Christian Ruschitzka beschäftigt sich seit Jahren intensiv mit der umgebenden Landschaft, ihren Zusammenhängen und dem Verhältnis zur Natur. Dabei entstanden unterschiedliche künstlerische Arbeiten, die skulpturale und zugleich temporäre Formen annehmen. Für das neue Werk „Zuchtgletscher – ein subtiler Dialog mit der Landschaft“ hat sich der Künstler mit Fragen des Möglichen und Unmöglichen in Bezug auf den Klimawandel, als auch mit den Grenzen und Bedingungen des Kollektivs auseinandergesetzt. Am vergangenen Wochenende wurde das Projekt im Tiroler Ötztal weitergeführt: Das Eis war bereits im Sommer 2020 mittels Solarenergie in einem alten Tiefkühlhaus im Burgenland erzeugt worden. Die außergewöhnliche Kunstintervention wurde von Günter Scheide, Transferstelle Wissenschaft-Wirtschaft Gesellschaft der Universität Innsbruck, im Sinne von Themensetzung und Kooperation über Grenzen hinweg begleitet. In enger Zusammenarbeit zwischen dem Künstler und Beteiligten zweier Universitäten konnte die für diesen Sommer geplante Auswilderung von Zuchtgletschereis endlich gelingen. „Um die Aktion zu ermöglichen war viel Vorbereitung, Engagement und Überzeugungsarbeit notwendig. Denn für diese ‚verrückte‘ Aktion mussten Lehrende und Studierende der Universität für angewandte Kunst Wien und der Universität Innsbruck sowie einige weitere Teilnehmerinnen und Teilnehmer überzeugt werden“, betont Günter Scheide.
Auswilderung am Ötztaler Gletscher
Die Gruppe startete vom Universitätszentrum Obergurgl in Richtung Gaisbergferner mit einer eigens für die Intervention entworfenen „Kraxe“. Die Beteiligten hatten sehr schwer zu tragen, denn auf dem Rücken befanden sich jeweils viele Kilogramm von Zuchtgletschereis, das am Gletschertor mit dem natürlichen Gletschereis des Gaisbergferners auf rund 2600 m.ü.NN vereint wurde. „Einen Gletscher zu züchten, der eigentlich in die Berge gehört, sehe ich als melancholisch-anachronistischen Beitrag zur Solidarität mit den Hochgebirgsregionen. Mein Projekt, das ich als Bindeglied zwischen Kunst und Wissenschaft auf universitärer Ebene sehe – sowohl Angewandte als auch Uni Innsbruck sind involviert –, soll in jeder Hinsicht gesellschaftliche Vorbildwirkung erzeugen“, erklärt Ruschitzka.
„Wir möchten mit diesem außergewöhnlichen Projekt über rein wissenschaftliche Grenzen hinaus einen gesellschaftlichen Diskurs zu einem sehr relevanten Thema anregen, indem wir gemeinsam mit lokalen Akteur*innen und Partner*innen neue Pfade beschreiten. Künftig streben wir den Ausbau der Zusammenarbeit mit der Universität für angewandte Kunst an“, ergänzt Günter Scheide.
(Günter Scheide/red)
Links
- Transferstelle Wissenschaft - Wirtschaft - Gesellschaft
- ORF-Beitrag vom 13.9. (ab Min. 21)
- Bericht ORF Burgenland/Tirol