Wespennest, Jg. 2010, Nr. 158
[ohne Titel]. Zu einer Archäologie des UnveröffentlichtenDas Mai-Heft des Wespennests widmet sich mit einem Themenschwerpunkt dem Phänomen des Unveröffentlichten. U. a. schreiben László F. Földényi über Titel von Texten und Kunstwerken (Der Titel des Essays: Ohne Titel, S. 44-47), Roman Schmidt über das gescheiterte Zeitschriftenprojekt Kritik und Krise von Walter Benjamin und Bertolt Brecht aus dem Jahr 1930 (Utopisch scheitern, S. 63-66) und Leopold Federmair über Unschuld, Scham und Ironie am Beispiel von Franz Kafka und Francis Ponge (S. 74-78).
Außerdem stellt sich Gunnar D. Hansson die Frage: Braucht es Poetik? Gibt es Regeln? (S. 95-99). Und Franz Josef Czernin eröffnet das Heft mit einer mehrseitigen Kritik am seiner Ansicht nach sinkenden Qualitätsniveau von Ö 1: Wie fühlen Sie sich denn heute, Herr Dr. Schüssel? Zu einem Interview und einigen anderen Populismen im Radiosender Österreich 1 (S. 6-8). Czernin glaubt, den allgemeinen Trend zur "Boulevardisierung" auch beim "Kultursender" ausmachen zu können, und dort nicht zuletzt in der Buch- und Literatursparte: "In der Literatursendung 'Ex Libris' [...] werden zunehmend Rezensionen durch Interviews mit Schriftstellern ersetzt, und zwischen den Beiträgen spielt man schon fast Ö3-affine Popmusik. [...] Auch rezensiert und beredet man in dieser Sendung zumeist das, was das deutsche Feuilleton (auf das man sich auch eifrig beruft) für wichtig erachtet, und vor allem befasst man sich sehr ausführlich mit so genannten Bestsellern. Man unterwirft sich auch dort dem Allepopulärsten: dem Erfolg." (S. 6)