„Ich habe sehr schnell gemerkt, dass Architektur nichts ist, was man alleine macht, dass Wissen oder Inspiration von überall kommen kann und es immer ein Teamsport ist”, sagt Andy Bow über seinen Beruf – er ist Seniorpartner beim international tätigen Architekturbüro Foster + Partners, nun gibt er sein Wissen und seine Erfahrung an Architektur-Studierende in Innsbruck weiter. „Zum ersten Mal kam ich vor etwa fünfzehn Jahren auf Einladung von Professor Volker Giencke an die Universität Innsbruck. Ich mochte von Beginn an alles: Den herzlichen Empfang, die Qualität der Arbeit der Studierenden, das schöne Architekturgebäude und natürlich die atemberaubende alpine Umgebung von Innsbruck. Ich habe immer gehofft, eines Tages zurückzukehren.“ Nach einer Vorlesung 2019 ist er nun erneut an der Universität Innsbruck zu Gast. Seine drei Lehrveranstaltungen – wie derzeit der allergrößte Teil der Lehre an der Universität Innsbruck – finden pandemiebedingt ausschließlich online statt, Bow betreut dort sowohl Bachelor- als auch Master- und Doktoratsstudierende. Für Masterstudierende unterrichtet er etwa ein Seminar zu Präsentation und Vermittlung: „Als ich anfing, Architektur zu unterrichten, wurde mir klar, dass es oft darum geht, wie man komplexe Ideen einfach kommuniziert. Sowohl im Büro als auch bei der Begutachtung von Arbeiten an einer Universität stelle ich oft fest, dass dies eines der wichtigsten Dinge ist, die ich tue: Ich bringe der nächsten Generation von angehenden Architekten die ‚Kunst der Kommunikation‘ bei. Es ist eine wichtige Fähigkeit, die man lernen und durch Übung verbessern kann. In gewissem Sinne studiere ich diese Kunst schon seit vierzig Jahren und ich habe immer noch das Gefühl, dass ich viel zu lernen habe. Das ist das Tolle daran, ein Architekt zu sein, man freut sich immer auf die nächste Gelegenheit, mehr von allen am Entwurfsprozess Beteiligten zu lernen.“
Große Erfahrung
Im Lauf seiner Karriere hat der Architekt an einer Vielzahl von Projekten gearbeitet, darunter den Queen Alia International Airport in Jordanien, den Ilham Baru Tower in Kuala Lumpur oder das Kai Tak Cruise Terminal und die Cathay Pacific Lounges in Hongkong. Aktuelle Projekte beinhalten unter anderem den Battersea Power Station Masterplan in London. Bow begreift Architektur als kollaborativen Prozess, und dieses Verständnis vermittelt er auch an nachkommende Generationen: „Als Architekt arbeitet man oft mit Künstlern, Bildhauern, Ingenieuren, Stadtplanern und Bauherren zusammen. Man merkt schnell, dass eine der größten Fähigkeiten, die man als Architekt entwickeln muss, darin besteht, ihnen allen aufmerksam zuzuhören, denn sie alle haben wichtige Beiträge zu leisten, vor allem unsere Kunden.“ Student bleibt man als Architekt ein Leben lang, meint er – gerade kreative Berufe erforderten lebenslanges Lernen: „Das Wunderbare an einem kreativen Beruf ist, dass er eine lebenslange Besessenheit bleibt. Es gibt eine rastlose Wissbegierde, angetrieben von dem Wunsch, etwas zu bewegen. In diesem Sinne bleibt man immer ein Student.” Mit seinem Aufenthalt in Innsbruck ist er sehr zufrieden: „Meine Rückkehr nach Innsbruck war genau so, wie ich gehofft hatte, und ich hoffe, dass ich das noch viele Jahre machen kann.“
Zur Person
Andy Bow studierte an der Mackintosh School of Architecture der Glasgow School of Art. Seit 1996 arbeitet er im renommierten Architekturbüro Foster + Partners, seit 2006 ist er dort Senior Partner und derzeit stellvertretender Studioleiter. Bei Foster + Partners arbeitet er aktuell unter anderem am Battersea Power Station Masterplan (London) und dem Museums- und Veranstaltungskomplex Narbo Via in Narbonne (Frankreich). Bow hat an über 30 Hochschulen gelehrt und ist derzeit neben der Universität Innsbruck auch Gastprofessor an der Bartlett School of Architecture am University College London.
Dieser Beitrag ist zuerst in der Juni-2021-Ausgabe unseres Magazins „zukunft forschung“ erschienen. Die gesamte Ausgabe gibt es hier zu lesen.