In Tirol finden jedes Jahr zahlreiche archäologische Projekte statt. Grabungen und Prospektionen bringen neue Funde und Befunde aus unterschiedlichen Epochen von der Steinzeit bis in die Neuzeit ans Tageslicht, die mit modernsten Methoden ausgewertet werden. Laufend können so neue Einblicke gewonnen und die Kenntnisse über die frühe Geschichte Tirols erweitert und vertieft werden. Durch den „Tirol Archäologietag 2021“ wurde – auch insbesondere nach den langen Unterbrechungen durch die Covid-19-Pandemie – ein neues Forum der gegenseitigen Information und des Austausches von Archäologinnen und Archäologen geschaffen. Alle in Tirol archäologisch Tätigen, d.h., Personen der Universität, der Museen, des Denkmalamtes und von Grabungsfirmen sollten dabei anhand kurzer Vorträge Einblicke in die Ergebnisse aktueller Forschungsarbeiten bekommen. Zudem war es aber auch eine öffentlich zugängliche Veranstaltung, die allen an der frühen Geschichte und Archäologie Interessierten zeigte, was an vielfältigen archäologischen Forschungen laufend in Tirol passiert. Gerade in der regionalen Forschung findet oftmals eine sehr enge Einbindung bzw. ein Austausch mit Personen und Gruppen vor Ort statt, wie Chronisten, Vereinen, Vertretern von lokalen Museen und Gemeinden, Grundbesitzern usw. Hier besteht ein großes Interesse an der eigenen Geschichte, der Auseinandersetzung mit ihr, aber auch daran, sich an ihrer Erforschung zu beteiligen. Die Universität kann hier Fachkompetenz liefern und so vielfach zu einem für beide Seiten fruchtbaren Austausch mit spannenden neuen Erkenntnissen zur frühen Geschichte in Tirol beitragen.
Von der „Feldforschungsbilanz“ zum „Tiroler Archäologietag“
Beide Intentionen – der Austausch von Fachleuten und die Einbindung einer interessierten Öffentlichkeit – sind aber keine neue Idee, sondern stehen vielmehr in Tradition älter Veranstaltungen. So gab es bis in die frühen 1990er Jahre schon einmal „Tiroler Archäologietage“ und auch am Institut für Archäologien der Universität Innsbruck fanden früher verschiedene ähnlich gelagerte Initiativen statt, wie die „Feldforschungsbilanz des Fachbereichs Frühgeschichte, Mittelalter- und Neuzeitarchäologie“ oder der epochenübergreifenden „Tag des Instituts für Archäologien“. Auch von Seiten des Bundesdenkmalamtes wurde unter dem Titel „beFUNDet - Fachgespräch zur archäologischen Feldforschung in Tirol und Vorarlberg“ eine Veranstaltungsreihe zu aktuellen archäologischen Maßnahmen geboten. Alle diese Initiativen hatten gemein, dass sie immer auf großes Interesse gestoßen waren, aber auch, dass sie aus unterschiedlichen Gründen trotz allem schon sehr lange nicht mehr durchgeführt wurden. Somit handelte es sich beim neuen „Tiroler Archäologietag 2021“, in seiner Idee und Zielrichtung auf eine Reihe von früheren ähnlich gelagerten Aktivitäten aufbauend, um den Versuch eines Neustarts und einer Wiederbelebung dieses Formats, in der Hoffnung es bei Erfolg in bestimmten Abständen regelmäßig weiter abhalten zu können.
Von der Urgeschichte bis in die Neuzeit
Das Interesse an einer solchen Veranstaltung zur Archäologie Tirols zeigte sich an den über 90 Besucherinnen und Besuchern, die Mitte November unter Einhaltung strenger Covid-19-Sicherheitsvorkehrungen und Hygienevorschriften im Kaiser-Leopold-Saal der Universität Innsbruck zum „Tiroler Archäologietag 2021“ zusammenkamen. Nach Grußworten von Univ.-Prof. Dr. Ulrike Tanzer, der Vizerektorin für Forschung der Leopold-Franzens-Universität, und Univ.-Prof. Mag. Dr. Dirk Rupnow, dem Dekan der Philosophisch-Historischen Fakultät, übernahm der Organisator assoz. Prof. Mag. Dr. Florian Müller die Einführung in die Veranstaltung. Beim „Tiroler Archäologietag 2021“ berichteten dann im Anschluss in mehreren chronologischen und thematischen Blöcken über 23 Referentinnen und Referenten in 19 Vorträgen über ihre in allen Landesteilen Tirols gemachten aktuellen Funde und Forschungsergebnisse von der Urgeschichte über die Römerzeit, das Mittelalter und die Neuzeit, aber auch über moderne Methoden der Auswertung und ihrer Interpretation.
(Florian M. Müller)