen, ob die Rede von der Auserwähltheit einen Anspruch oder eine Bürde darstellt. Jedenfalls bot sie in der Geschichte immer wieder Anlass zu judenfeindlichen Projektionen. Aber auch zu innerjüdischen Debatten und Widersprüchen, welche Konsequenzen sich aus dem Anspruch auf Urheberschaft des Monotheismus tatsächlich ergeben: moralisch und rituell, universalistisch und partikularistisch, für das Judentum selbst und für die Welt.
Die 15. Europäische Sommeruniversität für Jüdische Studien Hohenems wird vom 6. bis 11. Juli 2025 – in gewohnt breiter interdisziplinärer Perspektive – den historischen und politischen, religiösen und kulturellen Dimensionen des Auserwähltheitsparadigmas nachgehen. Jüdische Geschichte und Schriftauslegung, Philosophie und Tradition, Literatur und Kunst sind voll von erbitterten Auseinandersetzungen über Universalismus und Stammesdenken – schließlich auch über die Frage, ob es Gesetze und Menschenrechte gibt, an die sich selbst göttliche Autorität halten muss.
Die Sommeruniversität für Jüdische Studien Hohenems 2025 steht Studierenden aller Fachbereiche offen. Bevorzugt angenommen werden Studierende der beteiligten Universitäten in Bamberg, Basel, Budapest, Innsbruck, München, Wien und Zürich.
Programm:
Sonntag, 6. Juli 2025
ab 12:00 Uhr Registrierung
14:30 Uhr Offizieller Beginn der Sommeruniversität - Begrüßung und Einführung in das Thema
Dr. Julia Schneidawind, Prof. Dr. Erik Petry und Dr. Hanno Loewy
15:00-15:30 Uhr Vorstellungsrunde der Teilnehmer:innen
15:30-17:30 Uhr Führung durch das jüdische Hohenems
19:00 Uhr Öffentlicher Vortrag - Prof. Dr. Andreas Kilcher (Zürich)
Wozu Gott? Wozu auserwählt? Fragen in Roths Hiob und Freuds Moses
Montag, 7. Juli 2025
09:00-10:30 Uhr Workshops - Themen und Referierende unter „Workshops“
11:00-12:30 Uhr Vorlesung - Prof. Dr. Erik Petry (Basel)
Auserwähltes Vergessen in der modernen Jüdischen Geschichte
„(…)wegwische das Gedenken Amaleks ringsunter dem Himmel, vergiß nicht!“
14:00-15:30 Uhr Seminare - Parallelveranstaltungen
Dr. Lea Wohl von Haselberg (Berlin-Babelsberg)
Auserwählt zum Filme machen? Jüdischer Film und jüdisches Filmschaffen zwischen Partikularismus und
universalen Erzählungen
Prof. Dr. Michael Miller (Budapest/Wien)
"Are the Germans the Chosen People?" Rabbinic Apologetics, False Prophets and the Modern Polemics
16:00-17:30 Uhr Führung durch die aktuelle Ausstellung
Yalla. Arabisch-jüdische Berührungen
19:00 Uhr Öffentlicher Vortrag - Prof. Dr. Holger Zellentin (Tübingen)
Die Auserwähltheit Israels zur Zeit der islamischen Zeitenwende: jüdische, christliche und koranische
Perspektiven
Dienstag, 8. Juli 2025
09:00-10:30 Uhr Workshops - Themen und Referierende unter „Workshops“
11:00-12:30 Uhr Vorlesung - Prof. Dr. Susanne Talabardon (Bamberg)
Erwählungsparadigmen im biblisch-rabbinischen Raum
14:00-15:30 Uhr Seminare - Parallelveranstaltungen
Dr. Matthias Schmidt (Jerusalem)
Kulturelle und ethnische Identitäten in der jüdischen Antike: Die hellenistische Reform in Jerusalem und die
Revolte der Makkabäer
Dr. Sophia Schmitt (München)
Geteilte Städte, getrennte Rechte? Jüdisches Recht zwischen Partikularismus und Universalismus in der
Vormoderne
16:00-17:30 Uhr Vorlesung - Prof. Dr. Philipp Lenhard (München)
„Nur für unsere Nation verbindlich“: Moses Mendelssohns Jerusalem zwischen Aufklärung und Tradition
ab 17:30 Uhr Get Together - Grillfest im Garten des Museums
Mittwoch, 9. Juli 2025
09:00-10:30 Uhr Workshops - Themen und Referierende unter „Workshops“
11:00-12:30 Uhr Vorlesung - Prof. Dr. Alfred Bodenheimer (Basel)
Worum kämpfen im Namen des Judentums? Universalismus, Nationalismus und Menschenrechte im
Spiegel der jüdischen Literatur?
