Evidencialidad en medios de comunicación mexicanos sobre las desapariciones en Ayotzinapa y Tetelcingo (Evidentialität in spanischen Medien über Ayotzinapa und Tetelcingo)

Paloma Seger

Die Geschehnisse in Ayotzinapa und Tetelcingo haben die Weltpresse, internationale Menschenrechtsorganisationen und Regierungen in Aufruhr versetzt: die Kidnapping-Fälle sind die Spitze einer Entwicklung, die sich über Jahrzehnte in Mexiko abzeichnet, die mit dem organisierten Verbrechen und Korruption zu tun hat. Die desapariciones sind ein Phänomen, das grundsätzlich jeden treffen kann, jederzeit. Doch woher wissen wir, worum es sich dabei handelt, wenn die Betroffenen desaparecidos sind, also verschwunden, abgängig; und durch wen und welches Medium erfahren wir davon? Ayotzinapa und Tetelcingo sind in Presse, Fernsehen und anderen Medien über eine sprachliche Rekonstruktion gegenwärtig, nahezu lebendig (im Gegensatz zu den Verschwundenen, den „lebendig- Geglaubten“). Nun haben sich unterschiedliche Narrative herausgebildet, die zumindest eine sprachliche Wirklichkeit darstellen: so auch die sog. verdad histórica, wie sie der mexikanische Präsident bzw. die Staatsautorität nennt; oder die Berichterstattung der unabhängigen Medien und Organisationen, die versuchen, der Wahrheit auf den Grund zu gehen, und dafür auch Quellen heranziehen, die in der offiziellen Version nicht berücksichtigt werden.

Wie man nun mit diesen Quellen und ihrer sensiblen Information sprachlich umgeht, führt zur Evidentialitäts-Kategorie, die im Spanischen zwar über keine eigens grammatikalisierten Elemente (bis auf wenige Ausnahmen wie dizque) verfügt, sich aber über Elemente von grammatischen Kategorien wie z.B. Adverbien, Verballexeme, Temporalformen, etc. ausdrückt („Evidentialitäts-Strategien“ nach Aikhenvald, 2010). Der Evidentialitäts-Ausdruck, der den Ursprung der Information, bzw. die Informationsquelle, und die Art des Informationserwerbs markiert, ist nun in den ausgewählten Texten (Pressetexte, informes) sowie journalistischen Interviews sehr präsent, und es ist anzunehmen, dass dieser das nicht nur, wie ursprünglich für das Spanische (und andere romanische Sprachen) gedacht, ausschließlich auf semantisch-lexikalischer Ebene zum Ausdruck kommt. Studien haben gezeigt, dass sich Evidentialität auf der Diskursebene manifestiert (Hoye, L. F., 2008; Maldonando, R., 2010; Marín Arrese, J. 2004, 2011; Kotwica 2013; Cornilie y Gras, 2015;), und auch auf die syntaktische Ebene reperkutiert (Schwenter, S., 1999; De Roberto, 2015;). Wie sich der Evidentialitäts-Ausdruck nun konkret am Material des Korpus verhält, und inwiefern er sich auf diskursiver, und vielleicht sogar auf syntaktischer Ebene zeigt, gilt es nun herauszufinden.

Es stellen sich zunächst, ausgehend von der Perzeption der Evidentialits-Kategorie als universell konzeptuell-funktionale Kategorie (Hengeveld&Mackenzie, 2008), folgende Fragen:

  • Welche Rolle spielt der Evidentialitäts- Ausdruck bei der journalistischen Darstellung von Ayotzinapa und Tetelcingo, und welche einzelsprachlichen Mittel stehen für dessen Ausdruck zu Verfügung?
  • Welche pragmatischen Funktionen, konkreter, welche evidentiellen und modal epistemischen Funktionen übernehmen Marker wie al parecer oder por su parte im Diskurs, und wie finden sie sich in der Diskurseinheit ein? Lassen sich auch syntaktische Strukturen im Zusammenhang mit den Markern erkennen?

Es sollen diese Fragen anhand eines Korpus aus Pressetexten und informes, sowie aus journalistischen Interviews über Ayotzinapa und Tetelcingo geklärt werden.

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