Buchpräsentation und Lesung
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Mittwoch, 13. Januar, 20 Uhr Literaturhaus am Inn
Ilse Somavilla und Eleonore Bürcher
Intellektualität, Ethos und Kultur Hermine Wittgensteins Familienerinnerungen
Die von Hermine Wittgenstein in der Zeit von 1944 bis 1947 verfasste Chronik gibt nicht nur Einblick in die private Lebensgeschichte von vier Generationen der Familie Wittgenstein, sondern dokumentiert deren mannigfache soziokulturelle Beziehungen mit bekannten Persönlichkeiten, Dichtern, Musikern, bildenden Künstlern und Wissenschaftlern. Die Aufzeichnungen sind auch ein wichtiger Beitrag, um das aus seiner familiären Herkunft im Wien der Jahrhundertwende gewachsene Kulturverständnis Ludwig Wittgensteins zu belegen und seine philosophischen Reflexionen über ethische und ästhetische Fragestellungen besser zu verstehen. Darüber hinaus zeichnet Hermine Wittgenstein ein lebhaftes Bild einer konfliktreichen Zeit, „in der Menschen und Dinge gleichermaßen vom Untergang bedroht erscheinen“ – der Zeit der beiden Weltkriege sowie des Nationalsozialismus.
Ilse Somavilla, geboren in Fulpmes, studierte Anglistik, Psychologie, Pädagogik und Philosophie. Seit 1990 freie Mitarbeiterin am Brenner-Archiv, zählt Somavilla zu den profiliertesten Wittgenstein-ForscherInnen. Sie ist Herausgeberin u. a. folgender Bücher: Ludwig Wittgenstein: Denkbewegungen. Tagebücher 1930–1932, 1937–1937 (1997), Licht und Schatten. Ein nächtliches (Traum-)Erlebnis und ein Brief-Fragment (2004), Wittgenstein – Engelmann. Briefe, Begegnungen, Erinnerungen (2006, alle: Haymon)
Eleonore Bürcher, bis 2014 Ensemblemitglied des Tiroler Landestheaters, Mitwirkende bei Hörspielen und Lesungen. Zahlreiche Ehrungen für ihr künstlerisches Schaffen, u. a. Nestroy Publikumspreis 2011, Tiroler Adler Orden in Gold
Hermine Wittgenstein: Familienerinnerungen. Herausgegeben von Ilse Somavilla. Haymon 2015
In Kooperation mit dem Brenner-Forum
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[Montagsfrühstück - Forum für strategische Langsamkeit] Eine Kooperation zwischen Literaturhaus am Inn, Denkpanzer und der Abteilung für Vergleichende Literaturwissenschaft der Universität Innsbruck |
Montag, 18. Januar, 9 - 11 Uhr Literaturhaus am Inn "Universale" Literatur zwischen Eurozentrismus und Globalisierung Najem Wali und Young-Ae Chon im Gespräch
Der Eurozentrismus scheint bei der Definition von (kanonisierter) Weltliteratur überholt bzw. bedarf, mit dem Blick auf Migrationsbewegungen und Globalisierung, einer Hinterfragung und Überarbeitung. In diesem Montagsfrühstück soll erörtert werden, welche neuen Ansätze es bei der Definition von „Weltliteratur“ gibt, unter anderem ausgehend von der Frage, inwieweit Literaturen heute postethnische und transnationale sind in dem Sinne, wie Sigrid Löffler sie in ihrer Studie Die neue Weltliteratur und ihre großen Erzähler definiert. Kann dabei das Hybride, das Nomadische ein formales und inhaltliches Kriterium sein, oder wird hier wieder allzu sehr definiert? Wie sehen dies die Schreiber selbst, wie der Literaturbetrieb, wie ÜbersetzerInnen? Könnte der Begriff einer allgemeinen Weltliteratur mit Universalitätsanspruch jenseits von partikulären Nationalliteraturen, wie ihn Goethe vertrat, wieder (s)einen Platz finden?
Najem Wali, geboren 1956 in Basra, Irak, studierte Deutsche Literatur in Bagdad. Nach Ausbruch des Iran-Irak-Kriegs 1980 Flucht nach Deutschland. Lebt als freier Autor und Journalist in Berlin. Kulturkorrespondent der arabischen Tageszeitung Al-Hayat, regelmäßige Beiträge für deutsche Zeitungen. Seine Romane, die er auf Arabisch verfasst, erscheinen in deutscher Übersetzung bei Hanser. Auswahl: Engel des Südens. Roman (2011), Bagdad Marlboro (2014), Bagdad. Erinnerungen an eine Weltstadt (2014). www.najemwali.de
Young-Ae Chon, geboren 1951, studierte in Seoul und promovierte über Paul Celan. Sie ist Lyrikerin und Professorin für deutsche Literatur an der Seoul National University und übersetzte u. a. Goethe, Kafka, Rilke, Celan. Sie war Präsidentin der koreanischen Goethe-Gesellschaft und Fellow of the Freiburg Institute for Advanced Studies. Außer Übersetzungen hat sie viele teilweise im Deutsch geschriebene Fachbücher und Lyrikbände veröffentlicht.
