Über zwei Dutzend Fachvertreterinnen und Fachvertreter unterschiedlicher Disziplinen aus Deutschland, Österreich, Italien und den Niederlanden gingen Fragen von Komplexität und Reduktion nach und fanden sich dazu zur Jahrestagung des InterDisziplinären Kolloquiums (IDK) in Innsbruck ein.
IDK „Wissenschaftskulturen im Vergleich“
Das InterDisziplinäre Kolloquium (IDK) „Wissenschaftskulturen im Vergleich“, das 2002 an der Universität Heidelberg zunächst als Doktorandenkolloquium eingerichtet wurde, war zunächst als fächerübergreifender Dialog zwischen Natur-, Lebens-, Geistes- und Sozialwissenschaften auf Graduiertenebene intendiert. Verschiedenartige Modalitäten des wissenschaftlichen und akademischen Selbstverständnisses, der Methodik und Wissensverwaltung sowie der Wissenschaftsgeschichte sollten wechselseitig vermittelt und diskutiert werden. 2012 ging daraus das neu konstituierte InterDisziplinäre Kolloquium (IDK) hervor, das sich seitdem bei gleichbleibender Zielsetzung sowohl um eine Internationalisierung als auch um den Austausch zwischen akademischen und anderen wissenschaftlichen Institutionen bemüht und jährlich an verschiedenen Standorten eine Konferenz unter dem Leitthema „Wissenschaftskulturen im Vergleich“ veranstaltet, zu der WissenschaftlerInnen aller Fachbereiche eingeladen werden. Nach Saarbrücken, Paris (F), Delft (NL), Koblenz und Jena wurde die Tagung 2018 durch das Institut für Medien, Gesellschaft und Kommunikation sowie das Institut für Archäologien an der Universität Innsbruck ausgerichtet und somit das erste Mal in Österreich abgehalten.
Akademische Forschung zwischen Wissenschaft und public science
Die gesellschaftliche Legitimation sozial abgehobener und arbeitsteilig spezialisierter Forschungsgemeinschaften, Transferprozesse in verschiedene Bildungsszenarien, aber auch die Popularisierung oder praktischen Umsetzung wissenschaftlicher Erkenntnis sowie ökonomische Nutzung bringen zwangsläufig Komplexitätsreduktionen mit sich oder machen diese erforderlich.
Gegenstand der zeitlich, räumlich und fachlich dispers gelagerten Beispiele, die in 14 Vorträgen aus der Sicht unterschiedlicher Fachdisziplinen erörtert wurden, waren die dabei entstehenden epistemologischen Zusammenhänge. In lebhafter und engagierter Diskussion wurden folgende zentrale Fragen behandelt: Wie funktioniert der Diskurs zwischen den Disziplinen? Wie unterscheidet sich dieser vom Diskurs zwischen Wissenschaft und Öffentlichkeit? Wie können Kompliziertheit vermieden, aber Missverständnisse, Verkürzungen und Klischeevervielfachungen trotzdem ausgeschlossen werden? Gibt es Beispiele gelungener Reduktion? Welche Rolle spielen Medialisierung und Digitalisierung sowie ideologisch aufgeladene Diskurse in diesen Konfigurationen? Ganz im Sinne des InterDisziplinären Kolloquiums präsentierten Fachvertreterinnen und Fachvertretern aus der Kulturwissenschaft, der Medienwissenschaft, der Geschichte, der Wissenschafts- und Medizingeschichte, der Religionswissenschaft, der Archäologie, der Philosophie, der Sprach- und Literaturwissenschaft, der Volkswirtschaft sowie der Physik verschiedene Praktiken, Kulturtechniken und damit einhergehende, gewünschte aber auch unerwünschte Effekte von Reduktion.
Die Veranstaltung wurde durch die finanzielle Unterstützung einer Reihe von Fördergebern erst ermöglicht, so von Seiten der Universität Innsbruck durch das Vizerektorat für Forschung, den Forschungsschwerpunkt Kulturelle Begegnungen – Kulturelle Konflikte, die Fakultät für Soziale und Politische Wissenschaften, die Philosophisch-Historische Fakultät, das Institut für Archäologien und das Institut für Medien, Gesellschaft und Kommunikation. Weiters gilt ein Dank der Gesellschaft für Medienwissenschaft und der dortigen AG Medienkultur und Bildung, der Anton Rauch GmbH & Co KG, dem Innsbruck Tourismus und der Tirol Werbung.
Im kommenden Jahr wird die Jahrestagung des InterDisziplinären Kolloquiums (IDK) vom Institut für Medizingeschichte und Wissenschaftsforschung (IMGWF) der Universität zu Lübeck ausgerichtet werden.
(Petra Missomelius, Florian M. Müller)