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Warum es heute keine Totenerweckungen mehr gibt
(Zum Evangelium über die Auferweckung der Tochter des Jairus)

Autor:Sandler Willibald
Veröffentlichung:
Kategorieartikel
Abstrakt:Wenn Jesus Tote auferweckt, dann braucht er dazu einen starken Glauben der Betroffenen. Als größtes Hindernis dafür erweist sich eine skeptische Öffentlichkeit. Durch seine Wunder führt Jesus Menschen auf den Weg zu einem starken Glauben. Die Anfänger des Glaubens warnt Jesus davor, ihre Erfahrungen öffentlich weiterzugeben, damit ihr Glaube nicht gefährdet wird. Fortgeschrittene Glaubende erhalten hingegen den Auftrag zum öffentlichen Zeugnis und die Ermächtigung, selber Wunder im Namen Jesu zu wirken. Auch heute sind wir auf einen Weg des fortschreitenden Glaubens gerufen, auch heute brauchen wir dafür Wunder. Es gibt keine Rechtfertigung dafür, ihre Möglichkeit kategorisch auszuschließen. Aber auch heute droht eine skeptische Öffentlichkeit die dafür nötige Glaubenskraft zu ersticken.
Publiziert in:
Datum:2009-07-03

Inhalt

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Warum gehen Christen in die Kirche? Die Antworten dürften sehr verschieden ausfallen bei jenen, die vielleicht einmal gelegentlich vorbeischauen, und bei anderen, die seit Jahren überzeugte Gemeindemitglieder sind. Der Unterschied wäre noch größer, wenn wir auch Heilige antworten ließen, etwa Mutter Teresa mit ihrem Einsatz für die Ärmsten. Und doch lässt sich bei allen Unterschieden wahrscheinlich ein gemeinsamer Nenner finden: Vor zweitausend Jahren, ein paar tausend Kilometer von hier entfernt, hat jemand gelebt, der die Macht des Todes bezwang und dem Leben eine neue Qualität gab. Wir glauben, dass das, was damals geschah, auch uns erreicht. Wir gehen in den Sonntagsgottesdienst, weil wir spüren, dass uns das gut tut, eine Stunde in seine Atmosphäre einzutauchen. Wir ahnen, dass dabei etwas Gutes in uns gestärkt wird, und dass die lebensfeindlichen Mächte – unsere Ängste und Begierden – weniger Einfluss auf uns haben. Und wir gehen in die Kirche, weil wir eine Ahnung davon haben, dass es nicht ausreicht, diesen lebensstärkenden Glauben nur privat im Hinterzimmer zu praktizieren; – dass diese Macht etwas ist, das die ganze Welt braucht, und dass wir einen Auftrag haben, sie nicht nur für uns, sondern für die ganze Welt „an Land zu holen“. Deshalb versammeln wir uns in Kirchen mit hohen Türmen, die weithin sichtbar sind.

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1. Mut zum Glauben in Öffentlichkeit

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Überwindung der Todesmächte, Glaube und die wesentliche Öffentlichkeit des Glaubens, - das sind auch die zentralen Themen vom heutigen Evangelium. Es geht um eine Krankenheilung und um eine Totenerweckung. Beides setzte den Glauben der Betroffenen voraus, - und zwar einen Glauben nicht im privaten Hinterzimmer, allein mit Jesus, sondern in aller Öffentlichkeit, - und zwar vor einer wankelmütigen, unberechenbaren und stets zum Verurteilen bereiten Öffentlichkeit.

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„Jesus fuhr im Boot wieder ans andere Ufer hinüber, und eine große Menschenmenge versammelte sich um ihn." (Mk 5,21)
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Die große Bedeutung von Menschenmengen in den Evangelien wird meist übersehen. Wenn wir sie beachten, dann gewinnt die allzu bekannte Geschichte ein unerwartetes Tiefenprofil, - so als ob man sie mit einem Kontrastmittel einfärben würde.

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Da ist also die Menge, die Jesus auf Schritt und Tritt begleitet, und aus dieser Menge schälen sich zwei Menschen, zwei Glaubende, die in der Begegnung mit Jesus großes Heil erfahren werden. Diese zwei Glaubenden sind in so verschiedenen gesellschaftlichen Positionen, wie wir es uns nur irgend vorstellen können:

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Eine Frau - als solche ohnehin schon öffentlich abgewertet -, die noch dazu seit vielen Jahren an Blutungen litt, - auch heute noch ein eher peinliches Thema -, aber noch viel peinlicher in der damaligen Welt. Ihre Krankheit hielt sie fortgesetzt in einem Zustand kultischer Unreinheit1 und schloss sie systematisch von der Gemeinschaft mit anderen Menschen aus.

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Der andere Glaubende ist Jairus, in der angesehenen und verantwortlichen Position eines Synagogenvorstehers. Auf ihn schauen die Leute, und er muss Rücksicht darauf nehmen. Auch er befindet sich in einer großen Not, aus der ihm niemand helfen kann. Dass seine halbwüchsige Tochter todkrank ist, erschüttert ihn so sehr, dass ihm alles andere egal ist. Vor den Augen aller wirft er sich Jesus zu Füßen, ohne darauf zu achten, dass der ja eine höchst umstrittene Figur ist. Seit er am Sabbat Menschen heilte und noch dazu beanspruchte, Sünden zu vergeben, ist er den Pharisäern mehr als ein Dorn im Auge. Sie halten ihn für einen Quacksalber, für einen, der mit dem Teufel im Bunde ist und von daher seine Macht bezieht (Mk 3,22), und sie haben schon beschlossen, ihn umzubringen (Mk 3,9). Diese Pharisäer, die einen großen Einfluss auf das Volk haben, sind stets mit dabei in der Volksmenge um Jesus, und sie achten auf jeden Schritt von ihm und von jedem, der ihm gegenüber Sympathie zeigt.2 All das weiß der Synagogenvorsteher Jairus. Und er weiß auch, dass er seine angesehene Stellung in Gefahr bringt, wenn er diesem Jesus öffentlich Anerkennung zollt. Aber das ist ihm völlig egal, er will nur, dass seine geliebte Tochter wieder gesund wird, und diesem Jesus traut er die Macht dafür zu.

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„Als er Jesus sah, fiel er ihm zu Füßen und flehte ihn um Hilfe an; er sagte: Meine Tochter liegt im Sterben. Komm und leg ihr die Hände auf, damit sie wieder gesund wird und am Leben bleibt. Da ging Jesus mit ihm." (Mk 5,24)
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Jesus sieht den Glauben von Jairus, und er geht mit ihm. Aber er wird aufgehalten durch die Frau mit den Blutungen. Mitten durch die Menge, die Jesus folgt, arbeitet sie sich an ihn heran, und heimlich, von hinten, berührt sie sein Gewand. Denn sie ist überzeugt, dass allein schon die Berührung von Jesu Gewandsaum bewirken kann, wozu die vielen Ärzte, die sie konsultierte und an die sie ihr Vermögen verlor, unfähig waren.

