Die Grundidee für die Ausstellung geht auf das fünf Jahre laufende FWF-Projekt ESCAPE (European Slaves: Christians in African Pirate Encounters) unter der Leitung von Univ.-Prof. Dr. Mario Klarer zurück, welches Berichte von europäischen Sklaven in Nordafrika untersuchte. Gemeinsam mit Schloss Ambras wurde ein völlig neuer Weg in der Konzeption der Museumsausstellung eingeschlagen. Teile des Ausstellungskonzepts sowie eine Vielzahl von Ausstellungsobjekten wurden von Schülerinnen und Schülern des Akademischen Gymnasiums Innsbruck, der Bundeshandelsakademie (HAK) und -schule Innsbruck (HAS), der Ferrarischule Innsbruck sowie der HTL Bau und Design Innsbruck über zwei Jahre im Rahmen des Sparkling-Science-Projekts SLAVES (SchülerInnen leiten eine Ausstellungsvorbereitung zu europäischen Sklaven) unter der Leitung von Univ.-Prof. Dr. Mario Klarer gestaltet. Während des zweijährigen Projektunterrichts konnten so nicht nur Museumsinstallationen realisiert werden, sondern auch zahlreiche Vorwissenschaftliche Arbeiten bzw. Diplomarbeiten im Rahmen der Matura. Dadurch entstand eine einzigartige Synergie zwischen der Universität Innsbruck, den Partnerschulen, Schloss Ambras und der breiteren Öffentlichkeit.
Neben der Zusammenarbeit mit den Partnerschulen wurde auch universitätsintern intrafakultär kooperiert. Am Institut für LehrerInnenbildung und Schulforschung der Universität Innsbruck wurden über vier Semester hinweg zahlreiche Lehrveranstaltungen zum Sparkling-Science-Projekt angeboten. Lehramtsstudierende beteiligten sich intensiv an der Ausstellungsgestaltung und begleiteten Schülerinnen und Schüler an den Partnerschulen. Eine ähnliche Zusammenarbeit gab es mit dem Bereich Wirtschaftspädagogik des Instituts für Organisation und Lernen, bei der ein besonderer Fokus auf E-Learning und neue Medien gelegt wurde, sodass gemeinsam mit Schülerinnen und Schülern eine interaktive Web-App entwickelt werden konnte. Univ.-Prof. Dr. Mario Klarer, Leiter des SLAVES-Projekts, lieferte nicht nur durch die Idee zur Ausstellung und half bei der Etablierung des Kooperationsnetzwerkes, sondern stellte zudem private Ausstellungsobjekte zur Verfügung. Univ.-Prof. Dr. Mario Klarer und Dr. Robert Spindler boten zahlreiche Lehrveranstaltungen zum Thema Piraterie und Sklaverei am Institut für Amerikastudien an und betreuten ein Dutzend Diplom- bzw. Masterarbeiten.
Die Ergebnisse all dieser Bemühungen – besonders jener der Schülerinnen und Schüler, der Lehrerinnen und Lehrer als auch der Projektmitarbeiterinnen und Projektmitarbeiter – können nun bestaunt werden. Unter den Ausstellungsobjekten findet sich zum Beispiel ein Modell der Insel Korsika und der historischen Stadt Algier, welches von Schülerinnen und Schülern der HTL Bau und Design aus Faserplatten und Acrylglas gefräst wurde. Schülerinnen und Schüler der Klasse 7D des Akademischen Gymnasiums in Innsbruck gestalteten Gemälde sowie Videos und Audiosequenzen, welche sich mit Migration, Integration und Prekarität befassen. Hierbei konnte auf Lehrveranstaltungen des Instituts für LehrerInnenbildung und Schulforschung zurückgegriffen werden. Des Weiteren wurden Kleidungsstücke von Mittelmeerpiraten und Sklaven anhand von frühneuzeitlichen Stichen durch Schülerinnen und Schüler der Ferrarischule rekonstruiert, nachgeschneidert und an Schaufensterpuppen ausgestellt. Der Klasse 2B der Handelsakademie und Handelsschule Innsbruck wurde eine Web-Applikation zur Verfügung gestellt, die in Zusammenarbeit mit dem Institut für Organisation und Lernen der Universität Innsbruck mit Inhalten bespielt wurde. Damit können Besucherinnen und Besuchern das Museum über ein Quiz entdecken sowie weiterführende Informationen auf eine neue Art und Weise erhalten. Dies und eine Vielzahl von weiteren Objekten kann bis zum 6. Oktober 2019 bestaunt werden. Eine detaillierte Auflistung aller der von Schülerinnen und Schülern gestalteten Objekte bietet der von Sabine Haag, Mario Klarer und Veronika Sandbichler herausgegebene Ausstellungskatalog Piraten und Sklaven im Mittelmeer. Eine Ausstellung in Schloss Ambras Innsbruck 20. Juni bis 6. Oktober 2019.
(David Messner)