Eine Kooperation zwischen Literaturhaus am Inn und der Abteilung für Vergleichende Literaturwissenschaft der Universität Innsbruck
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Lesung und Autorengespräch |
Mittwoch, 20. Januar, 20 Uhr Literaturhaus am Inn Ulrich Peltzer
Was tut man, was hat man getan für ein besseres Leben? Moderation: Thomas Wegmann (Institut für Germanistik)
Jochen Brockmann ist Sales Manager. Die Bank gibt keinen Kredit mehr, Indonesien investiert nicht, es bieten sich die Chinesen an. Da erscheint der Investor und Risikoberater Sylvester Lee Fleming: ist er Retter, Verführer oder Versucher? Ulrich Peltzer, „ein Erzähler von europäischem Rang“ (Jury des Heinrich-Böll-Preises) legt mit seinem groß angelegten Roman Das bessere Leben einen metaphysischen Thriller über das 21. Jahrhundert und über die Gespenster der Vergangenheit vor, und einen eindringlichen Text über die Gegenwart, in der die Utopien eines besseren Lebens in Terror umgeschlagen sind und die Revolutionäre des 20. Jahrhunderts sich im Kapitalismus eingerichtet haben.
Ulrich Peltzer, geboren 1956, Studium der Philosophie und Psychologie. Lebt als freier Schriftsteller in Berlin. Zahlreiche Publikationen, zuletzt: Bryant Park. Erzählung (2002), Teil der Lösung. Roman (2007, beide: Ammann), Angefangen wird mittendrin. Frankfurter Poetik-Vorlesungen (2011, Fischer).
Ulrich Peltzer: Das bessere Leben. Roman. Fischer 2015
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[ Im Fokus: Brenner-Archiv ]
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Dienstag, 26. Januar, 20 Uhr Literaturhaus am Inn Karl Lubomirski, Eleonore De Felip, Annette Steinsiek
Zwillingsbruder Abgrund, Schwester Zeit. Ein Abend für und mit Karl Lubomirski Lesung, Vortrag und Gespräch
Vortrag: Eleonore De Felip Moderation: Annette Steinsiek
Der Autor wird aus seinem aktuellen Lyrikband Sieben Meere lesen, zu dem Eleonore De Felip einige Analysen und Beobachtungen vorträgt. Ein Blick in die Werke und Briefe von Karl Lubomirski, die sich seit 2014 im Brenner-Archiv befinden, zeigt den Autor in seiner Entwicklung und Bewegung: als Reisenden, Suchenden, Betrachtenden, der das Wissen verschiedener Welt- ecken in seine persönlichen Synthesen einschließt, und dies in der Form zunehmend verknappt. Was treibt ihn an, wie arbeitet er, welche Begegnungen präg(t)en ihn? Annette Steinsiek wird in einem Gespräch mit dem Autor diesen und anderen Fragen nachgehen. Eine Vitrinenausstellung zeigt Stücke aus dem Bestand.
Karl Lubomirski, geboren 1939 in Hall, seit 1962 in Italien lebend, veröffentlichte zahlreiche Gedichtbände und Prosawerke. Seine Werke wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt, er selbst übersetzte aus dem Italienischen ins Deutsche. Er war Präsident des P. E. N. Clubs Liechtenstein, hielt an den Universitäten Verona und Parma Vorlesungen zur österreichischen Lyrik. Jüngste Publikation: Sieben Meere. Gedichte (2015, Löcker). www.lubomirski.at
Eleonore De Felip arbeitet im Brenner-Archiv derzeit mit einem Habilitationsstipendium zur Lyrik Friederike Mayröckers und deren Neuperspektivierung im Lichte der literaturwissenschaftlichen „Intensitätsforschung“.
Annette Steinsiek, wissenschaftliche Mitarbeiterin im Brenner-Archiv, hat den „Bestand Karl Lubomirski“ erschlossen. Siehe www.uibk.ac.at/brenner-archiv/archiv/lubomirksi.html
In Kooperation mit dem Brenner-Forum
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[widerlesen] |
Donnerstag, 28. Januar, 19-21 Uhr Literaturhaus am Inn Albert Camus: Der Gast Impuls: Doris Eibl
Die Novelle Der Gast von Albert Camus erschien erstmals 1957 und spielt in Algerien, kurz vor dem Ausbruch des Algerienkriegs. Camus thematisiert unter anderem die Frage, ob es eine neutrale Position geben kann.
