Der Preis des Fürstentums Liechtenstein wird seit 1983 jährlich verliehen und zählt zu den renommiertesten Auszeichnungen für wissenschaftliche Forschung an der Universität Innsbruck und der Medizinischen Universität Innsbruck. Die Urkunden verlieh Rachel Guerra, Schulamtsleiterin aus Liechtenstein an die Preisträger*innen des Jahres 2019 und 2020 in feierlichem Rahmen im Kaiser-Leopold-Saal der Universität Innsbruck: „Diese Preisübergabe ist eine wertvolle Tradition. Denn wir ehren hier das Herausragende und nicht das Übliche. Wir honorieren Einsatz und Leistung. Wir zeigen unsere Wertschätzung gegenüber einzelnen Menschen und ihrem Schaffen und würdigen langfristige und gute Beziehungen zwischen Institutionen, zwischen unseren Staaten und Ihren Universitäten“, sagte Rachel Guerra in ihrer Ansprache.
Der Rektor der Universität Innsbruck, Tilmann Märk, hob bei der Verleihung die große Relevanz des Preises für die Innsbrucker Forscherinnen und Forscher hervor: „Der prestigeträchtige Preis des Fürstentums Liechtenstein ist nun seit knapp 40 Jahren Ausdruck großer Anerkennung für unsere Forscherinnen und Forscher an der Universität Innsbruck. Die Auszeichnung motiviert zu weiteren Spitzenleistungen und ist eine wertvolle Unterstützung der wissenschaftlichen Karriere. Für diesen wichtigen Beitrag danken wir dem Fürstentum Liechtenstein herzlich.“
Auch W. Wolfgang Fleischhacker, Rektor der Medizinischen Universität Innsbruck, unterstrich die Bedeutung des Preises des Fürstentum Liechtenstein: „Die Zuerkennung des hoch renommierten Liechtenstein Preises ist ein wichtiges Zeichen der Anerkennung und Würdigung der wissenschaftlichen Erfolge von jungen Forscherinnen und Forschern an der Medizinischen Universität Innsbruck. Über die persönliche Anerkennung hinaus stellt der Preis zudem eine bedeutende direkte und indirekte Motivation für weitere wissenschaftliche Spitzenleistungen an unserer Universität dar“, betont W. Wolfgang Fleischhacker.
Informationen zu den Preisträger*innen 2020:
Universität Innsbruck
Flavia Laffleur, assoziierte Professorin am Institut für Pharmazie, Abt. Pharmazeutische Technologie, untersucht in ihrer preisgekrönten Arbeit neue Strategien in der Arzneimittelabgabe. Die pharmazeutische Forschung beschäftigt sich zunehmend mit der Entwicklung neuartiger Arzneimittelabgabesysteme. Herkömmliche Darreichungsformen wie Tabletten und Kapseln sind oft mit häufiger Anwendung, Nebenwirkungen und damit Nichteinhaltung durch Patient*innen verbunden. Durch die Entwicklung neuartiger Strategien und Systeme wie beispielsweise Patches für die Arzneimittelabgabe rückt eine Alternative zu herkömmlichen Arzneimittelabgabesystemen immer mehr in den Vordergrund. Flavia Laffleur studierte Pharmazie an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen, Deutschland. 2013 promovierte die Apothekerin in Pharmazeutischer Technologie an der Universität Innsbruck. 2013 bis 2017 war Flavia Laffleur als Post-Doc am Institut für Pharmazie tätig. 2017 folgte ein Auslandsaufenthalt am Massachusetts Institute of Technologie in Boston, USA. Im selben Jahr trat die Forscherin eine Laufbahnstelle an der Universität Innsbruck an, 2019 folgte die Habilitation. Bis dato veröffentlichte Laffleur über 100 peer-reviewte Publikationen (Originalartikel und Reviews). Sie hielt zahlreiche Präsentationen auf internationalen Kongressen.
