Das Museum
Die Sammlungen des
Archäologischen Universitätsmuseums
Die Sammlung von Abgüssen
Das Museum bietet heute eine nach chronologischen Gesichtspunkten gegliederte Sammlung und somit einen nahezu geschlossenen Überblick über die Entwicklung der griechischen und römischen Kunst. Von der minoisch-mykenischen Zeit über die Archaik, die Klassik, den Hellenismus, die etruskische und römische Kunst bis in die Spätantike werden Objekte der Plastik, Architektur und Kleinkunst ausgestellt.
Die Auswahl der ersten für die Sammlung erworbenen Abgüsse im 19. Jahrhundert war stark vom damaligen Zeitgeist und Geschmack geprägt und setzte ihren Schwerpunkt besonders auf Skulpturen der griechischen Hoch- und Spätklassik, die der Wissenschaft als auch dem Publikumsgeschmack jener Zeit als einer der absoluten Höhepunkte der europäischen Kunstentwicklung galt. Daneben wurden aber auch Stücke aus dem Hellenismus gesammelt. Ältere Werke wurden nur in geringerem Maße angekauft, soweit sie dem Verständnis für die Vorstufen dienten, und jüngere, etwa römische, fast nur, soweit sie klassische Werke oder deren Stilmerkmale widerspiegelten. In den letzten Jahrzehnten hat man sich im Rahmen einer deutlich intensivierten Ankaufstätigkeit bemüht, Lücken in dem Bestand zu schließen. Durch zahlreiche Anschaffungen römischer Porträts und anderer wichtiger Werke der römischen Kunst ist jetzt auch die früher stark vernachlässigte römische Zeit einschließlich der Spätantike entsprechend vertreten.
Ergänzend besitzt das Institut eine umfangreiche Sammlung von Abgüssen antiker Kleinplastik, vor allem von Kleinbronzen. Diese wurde insbesondere durch in der eigenen Restaurierungswerkstatt hergestellte Abgüsse von Terrakottavotiven aus den eigenen Grabungen in Policoro, dem antiken Herakleia, beträchtlich erweitert. Überhaupt kamen zunehmend Stücke aus österreichischen (v. a. Ephesos) und speziell Innsbrucker Grabungen in Italien (Velia/Elea, Ascoli Satriano/Ausculum) und Österreich (Aguntum, Lavant) in die Sammlung.
Auch wurde versucht, eine möglichst umfangreiche Sammlung von Plastiken und Reliefs aus dem Alttiroler Raum aufzubauen, um so die im Original verstreuten Werke – zumeist von römischen Grabbauten – zumindest in Abgüssen an einem Ort zu vereinen. Im Zusammenhang damit stehen Versuche, bei einigen provinzialrömischen Reliefs (z.B. dem großen Mithrasstein von Sterzing), durch farbige Fassung des Abgusses einen Eindruck von der ursprünglichen Farbigkeit der antiken Plastik zu ermöglichen, ein Versuch, der naheliegender Weise nur an Kopien vorgenommen werden kann.
Durch den Ankauf entsprechender Repliken, aber auch von geeigneten Nachschöpfungen (z.B. von Glasarbeiten und Keramik) sowie Modellen soll zudem ein besseres Bild der materiellen Alltagskultur in den römischen Provinzen vermittelt werden.
In der kleinen Ur- und frühgeschichtlichen Sammlung finden sich in chronologischer Folge Objekte von den frühesten Steinzeitkulturen bis in die Bronze- und Eisenzeit. Dabei gelangt der alpine Forschungsraum und insbesondere der Fundkomplex der jungsteinzeitlichen Gletschermumie des Mannes im Eis, des sog. „Ötzi“, zu besonderer Berücksichtigung. Die kleine Sammlung der Vorderasiatischen Archäologie umfasst Bauinschriften aus dem heutigen Irak. Weiters sind originale Keilschrifttontafeln und die österreichweit größte vorderasiatische Sammlung von Keramik-Samples, welche vom Chalkolithikum bis in die islamische Zeit datieren, anzuführen.
Bei der Abguss-Sammlung wird auch weiterhin ein gezielter Ausbau, der im Wesentlichen durch Sponsoren und Förderer ermöglicht wird, angestrebt.
Die Sammlung von Originalen
Neben den Abgüssen besitzt das Museum aber aus Zeiten, in welchen der Export von Originalen aus den Mittelmeerländern zulässig war, auch eine Sammlung von antiken Originalen, die durch Ankauf, aber auch als Schenkungen an das Institut gekommen sind.
1904 erwarb das Institut diverse antike Marmorfragmente wie Architekturdekoration, Reste von Sarkophagen, Stelen und Weihreliefs aus dem 1.–3. Jh.n. Chr.
Gemeinsam mit dem Institut für Alte Geschichte und Altorientalistik verfügt das Institut für Archäologien seit 1919 mit 73 Exponaten auch über die größte Sammlung stadtrömischer Inschriften in Österreich.
Einen weiteren Schwerpunkt bildet eine größere Sammlung antiker Keramik und figürlicher Terrakotten, die durch Schenkungen und Ankäufe Anfang des 20. Jahrhunderts zusammengetragen worden war. Die Sammlung umfasst das breite Spektrum bronzezeitlicher, geometrischer, etruskischer, archaisch und klassisch griechischer, italisch-griechischer und italisch-einheimischer Keramik. Gut lässt sich das Bestreben nach dem Aufbau einer eigenen Lehrsammlung erkennen. Im Sinne der Lehraufgaben versuchte man nämlich, möglichst vollständig ein breites Spektrum unterschiedlicher Gattungen den Studierenden in Originalen vorlegen zu können. Auch aus dem Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum kamen 1960 einige griechische Gefäße als Dauerleihgabe in die Sammlung.
Obwohl eine Sammlung von Originalfunden aus dem Tiroler Raum bereits 1910 an das Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum abgetreten wurde und dieses 1969 noch einmal Material aus den Institutsgrabungen in Veldidena/Wilten erhielt, befinden sich noch einige Originalfunde (Keramik, Münzen) ausgestellt.
Der Originalsammlungsbereich wird heute durch bewusste Ankäufe nicht mehr gezielt erweitert, Neuzugänge beschränken sich ausschließlich auf Schenkungen. So gelangten über eine solche mit der Privatsammlung Dr. Maria Dawid kürzlich über 100 weitere Exponate an das Museum.