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„Sofort hörte die Blutung auf, und sie spürte, dass sie von ihrem Leiden geheilt war." (Mk 5,29)
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Aber die Frau kann nicht unerkannt entkommen. Als Jesus sich suchend umwendet,

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„da kam die Frau, zitternd vor Furcht, weil sie wusste, was mit ihr geschehen war; sie fiel vor ihm nieder und sagte ihm die ganze Wahrheit" (Mk 5,33)
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Wir müssen uns vergegenwärtigen, was die Frau riskierte: Dass sie eine solche entwürdigende Erkrankung hatte, dass sie es gegen klare Gesetze gewagt hatte, sich in ihrem Zustand unter das Volk zu mischen und sogar Menschen zu berühren, all das war ja Teil „der ganzen Wahrheit“, die nun nicht nur Jesus hören würde, sondern auch das umstehende gaffende Volk. Wie konnte sie den Mut finden, trotzdem ihr Zeugnis zu geben? Indem sie nicht auf das Volk und seine neugierigen Blicke achtete, sondern allein auf ihn und das, was ihr von Jesus an Gnade zugefallen war. Auf diesen Freimut3 der Frau hin bestätigt Jesus die Heilung und schreibt sie ihrem Glauben zu:

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„Meine Tochter, dein Glaube hat dir geholfen. Geh in Frieden! Du sollst von deinem Leiden geheilt sein." (Mk 5,34)
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Nach der Darstellung des Markusevangeliums heilt Jesus hier ohne eigene Absicht.4 Wichtig für den Zusammenhang der Erzählung ist dabei, dass es nicht von Jesus allein abhängt, ob Heilung zustande kommt. In vielen Situationen geht von ihm eine Kraft aus, die alle heilt (vgl. Lk 6,19)5. Dann hängt es nur mehr von den Jesus umgebenden Menschen ab, von ihrer Bereitschaft, von der Entschiedenheit ihrer Sehnsucht, von ihrem Glauben, ob und wie tief Jesu Heilskraft sie verändert. Demgemäß sagt Jesus dann zur Frau mit den Blutungen auch nicht: „Ich habe dir geholfen", sondern: „Dein Glaube hat dir geholfen."

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Die blutflüssige Frau handelte von Anfang an aus Glauben heraus.6 Nachdem ihr Glaube an Jesus durch das Wunder bestärkt wurde, muss sie ihn nun durch ein öffentliches Bekenntnis bewähren. Der Synagogenvorsteher hat mit seinem Glauben den Schritt an die Öffentlichkeit bereits getan. Nun wird dieser Glaube in anderer Weise auf die Probe gestellt. Leute kommen und melden den Tod seiner Tochter. Als neue Repräsentanten einer glaubenslosen Öffentlichkeit drohen sie das Vertrauen des Jairus zu ersticken. „Was belästigst du den Meister noch länger?"7 Jesus aber spricht ihm zu:

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„Sei ohne Furcht; glaube nur!" (Mk 5,36)
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2. Nur Glaubende haben Zugang zum Wunder der Totenerweckung

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Das nun folgende Wunder einer Totenerweckung ist nur möglich aus einem radikalen Glauben heraus.8 Dieser Glaube fehlt der Volksmenge;9 und der aufkeimende Glaube einzelner Menschen droht durch den Unglauben der Öffentlichkeit unterdrückt und erstickt zu werden. So schließt Jesus für das folgende Wunder, für das alles von einem großen Glauben abhängt, die ungläubige Menge aus.

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„Und er ließ keinen mitkommen außer Petrus, Jakobus und Johannes, den Bruder des Jakobus ..." (Mk 5,37)

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... und Jairus, natürlich10. Beim Haus des Synagogenvorstehers trifft Jesus auf eine weitere Menschenmenge, die den Tod des Mädchens beklagt. Jesu Feststellung, das Mädchen würde nur schlafen, wird mit höhnischem Gelächter quittiert, - ein weiteres Zeichen des Unglaubens der Öffentlichkeit.11 Wieder schließt Jesus die ungläubige Menge aus. In das Zimmer der Verstorbenen nimmt er nur jene Menschen mit, die Glauben haben: außer den ihn begleitenden engsten Jüngerkreis die Eltern des Mädchens. In dieser Atmosphäre uneingeschränkten Glaubens kann Jesus die Tote auferwecken.

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„Er fasste das Kind an der Hand und sagte zu ihm: Talita kum!, das heißt übersetzt: Mädchen, ich sage dir, steh auf! Sofort stand das Mädchen auf und ging umher. Es war zwölf Jahre alt. Die Leute gerieten außer sich vor Entsetzen." (Mk 5,41f)
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Mit den „Leuten" ist hier nicht das draußen wartende Volk gemeint, sondern die unmittelbar Anwesenden, also die Eltern des Mädchens und der engste Jüngerkreis. Ihr Entsetzen kann gemäß dem griechischen Wort als ein Zustand begriffen werden, in dem jemandem der Boden unter den Füßen weggezogen wird.12 Eine völlig neue Erfahrungsdimension tut sich ihnen auf, die mit dem Bisherigen nicht in Einklang gebracht werden kann. Wer so etwas erlebt, dem bleiben nur zwei Möglichkeiten: Entweder er stellt die soeben gemachte Erfahrung in Frage, weil sie nach allem, was er weiß, unmöglich zu sein scheint, - oder er relativiert die bisherige „Weisheit dieser Welt", weil er ganz auf die empfangene Gnade baut. Das Letztere ist im vollen Sinn das, was die Bibel als Glaube bezeichnet, - eine Lebensform „in der Welt, aber nicht von dieser Welt"13. Im Erstgenannten hingegen verwirklicht sich jener Unglaube, der gemäß den Evangelien die öffentliche Meinung der Volksmenge dominiert.

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3. Warum Jesus den Glaubenszeugen verbot, ihre Erfahrungen weiterzuerzählen

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Von daher können wir nun auch die Warnung Jesu verstehen:

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„... er schärfte ihnen ein, niemand dürfe etwas davon erfahren" (Mk 5,43)
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Dieses Geheimhaltungsgebot, das vor allem im Markusevangelium häufig vorkommt, wirft viele Fragen auf. Warum verbietet Jesus die Verbreitung seiner Taten, wenn er sie doch selber in Öffentlichkeit wirkt und auch seine Jünger dazu aussendet? Und welchen Sinn hat sein Verbot, wo Jesus doch selber sagt, dass dieses Licht nicht verborgen bleiben kann? Das sehen wir ja auch bei unserer Evangelienstelle: Dass die Tochter eines Prominenten, deren Tod vor versammelter Menge verkündet wurde, nun doch weiter lebt, und zwar, nachdem der berühmte Wunderheiler Jesus sie besucht hat, das lässt sich nicht verheimlichen. Dass Jesus das durch seine Aufforderung, „niemand dürfe etwas davon erfahren", verhindern wollte, klingt geradezu absurd.14

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Zur Erklärung wird gewöhnlich darauf hingewiesen, dass die Wunderzeichen Jesu und der daraus erwachsene Messiasglaube höchst missverständlich waren.15 Die Menschen wären dadurch nicht wirklich zum Glauben gekommen, sondern hätten Jesus nur für ihre Bedürfnisse einspannen und zu einem irdischen König machen wollen.16 Erst nach seinem Kreuzestod und seiner Auferstehung konnten die Menschen den Sinn seines Wirkens wirklich verstehen und einsehen, in welchem Sinn er der Messias war.

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Das ist gewiss wichtig, reicht aber noch nicht für eine zufriedenstellende Antwort aus. Wenn Jesus wusste, dass er missverstanden würde, warum wirkte er dann selber so viel in der Öffentlichkeit? Warum provozierte er durch sein Nachfragen ein öffentliches Bekenntnis der blutflüssigen Frau? Und wenn der Sinn seines Wirkens erst nach seinem Tod richtig verständlich sein konnte, warum forderte er dann seine Jünger schon vor seinem Tod zum furchtlosen öffentlichen Zeugnis auf?17

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„... nichts ist verhüllt, was nicht enthüllt wird, und nichts ist verborgen, was nicht bekannt wird. Was ich euch im Dunkeln sage, davon redet am hellen Tag, und was man euch ins Ohr flüstert, das verkündet von den Dächern." (Mt 10,27)
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Jesus wollte die Menschen zum Glauben bringen, und zwar zu einem Glauben, der sich auch in der Öffentlichkeit bewährt und die Menschen nicht nur als Privatpersonen, sondern in ihrer gemeinschaftlichen und gesellschaftlichen Verbundenheit neu für Gott öffnet. Alles Lehren und Wirken von Jesus sollte die Menschen darauf vorbereiten, dass sie auch öffentlich ihren Glauben bezeugen. Aber angesichts des starken Unglaubens der Öffentlichkeit war das ein riskantes Unterfangen. Der frische und noch wackelige Glaube seiner Zeugen konnte an der teuflischen18 Macht des öffentlichen Unglaubens leicht zerbrechen, geschwächt und entstellt werden. So führte Jesus die Menschen auf einen Weg des Glaubens. Wenn er selber anwesend war, dann konnte er ihren Glauben der öffentlichen Bewährung aussetzen, wie bei der blutflüssigen Frau. Aber er warnte die Zeugen davor, gleich hinauszulaufen und ihre wunderbaren Erfahrungen überall zu verbreiten. Sie hätten dort keinen Glauben gefunden - was nicht erstaunlich ist, da es ja Jesus selber oft nicht anders ging19 -, aber schlimmer noch: der Unglaube der Leute hätte ihren eigenen aufkeimenden Glauben erstickt.

