Nachdem das Archäologische Universitätsmuseum Innsbruck 2015 bereits die große Jahrestagung des Deutschen Archäologen-Verbandes e.V. (DArV) ausgerichtet hatte, die damals erstmalig überhaupt außerhalb Deutschlands stattfand, war es kürzlich virtueller Gastgeber für VertreterInnen von Museen beim ersten virtuellen Treffen der AG Antikenmuseen im DArV.
Die Arbeitsgemeinschaft Antikenmuseen
Der 1970 gegründete DArV ist mit seinen über 1.000 Mitgliedern der Berufsverband der ArchäologInnen im deutschsprachigen Raum und fördert die Kommunikation unter ArchäologInnen aller archäologischer Disziplinen durch Veranstaltungen zu berufsbezogenen oder wissenschaftlichen Themen. Zu den zahlreichen Arbeitsgemeinschaften im DArV gehört auch die AG Antikenmuseen. Alle Antikenmuseen verbindet der Auftrag, Geschichte und Kunst antiker Kulturen zu bewahren, zu erforschen und einem breiten Publikum zu vermitteln. Die Museumsarbeit unserer Zeit ist geprägt von den hohen Ansprüchen einer zunehmenden Professionalisierung. Marketing, Zielgruppenorientierung und Profilbildung sind einige Schlagworte, welche diese neuen Anforderungen beschreiben. Fragen zu Erhaltung und Schutz des Sammlungsgutes sind altbekannt und ebenfalls hochaktuell. Die Arbeitsgruppe Antikenmuseen im DArV bietet Gelegenheit aktuelle und grundsätzliche Fragen zu diskutieren, Meinungen und Erfahrungen von KollegInnen zu hören sowie gemeinsame Projekte zu realisieren. Die Arbeitsgemeinschaft steht allen Interessierten offen, spricht aber vornehmlich die MitarbeiterInnen der Antikenmuseen an.
Museen in Zeiten der COVID-19-Pandemie
Nach der Begrüßung durch Patrick Schollmeyer, den Vorsitzenden des DArV und gleichzeitig Sprecher der AG Antikenmuseen, sowie durch Florian Müller, den Leiter des Archäologischen Universitätsmuseums Innsbruck, startete das Treffen. Natürlich waren auch die Themen der Vorträge von den Konsequenzen der Maßnahmen zur Eindämmung der COVID-19-Pandemie bestimmt. So berichtete Holger J. Wienholz (Freier Mitarbeiter an den Staatlichen Museen zu Berlin – Stiftung Preußischer Kulturbesitz) über die schwierige Situation der Guides in den Berliner Museen. Gerade die COVID-19-Krise wirkt quasi als Katalysator, um die prekären Beschäftigungsverhältnisse freier MitarbeiterInnen, die im Museums- und Führungsbetrieb tätig sind, aufzudecken. Stephanie Gerrit Bruer (Winckelmann-Museum in Stendal) zeigte die Probleme im musealen Betrieb im letzten Jahr auf, in welchem Präsentationen, große Veranstaltungen und Ausstellungseröffnungen nur schwer möglich waren und dies auch das Museum durch das Wegbrechen von BesucherInnen vor finanzielle Belastungen stellte. Um trotzdem die Freunde des Museums weiter an dieses zu binden und zeitnah über Aktivitäten zu informieren, werden laufend kurze Filme erstellt und auf der Museumshomepage hochgeladen, in denen die Sammlung und ihre Objekte vorgestellt werden. Katja Lembke (Niedersächsisches Landesmuseum Hannover) stellte ein laufendes Lehreprojekt an der Universität Göttingen vor. Gemeinsam mit Studierenden wurde ein Fragenkomplex erarbeitet, mit dessen Hilfe in Gesprächen mit Verantwortlichen (Antiken-)Museen in Corona-Zeiten untersucht werden sollen. Dabei geht es aber nicht nur um die negativen Folgen, sondern auch die sich möglicherweise ergebenden zukünftigen Veränderungen und Chancen für Museen sollen aufgezeigt werden. Gerade die Möglichkeit, innovative Projekte umzusetzen, zeigten die letzten beiden Vorträge. H.-Helge Nieswandt (Institut für Klassische Archäologie und Christliche Archäologie/Archäologisches Museum, Universität Münster) erörterte die Anschaffung und Einrichtung einer 3D-Scan-Station, mit der u.a. ein Modell der Agora von Athen aufgenommen und mittels Virtual Reality den BesucherInnen des Museums zugänglich gemacht werden sollte. Anne Viola Siebert (Museum August Kestner Hannover) konnte zum Abschluss über die großzügige und unkomplizierte Unterstützung von Fördergebern, in ihrem Fall der Ernst von Siemens Kunststiftung berichten, die in den letzten Monaten die Restaurierung und wissenschaftliche Bearbeitung eines griechischen Holzsarkophags aus Abusir in Ägypten ermöglichte.
Obwohl keine persönliche Begegnung möglich war, führten die Vorträge des Treffens der AG Antikenmuseen auch im virtuellen Raum zu intensiven Diskussionen und einem regen Austausch unter den TeilnehmerInnen.
(Florian M. Müller)
Links
- Deutscher Archäologen-Verband e.V. (DArV)
- Archäologisches Museum Innsbruck - Sammlung von Abgüssen und Originalen der Universität Innsbruck
- Programm des Virtuelles Treffens der Arbeitsgemeinschaft Antikenmuseen im Deutschen Archäologen-Verband e.V.