Die Romanistin Doris Eibl wird in einem kurzen Impuls-Referat in den Text einführen, anschließend sind Sie zum Mitdiskutieren eingeladen. Um einen dichten Austausch zu ermöglichen, bitten wir Sie, den Text vorab zu lesen und sich für diese Reihe anzumelden, da es eine begrenzte TeilnehmerInnenzahl gibt.
Anmeldung bis zum Montag, 25. Januar unter literaturhaus@uibk.ac.at mit dem Kennwort „widerlesen“. Teilnahmegebühr E 5
Den Text finden Sie ab Mitte Januar im Inn-Lesebuch auf unserer Homepage unter der Rubrik → schauen & lesen & hören.
Die Teilnahmegebühr kommt als Spende dem Verein KAMA Innsbruck zugute. KAMA organisiert Kurse und Workshops, die von Asylsuchenden, MigrantInnen und Asylberechtigten geleitet werden und gegen eine freiwillige Spende besucht werden können. www.kama.or.at/innsbruck, Facebook: KAMA Innsbruck
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Buchpräsentation und Gespräch |
Dienstag, 2. Februar, 20 Uhr Literaturhaus am Inn
Sieglinde Klettenhammer, Dirk Rupnow, Eberhard Sauermann
Die Rezeption Georg Trakls in der NS-Zeit
Die bisherige Forschung ist zum (Vor-)Urteil gelangt, Trakl sei in der NS-Zeit durchwegs abgelehnt worden. Wie ist es aber zu erklären, dass Trakl damals zwar von manchen ignoriert, ja verworfen, aber in etlichen nationalsozialistischen Literaturgeschichten und Zeitungsartikeln behandelt wurde, dass sein Werk mehrfach ediert wurde und zahlreiche Gedichte in Anthologien abgedruckt wurden, dass berühmte wie unbekannte Personen sich privat zu ihm bekannten? Eine Antwort darauf versucht die Studie Eberhard Sauermanns, die auf dem Nachlass Ludwig v. Fickers und der Trakl-Sammlung des Brenner-Archivs beruht. In ihr wird zudem die nationalsozialistische Kulturpolitik und Literaturwissenschaft herausgearbeitet sowie die Rezeption Trakls in der DDR skizziert.
Im Gespräch sollen die Ergebnisse der Studie Eberhard Sauermanns durch die Literaturwissenschaftlerin Sieglinde Klettenhammer und den Historiker Dirk Rupnow vertieft sowie offene Fragen angesprochen und Antworten versucht werden.
Sieglinde Klettenhammer, geboren 1957, Ao. Univ.-Prof. am Institut für Germanistik der Universität Innsbruck; Arbeitsschwerpunkte: Georg Trakl, Expressionismus, Literatur aus Tirol und Südtirol sowie Rezeptionstheorie.
Dirk Rupnow, geboren 1972, Univ.-Prof. am Institut für Zeitgeschichte der Universität Innsbruck; Arbeitsschwerpunkte: europäische Zeitgeschichte, Holocaust- und Jüdische Studien, Wissenschafts- und Migrationsgeschichte, Nationalsozialismus.
Eberhard Sauermann, geboren 1949, bis zur Pensionierung Ao. Univ.-Prof. am Forschungsinstitut Brenner-Archiv und Dozent am Institut für Germanistik der Universität Innsbruck; Arbeitsschwerpunkte: Georg Trakl, der Brenner, Franz Fühmann, Kriegsdichtung und Editionstheorie. Herausgeber der Innsbrucker Trakl-Ausgabe.
Eberhard Sauermann: Die Rezeption Georg Trakls in der NS-Zeit. Ein Dichter und sein Werk vor dem Hintergrund nationalsozialistischer Kulturpolitik und Literaturwissenschaft. Mit einem Ausblick auf die DDR. StudienVerlag 2016 (Edition Brenner-Forum, Band 12)
In Kooperation mit dem Brenner-Archiv
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[ V-Effekt!]
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Freitag, 5. Februar, 20 Uhr Literaturhaus am Inn Die schärfsten Dialektiker sind die Flüchtlinge
Szenische Lesung von Bertolt Brechts: Flüchtlingsgespräche Besetzung: Helmuth A. Häusler und Hannes Perkmann Lieder: Judith Keller Inszenierung: Klaus Rohrmoser
Die in den frühen 1940er Jahren geschriebenen Dialoge der Flüchtlingsgespräche handeln vom Alltag der aus Deutschland Vertriebenen, vertreten durch den Intellektuellen Ziffel und den Arbeiter Kalle, die sich im Restaurant des Hauptbahnhofs von Helsinki über die internationale Lage (deutsche Truppen haben Dänemark und Norwegen besetzt und rücken in Frankreich vor) und die eigene Situation unterhalten: Der Paß ist der edelste Teil von einem Menschen.
