Scheibenschlagen
Neben dem Abbrennen eines Scheiterhaufens (Funkens) gibt es in einigen Dörfern Tirols und Vorarlbergs am Abend des Funkensonntags den Brauch des Scheibenschlagens. Dabei werden im Feuer kleine glühende Holzscheiben auf einer Anhöhe mittels langer Stangen über einen schräg aufgelegten Brett abgeschlagen, sodaß sie - ähnlich Sternschnuppen - Richtung Tal fliegen. Unmittelbar vorher spricht der Schläger einen Vers oder widmet die Scheibe einer prominenten oder persönlich nahestehenden Person. Man kann aber auch eine Person verspotten. Damit ist auch das Scheibenschlagen in Zusammenhang mit dem Rügeverfahren der Fastnacht zu sehen.
Urkundlich bezeugt ist das Scheibenschlagen bereits 1090. Damals führte eine brennende Scheibe zum Brand des Klosters Lorsch. Scheibenschlagen und Funkensonntag gehören zu den ältesten Fastnachtsbräuchen, die infolge des alten Fastnachtstermines (Aschermittwoch) am Sonntag Invocavit (Sonntag nach Aschermittwoch; Funkensonntag) stattfanden.
Der Brauch des Funkensonntags bzw. des Scheibenschlagens wird heute besonders in Vorarlberg gepflegt. In Tirol wird im Vinschgau ein Funken abgebrannt, in der Gegend von Landeck, etwa in Flirsch oder Schann, findet das Scheibenschlagen statt. Noch zu Beginn des Jahrhunderts war der Brauch des Scheibenschlagens über weitere Teile Tirols bekannt. Als Beispiel sei hier das Iseltal (Osttirol) genannt. In Westendorf (Brixental) gibt es heute noch die Flurbezeichnung "Scheibschlagalm", die an den früher gepflegten Brauch erinnert. Im Prägratten (Osttirol) findet heute das Scheibenschlagen am Festtag von St. Peter und Paul statt.
Literatur:
Gapp, Hans: Alpenbräuche, Innsbruck 1994
Johler, Reinhard: Die Formierung eines Brauches. Der Funken- und Hohlepfannsonntag in Vorarlberg (Veröffentlichung des Inst. f. Volkskunde, Wien, Bd. 19) Wien 2000