Projekte und Forschung
Färberezepte und textiltechnische Anleitungen
Auszug aus der medizinischen Handschrift Cpg 620 der Universitätsbibliothek Heidelberg
1. Hälfte 15. Jahrhundert, süddeutscher Raum oder Tirol
ABT
Die Handschrift ist eine umfangreiche medizinische Rezeptsammlung. Auf einigen Seiten im hinteren Teil der Handschrift finden sich aber auch Färberezepte bzw. praktische Anleitungen zum Umgang mit Stoffen.
Diese wurden hier von Armin Torggler transkribiert.
Kursive Teile sind originaler Wortlaut, in Klammern gesetzte Buchstaben und Wörter sind Auflösungen der Kürzungen, Streichungen und Korrekturen wurden beibehalten und als solche kenntlich gemacht. Alle Überschriften sind Ergänzungen.
Kaltfärbung blau auf Leinen mit verschiedenen Beeren[1].
Wildu ein plabe varb machen auf leinbat[2] vnd zwirm / So nym haidel[3] holer per[4] atich[5] per / weliche du gehaben macht / vnd z(er)treib ſy mit der hant zu einem mus in ainem peck od(er) keſſel / vn(d) geus ein wenig waſſer dar zu / vn(d) leg das tůch dar ein vnd laß es alſo ligen iij tag[6] / dar nach nym es her wider aus vnd(d) ſchwencz aus (mit) aine(m) friſchen waſſer vn(d) laß es trucken werden / iſt es nit genug plab / ſo zeuch es durch ein ſchwertcz vnd laß es trucken werden / vnd polier es mit eine(m) glas[7].
Blaufärbung mit Beeren[8].
Aber ein plabe varb auf tuch oder zwierm / So nym ſchwarczp(er)[9] vn(d) atich per vnd zetreib ſy in aine(m) keſel oder peck als vor geſchriben ſtet vnd tů ain wenig endich vn(d) geſtoſſen alawn[10] dar zů ein vn(d) tů eſſeich[11] dar ein vnd laß es vnder ain and(er)er wallen vnd ſeich es d(ur)ch ein tůch vnd ſtóß das di tůch oder den zwierm darein vnd laß ein wall tůn vnd ſchwencz aus friſch ein waſſer.
Kalte Blaufärbung von Leinen und Zwirn mit Beeren[12].
Aber ein gut le plab zů leinbat oder zwierm oder garn zu verben / So nym haider per holer per atich per / welligs du gehaben macht / die zetreib mit den hend(e)n vnd truck ſy durch ein tuch in ain peck oder keſſel / vnd tu geriben alawn dar ein / vnd nym das tuch oder zwirm vnd necz es wol dar inn / vn(d) laß es alſo ligen ain ſtund od(er) czwo / dar nach czwing den ſaft dar aus vnd laß es trucken werden / dar nach nym den ſelben friſch(e)n ſaft / vnd geus es über ain peck vnd tů dar zů ein wenig geribne grünſpan vn(d) gerib(e)n endich / ein wenig / vn(d) rür es vnd(er) den ſaft vncz es prawn plab werd / dar nach ſtöß das tuch dar ein vnd necz es gar bol dar inn / vn(d) laß ain weil dar in(n) ligen / dar zů nach ſchwencz es aus (mit) friſchem waſſer vnd laß (es) trucken (werden).
Blaufärbung mit Heidelbeeren und verschiedenen Zusätzen[13].
EJm andre plabe varb zu tuch oder zwierm / ſo nym ſchwarcz per als vor geſchriben ſtad / vnd zetreib ſy mit den henden / vn(d) ſpreng geſtoſſen alawn dar auf / vnd ſalcz vnd geſtoſſen kupfferſchlag / vnd rür es durch ein ander / vn(d) tů es in aine(n) v(er)glaſten hafen / vnd teck es wol zu vnd wehalt es in ain(er) wirm / vnd wan(n) du värben wild / ſo nym der varb alſo vil waſſers / vn(d) laß es ſyed(e)n in ainem keſſel / vn(d) laß es nit über gan / vn(d) tů dar ein galiczenſtain der wol geſtoſſen ſey / das iſt v(er)tt(ri)ol / der nach leg das tuch oder den zwierm in die ſyedenten varb vnd rür es mit aine(m) holcz durch ein ander in dem keſſel / vnd laß ain gute weyl ſyed(e)n / dar nach ſchwencz es aus (mit) friſchem waſſer vncz nit mer trub dar aus gee / vnd laß es trucken werden an ainer ſunn.
