Dem Innsbrucker Blickwinkel fällt auf, dass Assheuer am zentralen Wendepunkt seines Argumentationsduktus auf das Denkmodell von René Girard hinweist. Das aufgeklärte Bewusstsein wende sich ja immer noch mit Schaudern vom Kreuz ab, es wirft dem “katholischen Christentum” vor: dieses sei “insgeheim eine archaische Opferreligion... Je größer das Leid, desto näher der Herr!” Eine solche Kritik ist blind für die Wirklichkeit, sie übersieht aber vor allem die revolutionäre Kraft des Opfers Christi. ”Welchen Einschnitt die Passionsgeschichte bedeutet, hat kaum jemand so eindringlich beschrieben wie der Religionsphilosoph René Girard. Die Lehre vom Kreuz, sagt er, folge weder der archaischen Religion noch dem griechischen Mythos, im Gegenteil: Sie breche mit ihnen. In der mythischen Welt ist alles, was auf der Welt geschieht, immer schon gerechtfertigt, auch die Gewalt. In den Evangelien nicht. Sie verbieten es, Gewalt als Heilmittel einzusetzen, und stellen die unschuldig Leidenden ins Zentrum” (Th. Assheuer, Roms wahre Größe. In: Die Zeit 13 vom 23. März 2005, 1; auf der Seite 49 bringt dieselbe Nummer ein ausführliches Interview mit Girard).
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