Im vorausgehenden Kommentar (vgl. Krieg gegen den Irak - Warum?) habe ich gefragt, welche längerfristige Strategie hinter der amerikanischen Kriegsrhetorik stehen könnte. Dabei drängte sich die vorläufige Hypothese auf, das Ziel könnte darin bestehen, "islamische Staaten, die dem Westen ablehnend oder gar feindlich gegenüberstehen, systematisch zu destabilisieren, um sie durch Regime zu ersetzen, die sich dem Westen annähern und ihm freundlich gesinnt sind". Anliegen dieser Strategie wären: Kampf gegen den Terror, Sicherung des Öls und der eindeutigen militärischen Vorherrschaft des Westens, Unterstützung Israels und dies alles verbunden mit dem Anspruch, die bessere westliche Zivilisation mit ihrem Verständnis von Demokratie auszubreiten. Schon im vorausgehenden Kommentar verband ich diese Hypothese mit der Annahme, die westliche Welt würde eine solche Strategie von sich aus nicht mittragen, sie könnte aber unter dem Eindruck zahlreicher Terrorattentate dennoch schrittweise dazu geführt werden, dies zu tun. Inzwischen hat sich einerseits gezeigt, dass es im Westen tatsächlich einen starken Widerstand gegen das Drängen der amerikanischen Regierung zum Krieg gegen den Irak gibt. Anderseits sind zwei große Terrorattentate geschehen (Bali, Moskau), die der amerikanischen Administration sicher gelegen kommen und die ihr de facto helfen, den Widerstand gegen ihre Strategie zu schwächen, wenn nicht gar zu brechen. Wie im Konflikt zwischen Israel und den Palästinensern die extremistischen Kräfte beider Seiten sich ungewollt wechselseitig stützen, so scheint sich auch auf Weltebene ein ähnliches Wechselspiel zu etablieren. Verlierer wäre zunächst aller Wahrscheinlichkeit nach der Islam, längerfristig würde aber auch der Westen sich selber untergraben.
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