Blaufärbung mit Heidel- oder Zwergholunderbeeren unter Zusatz von Essig[14].
Aber ain plabe varb auf tuch oder czwirm / ſo nym ſchwarczp(er) oder atichp(er) wieuil du wild / vn(d) tu ſy in aine(n) v(er)glaſten hafen od(er) cheſſel vnd geuß ſcharffen eſſeich dar an / vn(d) ſecz es in ain wirm / vnd laß ſtan iij tag vnd nacht / dar nach tu es in ain keſſel vnd zetreib es wol mit den henden / das es müſlad wer / vnd czwing es durch ein tuch / vnd (gib) geſtoſſen alaun dar in vnd geſtoſſen chupfferſchlag vn(d) leg d(a)z tůch oder den zwierm dar ein / vnd laß alſo ſyed(e)n gar wol / vn(d) darnach ſchwencz es aus (mit) friſchem waſſer als vor vn(d) laß es trucken werden.
Blaufärbung mit Waid[15].
Aber ain andre farb plab zů värben / ſo nym waidaſchen vnd reyb ſy chlain und mach da von ain chalt goſſen vn(d) ſeich es ſchon da von in ain ander gſchirr / vnd tů waid dar an / vnd laß alſo ſieden / dar nach ſeich es aber ab in aine(n) cheſſel vnd tů geſtoſſen alaun dar ein / vnd ſtöß den zwirm oder das garn dar ein / vnd laß es ligen ain tag / vnd dar nach ſchwencz es aus (mit) chalten waſſer vncz lautt(er) da von get.
Blaufärbung mit Wardernbeeren[16].
Wyl du plaben ſchater oder gugler värben / ſo nym zu x ellen plaichts tůch / oder zu xij ellen ain maß volle wardernp(er) / vnd zetreib ſy wol als vor mit den henden / vnd geus j viertail wein daran / vn(d) laß alſo ſieden / vn(d) tů gepulferten alaun darein / vnd ain wenig Salarmanis vn(d) czwing es durch ein tuch vnd ſtöß das tuch dar ein / vn(d) laß es ſieden / ye lenger es ſeydet ye tunckler es wirt / dar nach ſchwencz es aus (mit) friſchem waſſer als vorgeſchrib(e)n ſtat / du macht ſy auch wehalten wie lang du wilt / ſo czwing ſy durch ein tuch / vn(d) wehalt ſy in ainem v(er)glaſten hafen / der wol vermacht ſey / ben(n) du denn verben wild / ſo nym der varb wie du wild od(er) wedarft in ainen keſſel / vnd ſtös das geplaicht tůch dar ein vnd laß erwallen / ye leng(er) es ſeudet ye tunckler es wirt / vnd hengs auf.
Grünfärben mit Bedornbeeren[17].
Wil du grünen zwirm od(er) leinbat färben / ſo nym wedorn per vnd zereib ſi in aine(m) tůch peck mit den henten vnd czwing es durch ein tuch vnd tů geſtoſſen alaun dar ein vnd ein wenig ſalcz / vnd tů es in ainen verglaſten hafen vnd geuß eſſeich darzů / vn(d) du macht dar zů tun geriben grünſpan od(er) perick grün / vn(d) leg den zwirm od(er) das tuch dar ein vn(d) laß ſyeden / dar nach ſchwencz es aus (mit) friſchem waſſer als vor / wildu ſy behalten ſo tů die varb in aine(n) verglaſten chrůg der oben eng ſey vnd vermacht in wol czů / daz chain dampf da vo(n) můg chumen / wan(n) du varben wild als vil du ir wedarft / vnd geus eſſeich dar czů vn(d) tů grünſpan vnd geſtoſſen alaun dar ein vnd leg das tuch oder den zwierm dar ein / vnd laß ein wall tůn / vn(d) ſchwencz auſ (mit) friſchem waſſer als ob(e)n geſchriben ſtet.
