Martin Steinlechner studierte Soziologie an der Universität Innsbruck und ist derzeit Doktorand am Institut für Soziologie. Er ist Mitglied der Österreichischen Gesellschaft für Soziologie (ÖGS) und der European Sociological Association (ESA) und hat als Vortragender an mehreren internationalen Tagungen und Konferenzen teilgenommen. In seiner Dissertation befasst er sich wesentlich mit der Anerkennungstheorie von Axel Honneth und deren Positionierung im Spannungsfeld der Frankfurter Kritischen Theorie von Adorno und Horkheimer. Martin Steinlechner ist zudem aktiv als Verkehrsplaner tätig und in dieser Funktion mit den täglichen Anforderungen räumlicher Mobilität und ihren vielschichtigen Problemlagen beschäftigt.
Die Texte von Axel Honneth nehmen häufig den Raum öffentlicher Willensbildung in den Blick, etwa in »Die Idee des Sozialismus« oder bereits zuvor in »Das Recht der Freiheit« und Honneth skizziert ihn darin jeweils als einen herrschaftsfreien Ort der reflexiven Selbstthematisierung und der Artikulation des sozialen Konflikts. So wie der öffentliche Raum also zugleich am gelingenden Selbst und an der politischen Ordnung wirkt, so ist auch der in diesem Raum ausgetragene soziale Konflikt durch dessen bloße Artikulation in der Öffentlichkeit nicht hinreichend bestimmt: ebenso ist er Ausdruck subjektiver Missachtungserfahrungen in einem »Kampf um Anerkennung« und rückt damit in den Brennpunkt von Honneths gesamten Theoriegebäude.
Allerdings, so meine These, entwickelt Honneth in der Anerkennungstheorie einen Subjektbegriff, der die Potenziale des Subjekts und damit letztlich auch jene des sozialen Konflikts überhöht. Seine Perspektive unterschätzt, dass in der Anerkennungsordnung auch bestehende Herrschaftsverhältnisse reproduziert werden (Kögler). Das zeigt sich etwa in der impliziten Auszeichnung des Protests als Ideal einer normalen Austragung des sozialen Konflikts: Hier unterschlägt die Anerkennungstheorie, dass Potenziale des Protests in einer Legitimierung herrschender Ordnung verpuffen.
Auf welchen Gesellschaftsbegriff beruft sich Honneth von der Anerkennungstheorie bis hin zu seiner jüngeren Politischen Theorie demokratischer Sittlichkeit, und welcher Kritikbegriff resultiert in weiterer Folge für sein Paradigma einer Frankfurter Kritischen Theorie? Entlang dieser Grundsatzfragen folgt das Dissertationsprojekt schließlich einer Frage ums Ganze: Wird Honneth seinem Anspruch gerecht, den Blick auf das Leiden der Menschen und auf dessen transzendierendes Potenzial zu richten?
Gebhart, Verena; Steinlechner, Martin (2013): Leben in der Matrix. Zur Vielfalt und Einheit der Moderne.
In: Österreichische Zeitschrift für Soziologie 38/4, S. 395 - 414. (DOI) (Weblink)
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