Schweizer Monatshefte. Jg. 89 (2009), Nr. 968, S. 58-63
Autor & Werk: Hans Jost FreyIn der März-Ausgabe der "Schweizer Monatshefte" ist die Rubrik "Autor & Werk" dem Schweizer Literaturtheoretiker Hans Jost Frey gewidmet.
In seinem Porträt "Man soll von dem reden, worüber man nicht sprechen kann" führt Marco Baschera in das Werk des Autors ein: "Was unterscheidet die Literatur von der alltäglichen Rede? Die Bücher Hans Jost Freys stellen sich dieser Frage."
Im Anschluss folgt ein literaturtheoretischer Essay Freys mit dem Titel "Wozu über Gedichte sprechen?". Darin wird auch der Umgang der Literaturkritik mit Gegenwartslyrik angeschnitten: "Zu den Folgen der Akzentverlagerung, die viele heutige Gedichte kennzeichnet, gehört die Ratlosigkeit, in die sie eine Kritik versetzt, die sich im Sog eines alltäglichen Sprachverständnisses mit der Reduktion der Sprache auf die konventionelle Art ihrer Mitteilungsfunktion zufriedengibt und deshalb in Verlegenheit gerät, sobald der Versuch, Inhalte zu paraphrasieren, auf Schwierigkeiten stößt oder sogar mißlingt. Damit hat nicht nur die zunehmende Einengung der kritischen Würdigung von Literatur auf den Roman zu tun, sondern, ins Positive gewendet, die wachsende Beliebtheit von Gedichtlesungen. Im Vernehmen des gesprochenen Gedichts ist die Kritik als das Sprechen darüber ausgeschaltet zugunsten der unverstellten Präsenz der poetischen Dichte, an der alle Dimensionen des Sprachlichen mitwirken."