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Wir müssen das Schweigegebot Jesu also als ein vorläufiges Gebot verstehen,20 das er unter geeigneten Umständen lockern21 und schließlich, wenn der Glaube stark genug geworden war, in das Gegenteil einer Aussendung zum öffentlichen Bekenntnis umwandeln konnte. Wie ein guter Pädagoge führt Jesus die Menschen auf einen Weg des Glaubens, - und zwar nicht nur seine Weggefährten damals, sondern auch uns heute.22

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4. Totenerweckungen, auch heute?

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Gewiss hat dieses Evangelium auch große Bedeutung für uns heute. Zwar läuft bei uns kein Jesus mehr herum, dem wir uns buchstäblich zu Füßen werfen können. Aber dass Jesus in dem Maße Heil wirken kann, als wir an ihn glauben, und zwar mit einem Glauben, der auch vor der skeptischen Öffentlichkeit nicht zurückscheut, das gilt heute so wie damals. Nach dem ausdrücklichen Zeugnis der Evangelien hat Jesus nur drei Menschen von den Toten auferweckt23, aber er ist selber durch den Kreuzestod hindurch in die Auferstehung gegangen. Und damit hat er den Tod nicht nur für sich oder einige wenige bezwungen, sondern für alle.24

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Aber Erlösung wirkt nicht automatisch. Niemand kann an seiner Freiheit vorbei erlöst werden. Mit seinem Leben, Sterben und Auferstehen hat Jesus uns einen Schlüssel bereitgestellt, mit dem wir die Todesgefängnisse, in denen wir leben, öffnen können. Aber dazu müssen wir uns auf ihn einlassen, wir müssen uns von ihm verwandeln lassen, und dadurch erhalten wir den Schlüssel zum Leben.

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Wir können das folgendermaßen verdeutlichen: Die Macht des Todes bedrängt uns nicht nur dort, wo wir und die Unseren in physischer Todesgefahr sind. Unser ganzes Leben steht unter der permanenten Drohung eines „Todes mitten im Leben": etwa durch den „sozialen Tod" der Isolation,25 wenn sich die Menschen, die uns wichtig sind, von uns abwenden. Ängstlich wollen wir dazugehören. Und gierig grapschen wir nach vielem, - Luxusartikel und Statussymbole - was in dieser Welt für Leben steht, ohne das man nicht mithalten kann und nicht dazugehört. In immer mehr Lebensbereichen setzt uns die angstvolle Sucht nach Anerkennung einem Dauerstress aus. All das und noch mehr26 sind Fesseln des Todes, die unser ganzes Leben durchziehen. Der Schlüssel, den Jesus für uns bereitstellt, kann uns davon befreien.

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Auferweckung von den Toten hat damit also eine symbolische Bedeutung, die das von Jesus Gemeinte nicht verwässert, sondern ihm eine unbegrenzte Tragweite verleiht. Wie aber steht es mit den buchstäblichen Totenerweckungen? Ist unser Evangelium nur eine symbolische Geschichte? Hat es gar nie eine Jairus-Tochter gegeben, die Jesus vom Tod ins Leben zurückgeholt hat? Ist dieser Text vielleicht nur ein Gleichnis, eine Lehrerzählung, die illustrieren will, wie Jesus die Macht eines „Todes mitten im Leben" überwand, indem er die Menschen von Ängsten und Begierden befreite und so zu neuer Lebensqualität führte? Leider hat es in der Exegese des vergangenen Jahrhunderts eine starke Tendenz in Richtung solcher entschärfender Deutungen gegeben,27 - nicht zuletzt unter dem Druck einer naturwissenschaftlich orientierten skeptischen Öffentlichkeit („scientific community"), vor der sich TheologInnen nicht blamieren wollten.28 Gegen solche Verwässerungen muss betont werden: Die symbolische Bedeutung schließt die buchstäbliche Bedeutung nicht aus, sondern setzt sie - zumindest in vielen Fällen - voraus. Durch die leibhaftig erfahrbaren Heilungen ging den Menschen ein Glaube an einen Gott auf, der alle Dimensionen des Menschen erreicht, - nicht nur den Geist und die Psyche, sondern auch den Körper und die greifbare Welt. Und was damals galt, gilt auch heute: Wir brauchen diese greifbaren Zeichen, nicht damit wir im Greifbaren stecken bleiben,29 sondern um in einer Weise glauben zu können, die unser ganzes Leben wirklich verwandelt, nicht erst im Jenseits oder in einer wolkenmalenden Phantasie.

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Daraus ergibt sich: Wir haben keinerlei Recht und auch keinen zwingenden Grund, die leibhaftige Wirklichkeit von Totenerweckungen durch Jesus zu bestreiten. Und auch für die Menschen in der Nachfolge Christi - von den ersten Aposteln bis zur gegenwärtigen Kirche - haben wir theologisch keine Grundlage dafür, die Möglichkeit von Wunderheilungen und Totenerweckungen grundsätzlich zu bestreiten, - trotz aller gebotener Skepsis im Einzelnen. Jesus hat seine Jünger beauftragt, hinauszugehen, um die gleichen Zeichen wie er zu wirken.

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„Geht und verkündet: Das Himmelreich ist nahe. Heilt Kranke, weckt Tote auf, macht Aussätzige rein, treibt Dämonen aus! " (Mt 10,8)30
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Auch das darf nicht symbolisch entschärft werden. Wenn in Apg 9,40 Petrus auf genau dieselbe Weise wie Jesus ein Mädchen namens Tabita von den Toten auferweckt, dann gibt uns das keinen hinreichenden Grund, die Tatsächlichkeit dieses Geschehens in Frage zu stellen.31 Und es wäre ebenso willkürlich und ungerechtfertigt, wenn wir dieses Wunderwirken auf die Zeit der werdenden Kirche einschränken würden.32

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Soll das bedeuten, dass auch heute Totenerweckungen im Namen Jesu möglich sind? Von der Bibel und auch von der Tradition kirchlicher Lehre her sehe ich keinen Grund, der uns erlauben würde, die Möglichkeit von Totenerweckungen im Namen Jesu auszuschließen. Im Gegenteil! Von den Evangelien her haben wir den klaren Auftrag dazu, in seinem Namen die Zeichen und Wunder zu wirken, die auch Jesus getan hat.33 Der einzige Grund gegen den Glauben an die Möglichkeit heutiger Totenerweckungen besteht darin, dass sie unserer Erfahrung fremd sind, und dass eine solche Erfahrung unsere Weltanschauung über den Haufen werfen würde.34 Aber das war zur Zeit Jesu auch nicht anders. Würden wir heute eine Totenerweckung im Namen Jesu erleben, dann ginge es uns wohl wie den Zeugen bei der Auferweckung der Jairustochter. Wir wären „außer uns vor Entsetzen". Und wir stünden vor der Entscheidung, ob wir unsere bewährte Weltanschauung - und damit unsere öffentliche Anerkennung als vernünftige Menschen - aufs Spiel setzen wollten, um zu glauben,35 oder ob wir das Erfahrene kategorisch als Täuschung abtun wollen.

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Wenn wir uns in unserer Welt etwas umschauen - etwa über das Internet -, dann stoßen wir auf nicht wenige Menschen, die Totenerweckungen im Namen Jesu bezeugen. Das geschieht hauptsächlich in der Dritten Welt und vorwiegend im Umfeld von Freikirchen.36 Selbst wenn die meisten dieser Behauptungen dubios sein sollten: Wir müssen in Rechnung stellen, dass es für unsere szientistische37 Weltanschauung gar keine Totenerweckung geben kann, die nicht dubios ist.

