Bei der „Hohen Birga“ handelt es sich um einen kleinen bewaldeten Hügel nördlich von Birgitz. Im Jahre 1937 sind dort die Überreste einer über 2.000 Jahre alten Siedlung aus der jüngeren Eisenzeit entdeckt worden. Nach kriegsbedingter Unterbrechung und weiteren Arbeiten in den 1940er und 1950er Jahren geriet der Platz jedoch zunehmend in Vergessenheit, die bislang entdeckten Überreste verfielen und wucherten zu.
Vor einigen Jahren begann das Institut für Archäologien in enger Zusammenarbeit mit dem lokalen Verein Archäotop Hohe Birga und der Gemeinde Birgitz mit neuen archäologischen Forschungen bei welchen zwei Gebäude entdeckt und vollständig freigelegt werden konnten. Neben den neuen wissenschaftlichen Untersuchungen und den damit einhergehenden Restaurierungs- und Konservierungsmaßnahmen der bisherigen Befunde wurde auch an der Erschließung des Hügels als archäologischer Park für Besucherinnen und Besucher gearbeitet.
Feierliche Eröffnung im Rahmen eines Festes
Kürzlich konnte im Rahmen einer großen Feier unter Anwesenheit zahlreicher Ehrengäste, das fertig restaurierte „Haus VI“ eröffnet werden. Nach der Begrüßung durch Markus Haid, den Bürgermeister der Gemeinde Birgitz, richteten Dr. Benedikt Erhard von der Kulturabteilung sowie Vizerektor Univ.-Prof. Dr. Bernhard Fügenschuh die Grußworte des Landes bzw. der Universität Innsbruck an die annähernd 200 Besucherinnen und Besucher. Nach einem kurzen Abriss der Geschichte des Vereines Archäotop Hohe Birga durch dessen Obmann Dipl.-Ing. Helmut Heinricher begab man sich auf die „Hohe Birga“ selbst, wo der langjährige Grabungs- und Projektleiter der archäologischen Ausgrabungen, assoz.-Prof. Mag. Dr. Florian Müller, die freigelegten Überreste sowie das Konzept der Restaurierungs- und Rekonstruktionsmaßnahmen an „Haus VI“ vorstellte. Im Anschluss übernahm Inge Partl, die Gattin des ebenfalls anwesenden Altlandeshauptmanns Dr. Alois Partl, die feierliche Eröffnung des Gebäudes. Die von der Schützenkompanie und der Musikkapelle Birgitz feierlich umrahmten Festlichkeiten endeten in einem Konzert und Eröffnungswaldfest für alle Besucherinnen und Besucher.
Ehrengäste der Eröffnungsfeierlichkeiten (von lks.): Dr. Benedikt Erhard (Amt der Tiroler Landesregierung – Abteilung Kultur), Dr. Alois Partl (Altlandeshauptmann von Tirol), Dipl.-Ing. Helmut Heinricher (Obmann des Vereins Archäotop Hohe Birga), Markus Haid (Bürgermeister der Gemeinde Birgitz), Univ.-Prof. Dr. Bernhard Fügenschuh (Vizerektor der Universität Innsbruck), Christian Abenthung (Bürgermeister von Axams und Obmann des Planungsverbandes westliches Mittelgebirge) (Bild: Silvia Gradl)
Das neu eröffnete „Haus VI“
Das „Haus VI“ befindet sich ganz im Westen des Hügels. Hier sollte sich angeblich eine Regenwasserzisterne befunden haben, welche die Siedlung mit Wasser versorgt hatte. „Bei den Grabungen fanden sich aber keinerlei Spuren einer Zisterne“, berichtet Florian Müller. „Im Gegenteil zeigte sich ein völlig anderer Befund, nämlich der sehr gut erhaltene in Trockenbauweise errichtete Gang eines eisenzeitlichen Gebäudes.“ Der Gang war ursprünglich mit massiven Steinplatten abgedeckt gewesen, die im Laufe der Jahrtausende aber herabgestürzt waren. Das Haus selbst war in den gewachsenen Lehm- bzw. Schotterboden eingetieft worden. Über den Gang konnte man den nördlich davon gelegenen rechteckigen Innenraum betreten, dessen Wände ursprünglich aus Holz bestanden haben. Flache Steinplatten dienten dabei als Auflager für die hölzernen Innenstützen des Daches.
Im Zuge der Konservierung wurden die Zwischenräume der Trockenmauern originalgetreu mit lokal anstehendem Lehm verfüllt und dadurch stabilisiert. Auf Basis der Grabungsbefunde konnten im Innenraum an allen vier Seiten in unterschiedlicher Höhe die ursprünglich vorhandenen Holzeinbauten rekonstruiert und ein Lehmstrich verlegt werden. Zur weiteren Sicherung der freigelegten Überreste wurde das gesamte Gebäude von einem Schutzbau überdacht. Dieser hebt sich durch die moderne Gestaltung deutlich von den rekonstruierten Befunden ab, passt sich aber durch die Dachschräge der durchsichtigen Überdachung optimal dem abfallenden Gelände des Hügels an.
Das konservierte und rekonstruierte „Haus VI“ und interessierte Besucherinnen und Besucher darin (Beide Bilder: Silvia Gradl)
Die zahlreichen beide den Grabungen gemachten Kleinfunde, wie keramische Gefäße, Schmuckstücke aus Bronze aber auch Glas, insbesondere aber eine keltische Silbermünze sowie bearbeitete Stücke von Korallen aus dem Mittelmeerraum, die die Handelskontakte bereits in dieser Zeit belegen, wurden erstmalig – nur für die Dauer der Eröffnungsfeierlichkeiten – in einer Vitrine ausgestellt und präsentiert.
Sowohl für Touristen als auch Einheimische wurde nun mit der in der näheren Umgebung singulären Kombination von archäologischem Freigelände und dem bereits 2013 eröffneten Rätermuseum in Birgitz ein attraktiver, in unmittelbarer Nähe zur Landeshauptstadt gelegener kultureller Anziehungspunkt geschaffen. Die archäologischen Ausgrabungen auf der „Hohen Birga“ werden bereits im Juli 2018 fortgesetzt um weitere Erkenntnisse zum Leben der Menschen in der jüngeren Eisenzeit zu erlangen.
(Florian M. Müller)