Bertolt Brecht, geboren 1898, musste 1933 Berlin verlassen und flüchtete über Prag, Wien und Zürich nach Dänemark, später nach Schweden, Finnland und in die USA. 1948 kehrte er aus dem Exil nach Berlin zurück, wo er bis zu seinem Tod als Autor und Regisseur tätig war.
Zur Aufführung gebracht mit freundlicher Genehmigung des Suhrkamp Verlags
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[Einblicke Ausblicke] |
Donnerstag, 18. Februar, 20 Uhr Literaturhaus am Inn
Lesung und Gespräch mit Barbara Aschenwald und Martin Fritz Moderation: Anna Rottensteiner und Gabriele Wild
In der Reihe [Einblicke Ausblicke] lädt das Literaturhaus am Inn Tiroler Autorinnen und Autoren ein, aus ihren in Arbeit befindlichen Texten zu lesen und das Publikum im Gespräch am Prozess der literarischen Textproduktion teilhaben zu lassen.
Dieses Mal werfen wir einen Blick in das aktuelle Schreibprojekt von Barbara Aschenwald mit dem Titel Spiegelscherben sowie in Martin Fritz’ Schreibarbeit am Performance-Textprojekt Emma.
Barbara Aschenwald, geboren 1982, Schriftstellerin und Regieassistentin u. a. bei den Tiroler Volksschauspielen in Telfs. Zahlreiche Auszeichnungen, u. a. Jürgen-Ponto-Literaturpreis 2010, Publikationen (Auswahl): Leichten Herzens. Erzählungen (2010, Skarabaeus), Omka. Roman (2013, Hoffmann und Campe).
Martin Fritz, geboren 1982, derzeit Dissertation zu Systemtheorie, Popkultur und Web 2.0; Teil der 1. Innsbrucker Lesebühne Text ohne Reiter. Auszeichnungen (Auswahl): Förderpreis Rauriser Literaturpreis 2009, FM4 Wortlaut 2009, Veröffentlichungen in Literaturzeitschriften und Anthologien. Blog: assotsiationsklimbim.twoday.net
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Diskussion |
Donnerstag, 25. Februar, 20 Uhr Literaturhaus am Inn
Vermintes Gelände – Nahost-Konflikt, Israelkritik und Antisemitismus in der Literatur
Norbert Gstreins neuer Roman In der freien Welt - Diskussion Moderation: Johann Holzner
John ist tot: Niedergestochen mitten in San Francisco. Er war amerikanischer Jude, ein hinreißender Draufgänger, kraftstrotzend und doch traumatisiert von seinem freiwilligen Dienst in der israelischen Armee. Hugo reist auf den Spuren seines Freunds nach Kalifornien, wo er und John sich vor einem halben Leben kennengelernt haben. Bald darauf landet er in Israel und findet sich auf beiden Seiten des jüngsten Gaza-Konflikts wieder. Zwischen den USA, Israel und Palästina, den ersten Lieben zweier junger Männer, ihrem Älterwerden und der großen Politik stellt Norbert Gstreins mitreißender Roman In der freien Welt eine aufrüttelnde Frage: Wie können wir in der freien Welt gemeinsam leben, ohne einander Schmerz zuzufügen?
Der Roman wird am Dienstag, den 23. Februar in der Buchhandlung Haymon vorgestellt, anschließend an diese Veranstaltung soll in der Diskussion im Literaturhaus am Inn danach gefragt werden, was Literatur kann und auf welche Weise die Literatur Möglichkeiten bietet, um sich in einem verminten Gelände (Norbert Gstrein) zu bewegen und inwiefern über das literarische Schreiben ein neuer Blick auf scheinbar unauflösbare Krisenherde, wie jener des Nahost-Konflikts eröffnet werden kann.
Norbert Gstrein, geboren 1961, freier Schriftsteller in Hamburg, zahlreiche Auszeichnungen, u. a. Alfred-Döblin-Preis, Uwe-Johnson-Preis. Zahlreiche Publikationen zuletzt: Die Winter im Süden. Roman (2008, Hanser), Die ganze Wahrheit. Roman (2010, Fischer)
Stefan Gmünder, 1965 in Bern geboren, lebt in Wien, arbeitet seit 1998 als Literaturredakteur bei der Tageszeitung Der Standard, seit 2014 Juror beim Ingeborg-Bachmann-Preis.
Johann Holzner, geboren 1948, Leiter des Brenner-Archivs 2001–2013, seit 2014 Vorsitzender der Gesellschaft der Freunde und Förderer des Theodor-Fontane-Archivs Potsdam.
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