GASTVORTRAG
Montag, 14. März 2016, 19:00 Uhr | Buchhandlung liber wiederin, Erlerstr. 6, Innsbruck
Das "berüchtigste Buch des 20. Jahrhunderts" oder gar das "gefährlichste Buch der Welt"? Die Bibel des "Dritten Reichs" und Blaupause für die NS-Verbrechen? Eine geschätzte Auflage von 12,4 Millionen Stück macht Hitlers "Mein Kampf" zwangsweise zu einer bedeutenden Quelle der Forschung zu Ideologie und Antisemitismus, Propaganda und Politik. Aber ist es doch eher das "schwarze Loch der NS-Forschung" geblieben, wie behauptet wurde? 70 Jahre nach dem Tod des Autors lief mit Jahresbeginn 2016 der Urheberrechtsschutz für "Mein Kampf" aus. Die Rechte waren 1946 auf den Freistaat Bayern übergegangen. Etwa drei Jahre lang arbeitete das Münchner Institut für Zeitgeschichte an einer zweibändigen, fast 2.000 Seiten starken kommentierten Neuausgabe mit weit über 3.000 Anmerkungen, deren erste Auflage im Januar bereits nach wenigen Tagen ausverkauft war.
Othmar Plöckinger | Der Salzburger Historiker Othmar Plöckinger hat sich intensiv mit der Entstehungs- und Publikationsgeschichte von Hitlers "Mein Kampf" auseinandergesetzt (2006: "Geschichte eines Buches: Adolf Hitlers 'Mein Kampf' 1922-1945"; 2015: "Quellen und Dokumente zur Geschichte von 'Mein Kampf' 1924-1945") und die Fehleinschätzung vom ungelesenen und unbeachteten "Bestseller" widerlegt. Zusammen mit Christian Hartmann, Thomas Vordermayer und Roman Töppel ist Plöckinger auch für die nun vorliegende wissenschaftlich kommentierte Gesamtausgabe verantwortlich: "Die kritische Edition des Instituts für Zeitgeschichte bereitet diese Quelle umfassend auf: Sie ordnet die historischen Fakten ein, erklärt den Entstehungskontext, legt Hitlers gedankliche Vorläufer offen und kontrastiert seine Ideen und Behauptungen mit den Ergebnissen der modernen Forschung." Die Erlöse sollen an eine Organisation gehen, die sich für Opfer des Nationalsozialismus engagiert.
Moderation: Univ.-Prof. Mag. Dr. Dirk Rupnow (Institut für Zeitgeschichte, Universität Innsbruck)
Die Einladung ist als PDF-Datei verfügbar.
Gastvortrag im Rahmen des Forschungskolloquiums "Gipfeltreffen. Aktuelle Fragen der Geschichtswissenschaften" der Institute für Alte Geschichte und Altorientalistik, der Geschichtswissenschaften und Europäischen Ethnologie sowie der Zeitgeschichte.
Eine Veranstaltung in Kooperation mit dem Institut für Zeitgeschichte der Universität Innsbruck und erinnern.at sowie mit Unterstützung des Dr. Karl Renner-Instituts Tirol, der Grünen Bildungswerkstatt Tirol und dem Bund Sozialdemokratischer FreiheitskämpferInnen Tirol.
Bild: Plöckinger