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5. Warum es heute keine Totenerweckungen mehr gibt

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Wenn es von der Bibel und vom christlichen Glauben her keinen Grund gibt, Heilungswunder und Totenerweckungen im Namen Jesu als absurd abzutun, dann sollten es uns nicht so sehr irritieren, wenn sie irgendwo bezeugt werden; vielmehr sollten wir uns wundern, warum sie heute in der Kirche nicht mehr vorkommen. Von der Bibel her können wir erfahren, unter welchen Umständen Wunder und Totenerweckungen wahrscheinlich ausbleiben werden. An unserem Evangelium sehen wir deutlich: Die Heilung der blutflüssigen Frau ebenso wie die Totenerweckung der Jairustochter wären gewiss nicht zustande gekommen, wenn die betroffenen Menschen nicht geglaubt hätten.

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Daraus können wir folgende Kriterien für das Ausbleiben von Wundern gewinnen: Wunder - über wunderbare Heilungen bis hin zu Totenerweckungen - werden höchstwahrscheinlich dann nicht mehr auftreten,

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1. wenn Menschen überhaupt nicht mehr um Wunder beten, vielleicht weil sie solche Bitten prinzipiell für sinnlos oder für peinlich halten;

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2. wenn Menschen nur mehr vage und ohne Nachdruck für Menschen in ausweglosen Situationen beten, - vielleicht auch, weil sie vorschnell meinen, dass auch das Leiden an Krankheit und Tod von Gott gewollt sein könnte;38

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3. wenn Menschen kleine oder sogar große Zeichen von Gottes Macht übersehen und deshalb auch versäumen, sie zu bezeugen.

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Zum letztgenannten Punkt habe ich selber eine Erfahrung gemacht. Mit einer Gruppe von Menschen hatte ich einmal intensiv für eine entfernte Bekannte gebetet, von der wir gehört hatten, dass sie eine schwierige Operation wegen einer Krebserkrankung vor sich hatte. Ein halbes Jahr später traf ich diese Frau und sie erzählte mir, die Ärzte hätten festgestellt, dass sie gar keinen Krebs hätte, - und dies nach einer jahrelangen trostlosen Geschichte eines stetig sich verschlimmernden, weil anfänglich unbehandelt gebliebenen Brustkrebsbefundes. Ich war glücklich und beeindruckt von dieser Nachricht, aber es wäre mir damals nicht in den Sinn gekommen, Gott laut für das erhörte Gebet zu danken.39 Heute schäme ich mich dafür.
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Zwei weitere Kriterium möchte ich noch ergänzen:

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4. Missbrauch von Gnadenerfahrung zur Selbstprofilierung: Wenn Menschen und Gemeinschaften, die mit Wundern beschenkt wurden, diese Gaben zur Selbstprofilierung und Abwertung von weniger beschenkten anderen missbrauchen, dann wird ihr Sinn zutiefst pervertiert. Sie würden den beschenkten Menschen zum Gericht werden, und so ist es geradezu eine Gnade, wenn Gott diese Gaben nicht weiter gibt.40

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5. Leben in einer Welt abgesicherter Bequemlichkeit: Solange Menschen sich in einer Komfortzone befinden, in der sie gewohnt sind, Problemen mit ihren materiellen Mitteln und Absicherungen begegnen zu können, werden sie es kaum fertigbringen, in äußerster Bedürftigkeit nach Gottes Hilfe zu schreien.41 Von daher ist es verständlich, dass Totenerweckungen im Namen Christi am glaubwürdigsten von Menschen bezeugt werden, die in radikaler Nachfolge alles preisgegeben haben und in Weltgegenden mit äußerstem Elend wirken.42 Hier sind ganz andere Voraussetzungen für einen kompromisslosen Glauben gegeben als in unser vielfach abgepolsterten Welt.

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Wenn wir unsere christliche Gegenwart im Licht dieser Kriterien betrachten, dann überrascht es nicht, dass Wunder die Ausnahme bleiben. Über Jahrzehnte hat ein skeptischer Szientismus43 unsere dominierenden Weltanschauungen geprägt, wonach nur das als glaubwürdig galt, was sich experimentell jederzeit wiederholen lässt. Theologie, christliche Verkündigung und dann auch die christliche Praxis waren davon stark beeinflusst. Inzwischen ist die Unzulänglichkeit eines solchen Denkens bewusst geworden, und in der breiten Öffentlichkeit hat sich eine neue Toleranz gegenüber alternativen Weltbildern breit gemacht. Kommt das postmoderne „Anything goes", das neuen Mythen, Esoterik und New Age die Tür geöffnet hat, nicht auch einem neuen christlichen Wunderglauben entgegen? Nicht in jeder Hinsicht, denn das von Jesus eröffnete Wunderverständnis droht hier in eine andere Richtung verfehlt zu werden. Wir müssen scharf unterscheiden.

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6. Wunderglaube zwischen Skepsis und Wundersucht

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Mit seinen Wundern ist Jesus immer wieder auf zwei entgegengesetzte Reaktionen gestoßen, die beide Zeichen eines Unglaubens waren. Auf der einen Seite standen Zweifel und skeptische Relativierungen, auf der anderen Seite aber gab es auch eine eitle Wundersucht, aus der heraus Menschen Jesus für ihre eitlen Wünsche funktionalisieren wollten. Nach der Brotvermehrung wollte das Volk Jesus zum König machen, um seine Wunderkraft ständig verfügbar zu haben.44 Jesus aber zielte mit seinen Wundern, Heilungen, Dämonenaustreibungen45 und Totenerweckungen nicht bloß auf punktuelle Verbesserungen von Lebensumständen, sondern auf eine grundlegende Neuausrichtung des Lebens von vielen Menschen auf Gott hin.46 Und dazu hätte die wunderbare Beseitigung von Unheilssymptomen niemals ausgereicht. Was würde es helfen, wenn ein Mensch durch Totenerweckung in ein Leben zurückgeholt wird, das von Angst und Gier gezeichnet ist? Um wirklich die Ketten des Todes zu sprengen, musste Jesus Menschen mit ihrem ganzen Leben auf Umkehr und Glauben hin bewegen. Daraufhin wirkte er mit seiner liebenden Zuwendung, mit seiner Verkündigung des Evangeliums und - in diesem Zusammenhang - mit seinen Wundertaten. Er vollbrachte „leibhaftige" Heilungen und Totenerweckungen, aber diese Heilungen brachten mehr als physische Verbesserung im Einzelnen. Zugleich waren sie wirksame Zeichen, die seine Worte mit Vollmacht untermauerten und so Glauben für viele - nicht bloß für die Geheilten - bewirkten.47

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Ebenso müssen wir uns heute zwischen zwei Straßengräben bewegen, wenn wir Jesu Wundern eine neue Aktualität zumessen wollen. Gewiss ist es wichtig, dass wir die Skepsis einer glaubenslosen Öffentlichkeit überwinden. Aber wir müssen uns ebenso hüten vor einer eitlen Wundersucht, die Gott für eigene Interessen instrumentalisiert. Letzteres geschieht auch in modernen Bewegungen eines positiven Denkens, die dem Glauben an sich selbst oder auch an Gott eine automatische Verbesserung aller Lebensbedingungen zutrauen.48 Wir finden solche Auffassungen im New Age, in der Esoterik, und leider auch bei einflussreichen christlichen Glaubenszeugen49, wenn sie aus den besonderen Gnadenerfahrungen, die sie selber erhalten haben, den Schluss ziehen: „Wenn du nur glaubst, dann wirst du mindestens genau so viel erleben." Damit werden überzogene Erwartungen geweckt, die in letzter Konsequenz zu leeren Krankenhäusern und leeren Friedhöfen führen müssten, - Erwartungen, die nicht nur deshalb unrealistisch sind, weil unser Glaube stets unvollkommen bleibt, sondern auch, weil Heilungen immer auch von Gottes Willen, an einem bestimmten Menschen in einer bestimmten Situation ein Wunder zu wirken, abhängen. Dieser Wille kann nicht automatisch für jede Situation vorausgesetzt werden, - nicht weil Gott das Heil von Menschen nicht wollte oder nicht geben könnte, sondern weil er Wunder als Zeichen einsetzt, um Menschen aus Glauben zu vertieftem Glauben führen,50 - in einem Heil, das die dringend erflehten Einzelwünsche weit übertrifft.