14:00-15:30 Uhr Seminare - Parallelveranstaltungen
Ass.-Prof. Dr. Noam Zadoff (Innsbruck)
„Wer ist Jude?“: Partikularismus und Universalismus in Israel
Dr. Julia Schneidawind (München)
Ein doppelter Kampf um Emanzipation? Jüdische Frauen in der deutschen Frauenbewegung
16:00-17:30 Uhr Vorstellung studentischer Arbeiten
19:00 Uhr Öffentlicher Vortrag - PD Dr. Caspar Battegay (Basel)
„My father says I’m chosen / My mother says I’m not“. Leonard Cohens Auserwähltheit
Donnerstag, 10. Juli 2025
09:00-10:30 Uhr Workshops - Themen und Referierende unter „Workshops“
11:00-12:30 Uhr Vorlesung - Dr. Gilad Shenhav (München)
Mose und die Frage des Universalismus: Zwischen Assimilation und Zionismus
14:00-15:30 Uhr Seminare - Parallelveranstaltungen
Ass.-Prof. Dr. Irit Dekel (Bloomington)
Zeugenpositionen: zwischen dem Universellen und dem Besonderen. Über die Rolle von Zeitzeugen und
ihrer Repräsentation
Prof. Dr. Bettina Bannasch (Augsburg)
„An seiner Seite Herzen aber setzte er die Juden“. Erwählung in Else Lasker-Schülers „Der Wunderrabbiner
von Barcelona“
16:30-17:30 Uhr Führung auf dem Jüdischen Friedhof
19:00 Uhr Öffentlicher Vortrag - Apl. Prof. Dr. Thomas Meyer (München)
„... an dem alten Mythos vom auserwählten Volk, in modernisierter Form, festzuhalten?“ Hannah Arendts
Synthese von Partikularismus und Universalismus
Freitag, 11. Juli 2025
09:00-10:30 Uhr Workshops - Themen und Referierende unter „Workshops“
11:00-12:30 Uhr Vorlesung - Prof. Dr. Konrad Schmid (Zürich)
Gibt es eine jüdisch-arabische Ökumene in der hebräischen Bibel?
12:30-13:00 Uhr Abschlussdiskussion
Themen und Referierende der Workshops
- Dr. Michael Studemund-Halévy (Hamburg): Judenspanisch – eine Einführung
- Dr. Felicitas Heimann-Jelinek (Wien) / Dinah Ehrenfreund-Michler, MA (Hohenems): Jüdische Objektkultur als Spiegel von Partikularismus und Universalismus
- Prof. Dr. Armin Eidherr (Salzburg): Jiddisch für Fortgeschrittene – I.L. Perez' Kleinepos 'Monisch' und die mit der 'Auserwähltheit' verbundenen höllischen Fallstricke
- Dr. des. Daria Vakhrushova (München): Jiddisch für Anfänger
- Dr. Annabelle Fuchs (München): Auserwählt & eingeladen: Eine universelle Einführung ins moderne Hebräisch
Anmeldung möglich vom 15.3.2025 bis zum 31.5.2025
Teilnahmegebühr
für Studierende (inklusive Unterbringung und Frühstück) € 280,- / wird teilweise von den Universitäten bezuschusst oder erstattet
für Studierende (ohne Übernachtung) € 150,-
für Nicht-Studierende (ohne Übernachtung) € 250,-
Weitere Informationen vom Jüdischen Museum Hohenems
Kontakt:
Ass.-Prof. Dr. Noam Zadoff, BA MA PhD
Institut für Zeitgeschichte
Universität Innsbruck
Innrain 52d, 6020 Innsbruck
+43 512 507-44027
Noam.Zadoff@uibk.ac.at
Bild: © Jüdisches Museum Hohenems