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Womit das Christentum anfängt. Predigt in der Jesuitenkirche zur Osternacht 2019

Autor:Niederbacher Bruno
Veröffentlichung:
Kategoriepredigt
Abstrakt:
Publiziert in:
Datum:2019-05-08

Inhaltsverzeichnis

Inhalt

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Manchmal, wenn mir die Glaubensgeheimnisse des Christentums schwer verständlich vorkommen – Trinität, Inkarnation, Erlösung – hilft es mir zu fragen: Wo fängt alles an? Wo fängt das Christentum eigentlich an?

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Es fängt am Grab eines geliebten Menschen an. Es fängt bei einer Erfahrung an, die vielen vertraut ist: der Erfahrung, dass sie mit den geliebten Verstorbenen in Verbindung bleiben. Manche reden mit ihnen, erzählen ihnen, was sie erlebt haben, bitten sie um Rat und Beistand.

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Nun kann man diese Erfahrung unterschiedlich deuten: Skeptiker werden sagen: „Diese Erfahrung ist eine Illusion. Wir wollen die harte Realität nicht akzeptieren. Wir wollen nicht wahrhaben, dass dieser Mensch tot ist, dass es für immer aus ist. Klar, da spielt uns die Psyche Tricks, um mit dem schweren Verlust zurechtzukommen. Aber ernst nehmen darf man das nicht. Vorsicht: Wunschdenken!“, sagt der skeptische Mensch.

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Als Philosoph war ich freilich auch oft skeptisch. Dann denke ich mir aber wieder: Moment mal, auch sonst im Leben verlässt du dich auf deine Erfahrungen, darauf, wie Dinge dir erscheinen. Das ganze Wissen baut darauf auf. Im Alltag scheint es richtig zu sein, bis auf Weiteres den Erfahrungen zu trauen. Haben wir etwas Anderes, etwas Besseres? Warum also nicht auch dieser Erfahrung am Grab des geliebten Menschen trauen? Der Erfahrung, dass ich – bei allem Schmerz und im vollen Bewusstsein des Unwiederbringlichen – der Erfahrung, dass ich eine neue Art der Gegenwart dieses Menschen spüre, eine neue Art der Begegnung mit ihm? Eine Erfahrung, die mir nahelegt, dass mit dem Tod nicht alles aus ist; dass der Tod die Geburt eines neuen, verwandelten Lebens ist? Freilich, nicht eines Lebens, das einfach unendlich in der Zeit weitergeht, sondern eines Lebens im ewigen Jetzt, eines Lebens, wo wir als Ganze mit allem, was uns ausmacht, im „Land der Verheißung, des Lichtes und des Friedens“ wohnen, wie das erste Hochgebet singt.

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Christentum fängt am Grab eines geliebten Menschen an; mit den penetranten Erfahrungen, die sich dort aufdrängen. Die Jüngerinnen Jesu verbreiten den Gedanken: „Jesus ist auferstanden.“ Die Apostel – echte Skeptiker – halten alles für Geschwätz. Sie müssen erst von der anderen Seite, vom auferstandenen Herrn her, mühsam überzeugt werden. Sie machen die Erfahrung, dass er irgendwie neu da ist, wenn sie über ihn reden, wenn sie das Brot miteinander brechen, wenn sie beim Fischen in Schwierigkeiten geraten und nicht weiter kommen. Überall entdecken sie Spuren seines Lebens. Und sie kommen zur Überzeugung: „Jesus ist nicht bei den Toten. Er lebt. Wer in Gemeinschaft mit dem lebendigen Gott ist, bleibt nicht im Tod. Und auch wir leben nun neu und werden leben.“

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Wie leben die Jüngerinnen und Jünger nun? Befreiter! Mit weniger Angst vor Verfolgung, Not und Tod. Als sie es zu Ostern gecheckt haben, hat sich Friede, Freude und Versöhnung unter ihnen ausgebreitet. Das sind auch die Früchte unseres Glaubens an die Auferstehung Jesu. Heute schon können wir mit weniger Angst, mit mehr Frieden und mehr Freude sein; mit einer optimistischen Perspektive, die uns gelassener leben lässt.

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