Im Rahmen des Gemeinsamen Forschungskolloquiums
Prof. Dr. Manfried Rauchensteiner, "Unter Beobachtung. Österreich seit 1918" (Böhlau 2017)
Montag, 12. März 2018, 18:15 Uhr | Universitätsbuchhandlung Studia, Innrain 52f, Innsbruck
Moderation: Andrea Brait
Keine Anmeldung erforderlich. Eintritt / Kosten: keine
Plakat
Programm Forschungskolloquium
Unter Beobachtung
Österreich seit 1918
Jedes Mal, wenn sich in Österreich nach 1918 etwas ereignete, stand das Land unter Beobachtung: als Deutschösterreich, als Erste Republik, als Ständestaat, als Alpen- und Donaugaue des Großdeutschen Reichs, als Zweite Republik – bis in die Gegenwart. Es wurde und wird geschaut, gehört und meist nicht geschwiegen. So als ob Österreich noch immer jene Versuchsstation für Weltuntergänge wäre, als die sie Karl Kraus beschrieben hat.
Was 1918 notgedrungen als Experiment begann, war 1938 auch schon wieder gescheitert. 1945 wollten vier Besatzungsmächte kein Risiko eingehen und stellten Österreich unter Kuratel. Und auch in weiterer Folge stand das Land immer wieder unter Beobachtung: 1956, während des Volksaufstands in Ungarn, 1968 bei der Besetzung der Tschechoslowakei, 1986 nach der Wahl Kurt Waldheims zum österreichischen Bundespräsidenten, 1991 während des slowenischen Unabhängigkeitskrieges, 2000 nach der Bildung einer Kleinen Koalition und nicht zuletzt 2016 bei der längsten Wahl eines österreichischen Staatsoberhauptes. Österreich galt als Problemzone, als Sonderfall, als
Musterschüler und gleich mehrfach als böser Bube, dem man ganz genau auf die Finger schauen wollte. Das tut man auch heute.
Manfried Rauchensteiner ist Historiker und Universitätsprofessor mit einem Schwerpunkt auf Militärgeschichte. Von 1992 bis 2005 war er Direktor des Heeresgeschichtlichen Museums in Wien.
Bild: Verlag
Quellen Texte: Verlag,