Die nun schon seit 1996 jährlich an unterschiedlichen Museums- und Universitätseinrichtungen innerhalb Österreichs stattfindende Tagung mit Fokus auf die Konservierung und Restaurierung von archäologischen Bodenfunden hat sich vor allem in den letzten Jahren zu einem Höhepunkt in der deutschsprachigen Community entwickelt, da seitens der Restaurator*innenverbände im In- und Ausland kaum noch Konferenzen mit dem Schwerpunkt archäologische Objektrestaurierung angeboten werden. Veranstaltet wurde die heurige Tagung von den Mitarbeiterinnen der Restaurierungswerkstatt des Instituts für Archäologien der Universität Innsbruck. Gerade die Zusammenarbeit mit den naturwissenschaftlichen Fächern ermöglicht immer schonendere Konservierungs- und Untersuchungsmethoden, um nicht nur archäologische Objekte als Teil unseres Kulturerbes langfristig zu erhalten, sondern auch den Gewinn an objektspezifischen Detailinformationen zu verbessern, die für die anschließende wissenschaftliche Auswertung ausschlaggebend sind.
66 Jahre Restaurierung am Institut für Archäologien
Das Institut für Archäologien der Universität Innsbruck ist eines der wenigen Institute im deutschsprachigen Raum, das seit 1955 über einen eigenen Fachbereich zur archäologischen Fundkonservierung verfügt und damit in diesem Jahr sein 66-jähriges Bestehen feiert. Am Institut für Archäologien wird besonders auf die wissenschaftliche Restaurierung im Rahmen von Forschungsprojekten und die Einbindung der Konservierungs- und Restaurierungswissenschaften in die Lehre Wert gelegt. Die Vielfalt des Fundbestandes des Instituts für Archäologien bietet in restauratorisch-konservatorischer Hinsicht faszinierende Perspektiven, da die archäologischen Bodenfunde das gesamte zeitliche Spektrum der materiellen Kultur abdecken: Das Größenspektrum der konservatorischen Aufgaben reicht von neolithischen, bronze- und eisenzeitlichen Kleinfunden, Alltagsgegenständen und Opfergaben der Römerzeit aus Osttirol, diversen Objekten süditalischer Forschungsgrabungen in Apulien, mittelalterlichen Grabausstattungen bis hin zum kulturellen Erhalt von Zeugnissen aus dem Zillertaler Granatabbau oder historischen Gipsabgüssen des Archäologischen Museums. Ungleich differenzierter ist die Bandbreite der Materialkategorien, die die Restaurierung und Konservierung vor vielfältige Herausforderungen stellen: Bronze, Zinn, Eisen, Silber, Gold, Bernstein, Stein, Wandmalerei, Mosaik, Glas, Gips, mineralisierte Organik wie Textilien, Holz und Leder an Metallobjekten erfordern spezielle konservatorische Maßnahmen, die nicht zuletzt auch für die Erhaltung, Deponierung und Sichtbarmachung in Ausstellungen sorgen. Schließlich eröffnen zahlreiche interdisziplinäre Projekte weitreichende Möglichkeiten, objekt- und materialspezifische Konservierungs- aber auch Dokumentationsverfahren zu erproben und durchzuführen. Die Arbeit in den Werkstätten ist nicht nur als „forensische“ Spurenidentifizierung und deren Erhaltung am Objekt zu sehen, sondern viel mehr als Angelpunkt für die Entwicklung von Forschungsfragen im Zusammenspiel von Archäologie und Naturwissenschaft zu verstehen.
Der regelmäßige enge Austausch mit den archäologischen Restaurator*innen und den verschiedenen archäometrischen Disziplinen im Rahmen einer solchen Tagung ist daher unerlässlich und wird nächstes Jahr fortgeführt.
(Ulrike Töchterle, Barbara Welte, Verena Heisters)