Doch der Glaube Israels ist nicht durch solche Siegeslieder, die sich auf ähnliche Weise in allen Religionen finden, zu dem geworden, was er ist. Die ersten Propheten, von denen Schriften überliefert sind (Jesaja, Micha), waren am Wirken, wie das kleine jüdische Nordreich in Samaria vernichtet wurde (722 v. Chr.), und eine weitere entscheidende Etappe trat ein, wie Jerusalem mit seinem Tempel und der davidischen Dynastie - trotz der Verheissung an David (2 Sam 7; Ps 89) - dem Untergang geweiht wurde (586 v.Chr.). Nach üblichen religionsgeschichtlichen Gesetzen hätte damals der Glaube an Jahwe aussterben sollen. Doch genau das Gegenteil trat ein. In der Niederlage lernte der Glaube Israels - inspiriert durch große Propheten (Jeremia, Ezechiel, Deuterojesaja, etc) - ganz neu und radikal auf Gott zu vertrauen. Er wurde zu einer Kraft, die alle kommenden Krisen bis heute überdauern konnte, während jene Reiche, die damals siegreich waren (Babylonier, Perser, etc), inzwischen längst aus der Geschichte verschwunden sind.
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