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Wo Menschen sich auf den Weg eines radikalen Glaubens einlassen, wird die Zahl der Zeichen und Wunder wahrscheinlich beträchtlich steigen, aber dennoch niemals zu einer Allwirksamkeit anwachsen, die es etwa erlauben würde, für ein nicht erhörtes Gebet einfach Glaubensmangel verantwortlich zu machen.51

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7. Auf dem Weg zur Vollkraft des Glaubens

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Was die blutende Frau und Jairus in unserem Evangelium erfahren haben, ist in bescheidenerer Form auch uns zugänglich: Gottes Gnade, die Liebe Christi, die Kraft des Heiligen Geistes bricht immer wieder in unser Leben ein, oft nur unscheinbar, aber wir verspüren doch seine Wirkung: Auf einmal geht eine Tür auf, die vorher verschlossen war. Ein zarter Strahl der Hoffnung fällt auf die Not von uns oder unseren Angehörigen. Ein schmaler Ausweg aus einem verfahrenen Streit zeigt sich. Manchmal stellen wir erstaunt fest, dass wir bereits drauf und dran sind, durch eine bisher verschlossene Tür durchzugehen.52 Das ist dann eine Situation, wo der Keim des Glaubens - in einer neuen Wahrnehmung der Dinge und in einem unerwarteten Handeln - sich unvermutet in uns zeigt. Alles hängt dann davon ab, dass wir diesen Keim in uns wachsen lassen, dass wir durch die offene Tür beherzt durchgehen. Solch eine Zeit der Gnade - die Bibel hat ein eigenes Wort dafür und nennt sie Kairós - hat etwas von dem Märchen an sich, in dem ein guter Geist drei Wünsche freigibt. Wir können nehmen was wir wollen, es kann idiotisch wenig sein oder sehr viel. Die Bibel ermutigt uns, in solchen Situationen unverschämt zu sein und das Maximum zu erbitten,53 - „den Kairos auszukaufen"54. Der genutzte Gnadenmoment stärkt unseren Glauben, und das ist unser Kapital für spätere Zeiten der Gnade. Das ist der Sinn des Gleichnisses von den Talenten (Mt 25,14-30): wir sollen wuchern, nicht mit unseren natürlichen Gaben, sondern mit den Gnadengaben, die wir von Gott anvertraut erhalten haben. Und es ist der Sinn der ärgerniserregenden Aussage Jesu, dass dem, der hat, gegeben wird, und dem, der nicht hat, auch noch genommen wird, was er hat (vgl. Mk 4,25).

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Gottes Wundertaten - damals wie heute - setzen Glauben voraus und führen zu vertieftem Glauben. Und mit einem stärkeren Glauben können wiederum größere Wundertaten erfahren werden. So ergibt sich ein spiralförmiger Weg zu größerem Glauben, größeren Wundererfahrungen und noch stärkerem Glauben.55 Wer diesen Weg geht, - und wer ihn zusammen mit anderen geht -, der gerät auf eine Bahn des Glaubens, die zu Gnadenerfahrungen führt, die bescheideneren Christen verschlossen bleiben, unter Umständen bis hin zu Wunderheilungen und Totenerweckungen.

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Diesen Weg möchte ich gehen, ohne jeden Kompromiss: „Ich bilde mir nicht ein, dass ich ihn schon ergriffen hätte. Eines aber tue ich: Ich vergesse, was hinter mir liegt", - all die Skepsis56 und die ängstlichen Seitenblicke auf jene Öffentlichkeit, die mich vielleicht als Spinner abstempeln könnte -, „und strecke mich nach dem aus, was vor mir ist" (Phil 3,13), - und zwar aus der Kraft der Zeichen und Verheißungen, die ich bereits empfangen habe. Und ich weiß, dass ich diesen Weg nicht alleine gehen kann. Deshalb suche ich nach Menschen, die diesen Weg mitgehen wollen, - nicht um mich über andere, weniger radikale Christen zu überheben, sondern aus dem Wissen, dass es sich um einen Dienst für alle handelt, - einen Dienst, der nicht in elitäre Sekten gehört, sondern in die Mitte der Kirche. Eine Etappe eines solchen Wegprogramms durfte ich - zusammen mit einigen treuen BegleiterInnen - bereits durchschreiten. Auf dem Weg zur vollen Kraft des Glaubens war das gewiss nicht mehr als ein kleines Wegstück, aber bereits dieses hat mein Leben so glücklich verändert, dass ich allen Grund habe, Wunderbares zu erwarten für jeden Christen, jede Christin, die sich auf diesen Weg macht.

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Auf diesem Weg gehört das Bitten um Heilung - selbst für aussichtslose Fälle - ganz natürlich und unspektakulär dazu. Es beginnt bei etwas, was jedem Menschen - egal ob christlich oder religiös oder nicht - eigentlich in die Natur gelegt ist: dass wir uns mit Menschen in Not mitfühlend und segnend verbinden, und dass wir ein natürliches Gefühl der Liebe auf sie überfließen lassen. Wenn wir das mit einer teilnehmenden, unaufdringlichen körperlichen Berührung verbinden, dann ist auch das ein ganz natürliches Zeichen, dessen wohltuende Wirkung wir als Kinder von unseren Eltern eigentlich alle erfahren haben sollten, - und das auch in unserer etwas verklemmten Erwachsenenwelt dabei ist, ein neues Heimatrecht zu bekommen.57 Wenn man ein Fürbittgebet für anwesende Menschen mit segnender Handauflegung verbindet, und wenn diese Geste aus dieser natürlichen Grundlage einer leibhaften Verbundenheit zwischen Menschen erwächst, dann hat das nichts mit irgendeiner überspannten Frömmigkeit zu tun.58

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Auf diesem Weg kann eine neue Kultur des Fürbittens erwachsen, zuerst vielleicht in geschützten Gruppen und Begegnungsräumen (in denen zeitweilige Unausgewogenheiten und „Wachstumsschwierigkeiten" ohne schlimmere Folgen bleiben können), später mehr und mehr in der Öffentlichkeit, - ohne jedes aufdringliche Demonstrierenwollen, sondern aus einem natürlich gewachsenen Glauben und einer überströmenden Liebe, und so authentisch mit dem Gesamterscheinungsbild der eigenen Person verbunden.59

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Für solche Erfahrungswege in einen vertieften Glauben braucht es Begegnungsräume, die etwas weiter sind als die familiäre Hauskirche und kleiner als ganze Pfarrgemeinden.60 Gebetskreise und Familienrunden können geeignete Orte sein; die bei uns sehr verbreiteten Exerzitien im Alltag sind ein hervorragendes „Sprungbrett" dafür. Und solche Erfahrungsräume sollten möglichst begleitet sein durch erfahrene Seelsorger mit einer „guten Theologie"

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Selber versuche ich seit einiger Zeit, mit der „Weide" ein tägliches Angebot zu schaffen, wo Menschen in das Empfangen der Liebe Gottes, in das gegenseitige Segnen und Gesegnetwerden und so in einen starken Glauben hineinwachsen können.61

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Abschließend möchte ich ermutigen, solche Wege zu gehen und so der eigenen Sehnsucht - die vielleicht einmal in einem „Gnaden-Kairos" aufgebrochen ist - zu folgen. Die Kirche und die Welt brauchen solche Menschen. Sie sind Salz nicht nur für die Welt, sondern auch für die Kirche. Denn sie helfen ihr, tiefer in ihre Sendung hineinzuwachsen, Salz für die Welt zu sein.

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Anmerkungen

69
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1Vgl. Lev 15,25.

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2
Besonders das Johannesevangelium betont die Angst der Menschen, aus der Synagoge ausgeschlossen zu werden.

