Kolik, 2009, Nr. 46, S. 3-8
Im Supermarkt / von Peter LanderlPeter Landerl polemisiert in seinem Beitrag im November-Heft der Wiener Literaturzeitschrift "Kolik" gegen den gegenwärtigen Literaturbetrieb bzw. die Anpassung des Autors an die Forderungen des Marktes: "Der Markt besteht aus Playern: Das sind die Verleger, die Lektoren, die Kritiker, die Autoren. Auch du, werter Autor (verzeih, dass ich dich duze!), bist Player - und wenn du noch keiner bist, so wärst du gern einer (das ist eine Unterstellung, ich weiß!). Sobald dein Playertum von anderen Playern legitimiert ist, gefällst du dir darin, auch Player zu sein, und spielst dein Spiel im Spiel. Du, werter Autor, bist nicht besser als die anderen, du faselst von deiner Autonomie, aber die hast du doch bestenfalls am Anfang deines Schreibens gehabt, beim ersten Buch, als du frank und frei drauflosgeschrieben hast, als nichts zu verlieren war, weil es nichts zu verlieren gab. Und dann, fürs zweite Buch, hast du dich schon zurechtgebogen für den Betrieb, hast nachgelegt und bist mitgehetzt." (S. 4).
Landerls Fazit: "Niemals wurde so viel geschrieben. Niemals wurde so viel über Bücher geschrieben. Die Bücherregale voll wie die Supermarktregale. Überflussliteratur. Butterbergliteratur. Produkte, die das System generiert hat, und deshalb: Fertigware. Clean. Steril. Künstlich aromatisiert." (S. 7). Und: "Wie wäre es damit: noch einmal den Tod des Autors auszurufen und dagegen den Text zum König zu krönen? Wie wäre es damit - auch wenn es schwerfällt -, dem Text zu vertrauen und nicht dem Bild von dem, der ihn geschrieben hat?" (ebd.)