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Ostergelächter

Autor:Niewiadomski Jozef
Veröffentlichung:
Kategoriekommentar
Abstrakt:Die in der Karwoche in Österreich geführte "Haderer-Debatte" muss auf dem Hintergrund tieferer Zusammenhänge gesehen werden. Das eigentliche Problem (auch im umstrittenen Buch) ist in der galoppierenden Banalisierung der Todesproblematik zu sehen.
Publiziert in:Tiroler Tageszeitung 76 vom 30./31 März und 1. April 2002.
Datum:2002-04-05

Inhaltsverzeichnis

Inhalt

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Jahr für Jahr dasselbe Dilemma. Kaum ist Weihnachten vorbei, tauchen die Ostereier in den Supermärkten auf. Beim Osterurlaub trägt die Osterdekoration schon längst die Pattina des Alltags. Seien wir uns ehrlich! Gäbe es da die Kirche mit ihrem Fest nicht, könnten wir "Ostern" problemlos aus unseren Kalendern streichen. Für die Arbeitsmarktpolitik ist ja das "bewegliche Fest" alles andere als ein Segen.

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Schaut man sich die Entwicklung letzter Jahre an, so wird man nur eines nicht bezweifeln können: Die kulturelle Basis, auf der unsere Gesellschaft noch gemeinsam Ostern als Feiertage erleben kann, ist bis zur Unkenntlichkeit verstümmelt. Aus einer klaren und gesellschaftlich unterstützten Einteilung der Karwoche in die Zeit der Spannung, der Trauer, des Innehaltens und der Freude ist inzwischen eine Woche, wie jede andere geworden. Die Tragödie und Komödie reichen sich da die Hand; auch am Karfreitag wird ja der Fernsehzuschauer mit Komödien reichlich bedient. Wo liegt also das Problem und das Dilemma? Zuerst im kirchlichen Fest. Anders als Weihnachten, bietet Ostern keinen mehrdeutigen Inhalt an. Weder Familienfest, noch Geschenkorgie, und schon gar nicht Friedensidylle stellen hier die Projektionsfläche für den konsumierenden und feiernden Zeitgenossen dar. Das Geheimnis des Todes, das entsetzliche Leiden und die Einsamkeit, die trotz aller Mühe, den Menschen immer wieder einholen, schlussendlich die Überwindung des Todes durch das Leben bilden den ärgerlichen Gehalt dieses Festes.

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Und damit sind wir bei unserem Dilemma. Einerseits stellt das kirchliche Fest den einzigen Grund für gesellschaftliches Ereignis "Ostern" dar, anderseits bleibt der kirchliche Gehalt des Festes ein unverdauliches und zunehmend auch unerwünschtes Element des Events. Und der Ausweg? Da gibt es deren zwei. Den ersten zelebriert gerade unsere Öffentlichkeit. Zeitgerecht beliefert der Markt den Durchschnittsösterreicher mit einer neuen Geschichte des Heilands von Haderer. Perfekt zugeschnitten auf den ausgelaugten Konsumbürger. Zeitgerecht reagieren auch Kirchenvertreter auf die Banalisierung des Evangliums. Die Eigengesetzlichkeit unserer Öffentlichkeit sorgt dann für eine Karwochendebatte. Ihr Spektrum reicht vom gegenseitigen verbalen Steinewerfen bis zum Ostergelächter. Und ihr Ergebnis? Ostern wird uns noch fremder als der Mond! Und auch das Geheimnis der Überwindung des Todes. Nachdem uns aber gerade bei solchen Anlässen die Medien immer wieder versichern, dass die meisten Zeitgenossen eh nicht daran glauben, dass Er auferstanden ist, ist doch alles o.k.! Oder doch nicht?

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Hoffentlich holt uns der Schreck vor der galoppierenden Banalisierung unseres Lebens v.a. aber unseres Todes nicht ein. Und auch die Sehnsucht nach einer "gepflegten Osternkultur"! Das wäre nämlich der zweite Ausweg. Eine nicht im Trend liegende, aber doch längst notwendige bewusste Entscheidung zugunsten der kirchlichen Liturgie von Sterben, Grabesruhe und Auferweckung. Ostern birgt nämlich mehr Geheimnisse in sich als alle soziologischen Untersuchungen, krampfhaften Bemühungen um ein Gelächter und auch alle kirchenkritischen Debatten. Ich jedenfalls hege mehr Hoffnung auf das Wunder der Durchbrechung der fortschreitenden Banalisierung von Religion auf diesem Weg, als auf dem der Polemik gegen Haderer u. Co.

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