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3Freimut ist der Mut zum öffentlichen Bekenntnis. (Das griechische Schlüsselwort dafür - parresía - bedeutet zugleich Mut und Öffentlichkeit). Glaube beweist sich am freimütigen Verhalten, so wie Unglaube sich an der Feigheit zum öffentlichen Bekenntnis zeigt. Der Ungläubige schämt sich Jesu in der Öffentlichkeit (vgl. Lk 9,26). Freimut ist eine wesentliche Gabe des Heiligen Geistes, den Jesus zu Pfingsten seinen Jüngern gesandt hat. Im Heiligen Geist tritt Petrus geradezu todesmutig in Öffentlichkeit auf (vgl. seine Pfingstpredigt, in der er laut Apg 2 mindestens dreitausend Menschen kompromisslos konfrontierte und so zum Glauben führte), während er vorher (bei seinem Verrat Jesu) vor der lächerlich eingeschränkten Öffentlichkeit von einigen Dienern und einer Magd in die Knie gegangen war.

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4
Überdies scheint Jesus nicht zu wissen, auf wen seine Heilungskraft übergreift. Dieser Eindruck rührt aber eher von der hier etwas freien Einheitsübersetzung: „Er blickte umher, um zu sehen, wer es getan hatte." Genauer übersetzt heißt diese Stelle: „Er blickte umher, um die zu sehen, die das getan hatte." - Von daher schließt sich das anschließend erzählte Verhalten der Frau zwanglos an. Offenbar von Jesus entdeckt „... kam die Frau, zitternd vor Furcht, weil sie wusste, was mit ihr geschehen war ..."

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Diese Deutung, die Jesus ein Wissen unterstellt, auf wen seine Kraft übergeflossen war, ist vom Text her naheliegend, aber nicht zwingend, - auch nicht aus dogmatischer Perspektive. Dass Jesus auch als Gottes Sohn in seinem irdischen Leben nicht alles gewusst hat, müssen wir annehmen, wenn wir ihn auch als wahren Menschen begreifen wollen. Wie Jesu Nichtwissen in einzelnen Situationen mit seiner Gottessohnschaft vereinbar ist, lässt sich am besten mit folgender Überlegung zeigen: Bei seiner Menschwerdung hat der Sohn Gottes all seine Herrlichkeit - und damit auch die Gabe seiner Allwissenheit - ganz in die Hände seines Vaters abgelegt (vgl. seine Selbstentäußerung - Kenose - nach Phil 2,7). Alles was er an Wissen und Macht braucht, lässt er sich vom himmlischen Vater durch den Heiligen Geist in die jeweilige Situation hinein zuspielen. In diesem Gehorsam lebt er sein irdisches Leben als „wahrer Gott und Mensch". Zu diesem Ansatz, der Jesu Allmacht und Allwissenheit an seine Sendung bindet, vgl. H. U. von Balthasar, Theodramatik II/2, Einsiedeln 1978, 151-167.

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5Vgl. Lk 6,19, sowie auch: Mt 4,23.24; 8,16; 9,35; 12,15; Lk 4,40; 6,19; 9,11; Apg 10,38.

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6„Denn sie sagte sich: Wenn ich auch nur sein Gewand berühre, werde ich geheilt." (Mk 5,28)

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7So lautet eine genauere Übersetzung des griechischen Originaltextes, im Unterschied zum etwas entschärfenden: „Warum bemühst du den Meister noch länger?" der Einheitsübersetzung und der meisten anderen Übersetzungen. Vgl. Ludger Schenke, Das Markusevangelium. Literarische Eigenart - Text und Kommentierung. Stuttgart 2005, 151.

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8Dass das Wunder vom Glauben abhängt, wird noch deutlicher in der Parallelstelle bei Lukas: „Sei ohne Furcht; glaube nur, dann wird sie gerettet" (Lk 8,50).

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9In diesem Sinn die Aussage: „Warum bemühst du den Meister noch länger?"

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10Nach Mk 4,40 nahm Jesus auch die Eltern mit zu dem Mädchen hinein.

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11Die Leute machen sich lustig über die vermeintliche Naivität Jesu und beanspruchen, über Leben und Tod besser Bescheid zu wissen wie er. Vgl. Schenke (s. Anm. 7) 151.

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12
Das griechische Wort für Entsetzen lautet hier „ex-histemi“, was von der Wortzusammensetzung her unseren Begriffen „ent-stellen“ oder „den Stand verlieren“ gleicht.

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13Vgl. v.a. Joh 17,14-16.

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14Die Parallelstelle bei Mt schließt ja dann auch mit der Feststellung: „Und die Kunde davon verbreitete sich in der ganzen Gegend" (Mt 9,26).

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15Zu dieser „klassischen" Erklärung vgl. Hans F. Bayer, Das Evangelium des Markus. Witten 2008, 71-78.

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16Vgl. Joh 6,16.26, sowie unten, Kapitel 6.

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17Vgl. Jesu Zuspruch an seine Jünger: Das ist gewiss nicht falsch, wenn auch in dieser Sicht die wichtigste „Gegenstelle" Mt 10,27 („Was ich euch im Dunkeln sage, davon redet am hellen Tag, und was man euch ins Ohr flüstert, das verkündet von den Dächern" (Mt 10,27)

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18Im Blick auf die ungläubige Öffentlichkeit bezeichnet Johannes den Teufel als Herrn dieser Welt (Joh 12,31; 14,30; 16,11). Vgl. dazu: Willibald Sandler, Jesus Christus - Sieger über Teufel und Dämonen . Biblische Perspektiven für einen effektiven Widerstand gegen den Sog des Bösen, im Internet: http://theol.uibk.ac.at/itl/801.htmlhttp://theol.uibk.ac.at/itl/801.html

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19Vgl. Jesu Ablehnung in seiner Heimatstadt Nazaret: Lk 6,1-6; Lk 4,16-30.

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20Diese Deutung erklärt Jesu Geheimhaltungsgebote zwanglos. Sie erklärt auch, dass diese Warnungen vor allem im Markusevangelium vorkommen, welches die Bedeutung des Glaubens und seine Gefährdungen besonders hervorhebt. - Die hier vorgelegte Deutung vermag auch alle Fragen, die Schenke (s. Anm. 7) 152f aufwirft, zu beantworten, während Schenkes eigener Antwortvorschlag (Beschränkung der Heilungsberichte auf den Kreis der Glaubenden, die die Bedeutung des Zeichens verstehen) im Blick auf die von Jesus initiierte und den Jüngern aufgetragene Bezeugung seiner Taten nicht überzeugt.

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21Dem geheilten Besessenen aus Gerasa sagt Jesus: „Geh nach Hause, und berichte deiner Familie alles, was der Herr für dich getan und wie er Erbarmen mit dir gehabt hat." (Mk 5,19) In der gleichen Gegend führt Jesus einen Blinden vor das - offenbar gefährlich ungläubige - Dorf hinaus, und nach erfolgter Heilung schickte er ihn nach Hause, - gewiss auch mit der Erlaubnis, dort seinen Glauben zu bezeugen -, schärfte ihm aber ein: „Geh aber nicht in das Dorf hinein!" (Mk 8,26).

91
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22Vgl. dazu unten, das Kapitel 7.

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23
Gemäß den Evangelien hat Jesus die Tochter des Jairus, den Jüngling von Nain (Lk 7,11-17) und Lazarus, den Bruder seiner Freundinnen Marta und Maria (Joh 11) vom Tod auferweckt. Beachte allerdings Joh 21,25: „Es gibt aber noch vieles andere, was Jesus getan hat. Wenn man alles aufschreiben wollte, so könnte, wie ich glaube, die ganze Welt die Bücher nicht fassen, die man schreiben müsste."

