Wieviel Grimm steckt (grammatisch) in einem Grimm-Märchen?
10.06.2024 | 15:30 Uhr | Hörsaal 5 | Prof. Dr. Vilmos Ágel
Das Zentrum für Interamerikanische Studien (ZIAS) der Universität Innsbruck gemeinsam mit dem Institut für Germanistik laden Sie herzlich zu einem Vortrag ein, der nochmals an das Programm von letztem Wintersemester 23/24, »Literaturlinguistik«, anschließt: "Wieviel Grimm steckt (grammatisch) in einem Grimm-Märchen?"
Am Montag, den 10. Juni 2024 (15:30-17:00 Uhr, Hörsaal 5), wird Prof. Dr. Vilmos Ágel (Kassel) im Rahmen der Vorlesung von Priv.-Doz. Mag. Dr. Beatrix Schönherr "Linguistik des Sprechens", über den Grimm'schen Märchenstil sprechen und dabei Gemeinsamkeiten bzw. Unterschiede zwischen den Urfassungen und deren Überarbeitung aufzeigen. Nach dem Vortrag können sehr gerne auch Fragen gestellt werden. Wir freuen uns auf Ihr Kommen!
- Sprache: Deutsch
- Keine Anmeldung erforderlich.
Abstract zum Vortrag:
"Texte enthalten spezifische grammatische Merkmale, die ihren Inhalt prägen. Beispielsweise gibt es literarische Texte, die über eine sehr auffällige (oder eben unauffällige) Zeitstruktur (mit Zeitausdrücken und Tempusformen) verfügen. In anderen Texten sind die Prädikatstypen stark sinnstiftend, in wieder anderen treten Nichtsätze häufig und systematisch auf usw.
Bei den Kinder- und Hausmärchen (= KHM) der Grimms handelt es sich nicht um Originaltexte, sondern um Überarbeitungen von Urfassungen vor allem durch Wilhelm Grimm. Das, was man als den typischen Grimm’schen Märchenstil wahrnimmt, ist also, grammatisch gesehen, eine typische Wilhelm-Grimm-Syntax. Eine wichtige linguistische Forschungsaufgabe besteht demnach darin, die jeweilige Urfassung mit der jeweiligen Überarbeitung zu vergleichen und aus den Gemeinsamkeiten und Unterschieden Schlüsse zu ziehen. U.a. stellt sich dabei die Frage nach evtl. Unterschieden bezüglich Nähe- vs. Distanzsprachlichkeit.
Um im Vortrag dieser Frage nachzugehen, werde ich mich auf die (Syntax-)Theorie der Grammatischen Textanalyse (GTA, GTA-Studienbuch) stützen. Eine kurze Einführung in die GTA liegt mit Ágel 2019 vor."
Literatur:
Ágel, Vilmos (2019): Grammatische Textanalyse (GTA) – eine deszendente Syntax des Deutschen. In: Eichinger, Ludwig M. / Plewnia, Albrecht (Hg.): Neues vom heutigen Deutsch. Empirisch – methodisch – theoretisch. Jahrbuch des Instituts für Deutsche Sprache 2018. Berlin/Boston: De Gruyter, 265–291.
GTA = Ágel, Vilmos (2017): Grammatische Textanalyse. Textglieder, Satzglieder, Wortgruppenglieder. Berlin/Boston: de Gruyter.
GTA-Studienbuch = Ágel, Vilmos / Gallinat, Maria / George, Kristin / Sievers, Laura (2024): Grammatische Textanalyse. Eine Einführung in die Syntax. Berlin/Boston: Walter de Gruyter (Germanistische Arbeitshefte 51).
Wir freuen uns auf Ihre Teilnahme!