Heike Ortner, assoziierte Professorin am Institut für Germanistik, Fachbereich Germanistische Linguistik, wurde für ihre Arbeit „Sprache und Bewegung. Multimodale Instruktionen in Texten, audiovisuellen Medien und direkter Interaktion“ mit dem Preis des Fürstentums Liechtenstein ausgezeichnet. Im Mittelpunkt steht die Frage, wie mit Sprache, Körper und statischen sowie dynamischen Bildern, also mit multimodalen Mitteln, komplexe Bewegungsabläufe am Beispiel der Sportart Pilates angeleitet werden. Ein zweiter Fragenkomplex behandelt die verschiedenen theoretischen Konzeptionen zum Terminus Multimodalität. Ortner untersuchte dazu Ratgeberbücher, Trainingsvideos und Trainingseinheiten vor Ort in Pilates-Studios. Der Vergleich der drei Materialtypen ergibt je nach Trainingssituation Unterschiede in der syntaktischen und visuellen Gestaltung der Anleitungen. Die Ausdrucks- und Vermittlungsmöglichkeiten in der direkten Interaktion sind vielfältiger, die interaktive Erarbeitung von Bewegungswissen und -gefühlen nimmt einen höheren Stellenwert ein. Heike Ortner schloss ihr Studium der Deutschen Philologie und Angewandten Sprachwissenschaft 2004 an der Universität Graz ab. Von 2007 bis 2014 war die Germanistin als wissenschaftliche Mitarbeiterin bzw. als Universitätsassistentin am Institut für Germanistik tätig. Seit 2014 ist Ortner Assistenzprofessorin im Fachbereich Germanistische Linguistik, seit Sommer 2020 assoziierte Professorin.
Thomas Magauer, Professor am Institut für Organische Chemie, beschäftigt sich in seiner preisgekrönten Arbeit mit der Zyklisierung von Polyenen – von Molekülen mit mehreren Doppelbindungen. Sie zählen zu den effizientesten und faszinierendsten chemischen Reaktionen, um molekulare Wirkstoffe aufzubauen. Das sehr begrenzte Substitutionsmuster aktuell bekannter Substrate schränkt jedoch die molekulare Diversität, Komplexität und Funktionalität der möglichen Produkte stark ein. Magauer adressiert genau dieses Problem und ermöglicht erstmals einen effizienten synthetischen Zugang zu neuartigen molekularen Strukturen, die über gewöhnliche Methoden nicht zugänglich sind. Die erhaltenen Produkte sollen nun in Kollaboration mit Arbeitsgruppen aus der Pharmazie auf deren biologische Aktivität untersucht werden. Thomas Magauer promovierte an der Universität Wien im Fach Chemie. Nach einem Forschungsaufenthalt (2010–2012) an der Harvard Universität, begann er mit dem Aufbau seiner unabhängigen Nachwuchsgruppe an der Ludwig-Maximilians-Universität München. 2017 folgte er dem Ruf als Universitätsprofessor für Synthese und Synthetische Methodologie nach Innsbruck. Magauer erhielt bereits zahlreiche internationale Auszeichnungen, darunter einen ERC-Grant 2020.
Medizinische Universität Innsbruck
Valentina Sladky beschäftigte sich in ihrer mehrfach ausgezeichneten Forschungsarbeit mit der Entstehung von Zellen mit vielfachem Chromosomensatz (Polyploidie) – dieses Ergebnis einer unvollständigen Zellteilung ist Merkmal vieler Tumorzellen, aber auch bei einer Mehrzahl gesunder Leberzellen zu beobachten. „In meiner Arbeit konnte ich zeigen, dass in polyploiden Zellen durch die erhöhte Anzahl an Zentrosomen der Multiproteinkomplex PIDDosom aktiviert wird. Das PIDDosom dient der Zelle zur Aktivierung der Protease Caspase-2, die wiederum den p53 Inhibitor MDM2 ausschaltet. Dadurch wird der Tumorsuppressor p53 aktiv und blockiert das Zellwachstum“, schildert die gebürtige Milserin. In Mausmodellen und humanen Patientenproben konnte sie belegen, dass dieser Prozess auch in polyploiden Zellen stattfindet, die Aktivität des PIDDosoms allerdings auf Wachstumsphasen beschränkt ist, um einer Daueraktivierung vorzubeugen. Der zusätzliche Nachweis, dass die PIDDosomabhängige Begrenzung der Polyploidie die Zelltransformation begünstigt, zeigt die Rolle in der Krebsentstehung auf. „Diese Erkenntnisse könnten therapeutisch genutzt werden, da die Inhibierung des PIDDosoms sowohl die Regeneration nach Lebersektion beschleunigt als auch der Krebsentstehung vorbeugen kann“, schließt Sladky, die im Team von Andreas Villunger am Institut für Entwicklungsimmunologie des Biozentrums ihr PhD-Studium Molekulare Zellbiologie und Onkologie absolvierte und nun an der renommierten John Hopkins University in Baltimore, USA forscht.
Die Preisträger*innen 2019 waren Barbara Beikircher, Eva Maria Hirzinger-Unterrainer und Verena Hörtnagl-Seidner von der Universität Innsbruck sowie Matthias Erlacher von der Medizinischen Universität Innsbruck.