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24Am letzten Abendmahl, vor seiner Verurteilung und Kreuzigung, hat Jesus zur sakramentalen Vergegenwärtigung seiner Selbsthingabe die Eucharistie eingesetzt, - mit den Worten: „Das ist mein Blut, das Blut des Bundes, das für viele vergossen wird" (Mk 14,24). „Für viele" steht hier klar in der Bedeutung von „die vielen" oder „alle", wie dann auch in den Wandlungsworten der Eucharistiefeier gesagt wird: „das ist der Kelch des neuen und ewigen Bundes, mein Blut, das für euch und für alle vergossen wird zur Vergebung der Sünden." Zur aktuellen Diskussion um eine von Rom dekretierte Umformulierung dieses liturgischen Textes, vgl.: Gestorben für wen? Zur Diskussion um das „pro multis". Hg. von Magnus Striet, Freiburg i.Br.-Basel-Wien 2007.

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25
Das war ja die Situation der blutflüssigen Frau, die durch ihre Krankheit faktisch aus der Gesellschaft ausgeschlossen war. Hier liegt eine Gemeinsamkeit und Steigerung zwischen den beiden Heilungen in unserem Evangelium: An der blutflüssigen Frau besiegt Jesus den sozialen Tod (der seit zwölf Jahren währte), an der Tochter des Jairus den physischen Tod (der die Zwölfjährige heimsuchte). Zu weiteren Gemeinsamkeiten zwischen beiden Wundern vgl. Ludger Schenke (s. Anm. 7) 146f.

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26
Vgl. dazu: Willibald Sandler, Der verbotene Baum im Paradies. Was es mit dem Sündenfall auf sich hat. Kevelaer 2009, v.a. 149-163.

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27Vgl. etwa den bedeutenden Kommentar von Rudolf Pesch, Das Markusevangelium (HThKNT), 1. Teil, Freiburg 1976. Pesch vertritt, dass die Jairus-Perikope ursprünglich eine Heilungsgeschichte war, die - in überbietendem Bezug zur alttestamentlichen Totenerweckung durch Elija und Elischa (1 Kön,17,17-24; 2 Kön 4,18-37) - nachträglich zu einer Totenerweckungserzählung gesteigert wurde. Vgl. Pesch, ebd. 296, 312.

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28
Ich unterstelle nicht, dass TheologInnen direkt vor diesem Druck einer aufgeklärten, skeptischen Öffentlichkeit in die Knie gegangen sind und sich dadurch in ihrer wissenschaftlichen Arbeit korrumpieren ließen. Vielmehr hat dieser Geist der Skepsis über Jahrhunderte die wissenschaftlichen Methoden beeinflusst und so auf vielfältige und sehr subtile Weise das Denken von TheologInnen unterminiert. Vgl. dazu: Willibald Sandler, Gottes Handeln unterscheiden in Theologie und Erfahrung. Auf dem Weg zu einer theologischen Kriteriologie für unterscheidbare Zuordnungen von Gottes Handelns (im Internet, s.u.), und darin den Abschnitt 3: „Die Peinlichkeit, vom Handeln Gottes zu reden und theologische ‚Auswege', um sich dieser Rede zu entziehen", im Internet: http://theol.uibk.ac.at/itl/707.html#ch11

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29Vgl. dazu die Unterscheidung unten, im 6. Kapitel.

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30Vgl. auch Joh 14,12-14; Mk 16,17f.

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31Vgl. die Tendenz früherer Exegese, diese Erzählung als Legende zu bewerten (Gerhard Schneider, Die Apostelgeschichte, 2. Teil [HThKNT] 1982, 48).

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32- Etwa mit der Begründung, damals seien Wunder notwendig gewesen für den Glauben, weil es noch nicht Kirche und Bibel gegeben hätte. Heute hätten wir beides als Glaubensgrundlage, und für die Kranken überdies die Krankenhäuser. - Gewiss gibt es Kirche, Bibel und auch Krankenhäuser, - und all das ist als Geschenk Gottes dankbar anzunehmen. Aber ohne die Erfahrung von konkreten Zeichen von Gottes Heilsmacht wird der Glaube schwach bleiben. (Vgl. in der protestantischen Theologie die Auseinandersetzung um den sogenannten Dispensationalismus, mit der Auffassung, dass Wunder von Gott nur für die Zeit Jesu und die Anfangszeit der Kirche vorgesehen waren.)

102
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33Vgl. oben, zu Anm. 30

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34
Es gibt sie schon. Totenerweckungen werden immer wieder bezeugt, vor allem in der Dritten Welt. Vgl. z.B. Rolland und Heidi Baker, Es gibt immer genug! Rolland und Heidi Bakers Dienst unter den Armen. Lüdenscheid 2003, 93-98. In einer Welt, die solches für unmöglich hält, werden solche Zeugnisse natürlich von vornherein ignoriert oder als Irrtum oder Betrug abgetan. Die Notwendigkeit einer kritischen Prüfung will ich auf keinen Fall diffamieren. Dass es Quacksalber gibt, wissen wir nicht nur von unrühmlichen Fällen der Gegenwart, es steht auch schon in der Bibel. Aber als Theologe halte ich es für unakzeptabel, die Möglichkeit von Heilungswundern und selbst von Totenerweckungen definitiv auszuschließen. Und Theorien, die ihre Möglichkeit - etwa aus naturwissenschaftlichen Gründen - definitiv ausschließen wollen, sind wissenschaftstheoretisch nicht haltbar. Denn naturwissenschaftliche Theorien sind vom Ansatz her an einen Grundbestand von experimentell reproduzierbaren Phänomenen gebunden. Sie folgen zwar methodisch konsequent der Tendenz, jedes innerweltliche Ereignis auf reproduzierbare Phänomene zu zurückzuführen, und in diesem Sinn die Möglichkeit von Wundern methodisch auszuschließen. Sie können und wollen damit aber keinen Wahrheitsanspruch in Bezug auf restlos alle Phänomene in der Welt erheben. Wenn ein Phänomen sich naturwissenschaftlichen Geltungskriterien entzieht - zum Beispiel eine Totenerweckung, sofern sie nicht experimentell nachvollzogen werden kann -, dann ist damit nur gesagt, dass es nicht als Gegenstand wissenschaftlicher Untersuchung taugt. Durch solche Filterung der Wirklichkeit konnte die Technik ihre ungeheure Wirkungskraft entfalten. Diese hat Menschen immer wieder zum Trugschluss eines Technizismus und Szientismus verführt, das heißt zur - naturwissenschaftlich nicht begründbaren, ja eigentlich unwissenschaftlichen und philosophisch widerlegbaren - Annahme, dass nur das wirklich ist, was sich mittels der Naturwissenschaften beschreiben lässt.

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35Eine scharfe theologisch-wissenschaftstheoretische Analyse kann zeigen, dass eine Position, die Wunder für möglich hält, nicht notwendig irrational ist. Vgl. die vorige Anmerkung.

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36Dass Totenerweckungen im Namen Jesu vorwiegend aus Freikirchen - meist mit einer fundamentalistischen Tendenz - bezeugt werden, bedeutet nicht notwendig, dass der Anspruch von Totenerweckungen fundamentalistisch ist. Vielmehr werden fundamentalistische Christen aus vielleicht unzulänglichen Gründen zu etwas Richtigem motiviert: nämlich auch für scheinbar Aussichtsloses zu beten, ohne nachzulassen, - und zwar ohne ängstliche Rücksicht auf eine skeptische öffentliche Meinung.

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37D.h. eine Weltanschauung, die nur das für möglich erachtet, was unter kontrollierten Bedingungen experimentell wiederholbar ist.

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38Gemäß der Bibel sollen wir „allezeit beten und darin nicht nachlassen" (Lk 18,1), und dies trotzdem in der Haltung Jesu am Ölberg: „Aber nicht mein, sondern dein Wille soll geschehen" (Lk 22,42). Für einen Mittelweg, der beides verbindet, kann es hilfreich sein, wenn man konkrete Leidsituationen immer neu vor Jesus hinlegt, mit der dringenden Bitte, dass er helfe und rette, - ohne dabei Gott auf eine bestimmte Form der Erfüllung festlegen zu wollen. Die Bitte könnte dann spezifiziert werden - zum Beispiel in Richtung auf ein Gebet um wunderbare Heilung -, wenn man aus der offen gehaltenen Fürbitte heraus den Eindruck gewinnt, dass Gott Heilung schenken will. Die Fähigkeit zur Unterscheidung solcher Eindrücke erwächst gewöhnlich aus einer fortgesetzten Praxis gemeinschaftlichen Gebets.

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39Wir hatten ja für nicht wenige Menschen gebetet, und es wäre mir vermessen vorgekommen, die glückliche Wende der Situation dieser Frau unserem Gebet zuzuschreiben. Das hätte vielleicht so ausschauen können (und das war damals auch meine Sorge), aber es wäre gewiss nicht der Fall gewesen, wenn wir Gott - und nicht unser Gebet - dafür gepriesen hätten.

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40Im vergangenen Jahrhundert hat es - vor allem im Umfeld von Pfingstbewegungen und charismatischer Erneuerung - einige große Aufbrüche gegeben, oft verbunden mit bemerkenswerten Zeichen und Wundern, - und fast durchwegs sind sie nach kurzer Zeit wieder verschwunden. Das könnte auch mit Gottes Vorsehung zu tun haben, der an wechselnden Orten zeitlich begrenzte Aufbrüche schenkt, damit die Unverfügbarkeit von Gnade bewusst bleibt und alle Menschen zur Demut animiert werden, sich auf den Weg zu machen, um Christus voneinander zu empfangen. Ich habe aber den Eindruck, dass das schnelle Abflauen solcher Bewegungen zu einem größeren Teil mit Schuld zu tun hat, in Richtung des eben genannten Kriteriums.

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41Vgl. Ex 8,8 und öfter (zu Mose); 1 Sam 15,11; Ps 18,7; Jona 2,3.

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42
Vgl. Heidi und Rolland Baker, Lieben - wir können nicht anders. Ein Jahr voller Wunder. Lüdenscheid 2003, auch mit Zeugnissen zu Totenerweckungen.

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43Siehe oben, Anm. 37.

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44„Jesus antwortete ihnen: Amen, amen, ich sage euch: Ihr sucht mich nicht, weil ihr Zeichen gesehen habt, sondern weil ihr von den Broten gegessen habt und satt geworden seid" (Joh 6,26). Vgl. hier auch die Versuchungen Jesu.

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45Vgl. dazu: Willibald Sandler, Jesus Christus - Sieger über Teufel und Dämonen (s. Anm. 18).

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46So konnte Jesus den Menschen, die er körperlich heilte, auch die Vergebung der Sünden zusagen (vgl. Mk 2,5.9). Sie wurden also nicht bloß am Leib, sondern auch an der Seele - in ihrem gestörten Verhältnis zu Gott, zu anderen Menschen und zu sich selbst - geheilt.

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47
Dieser Zusammenhang ist zentral in das katholische Verständnis von Sakramenten eingeflossen.

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48Vgl. dazu: Günther Scheich, „Positives Denken" macht krank. Vom Schwindel mit gefährlichen Erfolgsversprechen. Frankfurt am Main 1997.

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49Ich denke hier vor allem an einige Buchautoren aus Pfingstkirchen, die ansonsten in vielem ein authentisches Glaubenszeugnis geben, das wertvoll und anregend ist. Um so schwerer wiegen dann aber Einseitigkeiten wie jene, die ich im Haupttext anführe.

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50- und zwar immer im Blick auf die jeweilige Situation von Glaube und Unglaube vieler Menschen, in einer Komplexität von Zusammenhängen, die für uns niemals durchschaubar ist.

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51
Dies ist ein gefährlicher Kurzschluss eines überzogenen Wunderglaubens. - Allerdings: Wie geht damit unsere obige Feststellung zum Markusevangelium zusammen, wonach es angesichts von Jesu umfassendem Heilswirken nur noch vom Glauben der Menschen abhängt, ob und wieweit Wunder geschehen (vgl. oben, Anm. 5)? Hier ist nun doch ein Unterschied zwischen der Zeit Jesu und unserer Zeit zu berücksichtigen (der aber durch einen Dispensationalismus [s.o. Anm. 32] übertrieben wird): Jesu öffentliches Wirken war insgesamt eine Gnadenzeit, die besonders sichtbar in jenen Situationen wurde, von denen die Bibel sagt: „Und alle wurden geheilt" (Apg 5,15; vgl. Mk 6,56, Mt 14,36). - Überdies ist der Glaube der Menschen, von dem die Erfüllung von Wundern abhängt, niemals einfach ihre eigene Leistung, sondern bei aller menschlicher Verantwortung immer auch von Gottes Gnade bedingt. (Zu dem hier aufbrechenden schwierigen Verhältnis von Gottes Gnade und mensclicher Freiheit vgl. Ludwig Weimer, Die Lust an Gott und seiner Sache. Oder Lassen sich Gnade und Freiheit, Glaube und Vernunft, Erlösung und Befreiung vereinbaren? Freiburg i.Br.-Basel-Wien 1982.)

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52Zu solchen gnadenhaften „Tunerfahrungen" vgl. Willibald Sandler, Credo - Einführung in den christlichen Gottesglauben. Skriptum zur Studieneingangsphase 2004, im Internet: http://theol.uibk.ac.at/itl/739.html#103, sowie Karl Rahner, Über die Erfahrung der Gnade. In: Schriften zur Theologie, Bd. III. Zur Theologie des geistlichen Lebens. Einsiedeln-Zürich-Köln 1956, 105-109.

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53
Vgl. Mt 7,7-11; Jes 7,10-14. Vgl. auch das geistliche Lebensmotto für Therese von Lisieux: „Mein Gott, ich wähle alles".

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54So die wörtliche Übersetzung von dem, was die Einheitsübersetzung mit der Aufforderung wiedergibt: „Nutzt die Zeit" (vgl. Eph 5,16; Kol 4,5.), womit nicht emsige Betriebsamkeit gemeint ist, sondern die Nutzung von Kairoi, von Gnadenzeiten.

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55Auf diesem Weg ist der stärkere Glaube (verbunden mit größerer Hoffnung und stärkerer Liebe, in immer innigerer Verbundenheit mit Jesus Christus) das eigentliche Ziel; die Wunder sind nur Hilfen auf diesem Weg.

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56Dass das nicht bedeutet, die Vernunft über Bord zu werfen, wird hoffentlich aus der Gesamtanlage dieses Aufsatzes klar. Größerer Glaube braucht nicht weniger, sondern schärferes Nachfragen. Und er braucht nicht weniger, sondern eine bessere Theologie.

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57Man vergleiche die jetzige Situation mit der verbreiteten Prüderie in Bezug auf körperliche Berührung und das Zeigen von Gefühlen vor vierzig Jahren.

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58Für das Heilungsgebet mit Handauflegung (nach biblischem Vorbild) gilt in hohem Maße das gnadentheologische Prinzip des Thomas von Aquin: Gnade setzt Natur voraus. Wer mit einer verklemmten Einstellung zur Körperlichkeit anfängt, auf überspannte Weise Menschen die Hände aufzulegen, meint es vielleicht gut, tut der guten Sache aber einen Bärendienst.

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59
Die Bezeugung des Glaubens kann zunächst in der eingeschränkten Öffentlichkeit von Gebetsgruppen eingeübt werden und so ein natürliches und authentisches Bedürfnis
zu öffentlichem Glaubenszeugnis wachsen lassen. In analoger Weise hat Jesus seine Jünger von einem anfänglichen Geheimhaltungsgebot bis hin zur Aussendung „in die ganze Welt" (Mt 16,15) im Glauben wachsen lassen. Vgl. oben, das Ende des 3. Kapitels.

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60Es müssen Begegnungsorte sein, ausschließlich für Freiwillige, die einen radikaleren Weg des Glaubens gehen wollen. Deshalb sind im Allgemeinen Familien und Pfarren dafür nicht optimal. Sie müssen Rücksicht nehmen für Menschen, die dazugehören wollen, ohne das Gefühl zu haben, dass ihnen ungewohnte Glaubensformen aufgezwungen werden.

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61Vgl. im Internet: http://systheol.uibk.ac.at/sandler/weide

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