Grünfärben mit Waidornbeeren[18].
Aber ain grüne varb auf tuch oder auf czwierm / ſo nym waidorn per vnd eſſeich vnd tů es in ein kupffrein peck vnd zertreib ſy mit den henden gar wol vnd tů ſi in eine(n) hafen vnd laß es ſten zwen tag oder iij wol beteckt / vnd tů gepulfert alaun dar ein vnd laß grün zergan in aine(m) warmen waſſer / vnd tů das auch zů den pern in den hafen / vn(d) wen(n) du värben wild ſo nym der varb als vil du ir bedarft vnd czwing ſy durch ein tůch vnd laß das tůch oder zwierm dar ein vnd laß ſyeden / dar nach ſchwencz es aus friſchem waſſer als vor geſchriben ſtet.
Grünfärbung mit blauen Lilien[19].
Aber ein grün auf czwirm / ſo nym plab gilgen plůmen vnd ſtöß ſy in ainem morſer / vnd (czwing) es durch ein tůch vnd tů ein wenig geriben grünſpan dar ein vnd tünnen leim tů auch dar ein oder grün waſſer / vnd leg den zwierm dar ein vnd laß wallen / vnd kupffer ſchlag (tů auch dar ein).
Rotholzfärbung[20].
Wil du roten zwirm oder garn verben / ſo nym regen waſſer oder waſſer aus ainer húlgen vnd laß es ſyeden / vnd ſeich es durch ein tůch / vnd nym des waſſers j t(ri)nck(e)n zu j lod geſtoſſen(en) priſylig in dem genante(n) waſſer vnd als offt j lod priſilig als offt j ellen tůchs / vnd ſewd die priſilig in dem genanten waſſer vnd ſeich ſy durch ein tůch / vnd tů dünnen leim dar ein / vnd mach vor ain laug / die gemacht ſey von geſtoſſem weinſtain vnd von geſtoſſem alaun / vnd ſtös das tuch dar ein ee du es värbeſt / vn(d) laß truck(e)n werden vnd ſtöß es in die haiſſen varb / vnd truck die varb w(i)d(er) aus den tůch / vnd laß es trucken wird(e)n an dem luft / darnach ſtöß es aber in die haiſſen varb vn(d) laß ab(er) truch(e)n werden / das tů iij oder iiij vertt / ſo gewint es ſein rechte varb.
Mehrfache Rotholzfärbung[21].
Wil du roten ſchäter verb(e)n von priſilig oder zwirm / ſo nym vj lod geſtoſſen alaun vnd vj maß waſſers vn(d) vj maß eſſeichs / vnd laß es alles erwallen in aine(m) keſſel / vnd leg das tůch darein vn(d) laß (es) lig(e)n drey tag / darnach (leg es) in ain röſch waſſer oder in ein laug die gemacht ſej vo(n) geſtoſſ(e)m weinſtain. Zu […][22] der varb nym p(re)ſilig wie vil du bedarfft / vn(d) ye czu ain(er) vncz nym czwo maß reg(e)nwaſſer vn(d) ain halbs t(ri)ncken eſſeich[23] / vn(d) tů die geſtoſſ(e)n p(re)ſily darein / vn(d) laß es wol ſieden / vnd ſeuch die varb von dem holcz in ain peck oder keſſel / vn(d) ſtoß das tüch in die haiſſen varb / vn(d) laß darJnn ain weyl ſten / dar nach czwing die varb aus vn(d) laß trucken werden / vn(d) ſtoß es ab(er) in die hayſſen varb das tů zwir od(er) drey ſtunt vn(d) laß es albeg trucken werden / darnach mach ain güte ſtarcke priſili vn(d) laß ſy kalt wird(e)n vnd temp(er)ir ayr klar darunder vn(d) beſtreich das tůch da mit mit aine(n) tůch.
Gelbfärbung mit Rinden[24].
Wildu gelb(e)n czwi(e)rm oder gar(e)n verb(e)n / es ſej wullein oder leinein / ſo nym wild affalter rind(e)n in dem merczen oder mayen die weyl ſi ſafft hab(e)n / vn(d) ſchel die ober(e)n rind(e)n da vo(n) vn(d) laß ſi dure werden / vn(d) wehalt ſy wie lang du wilt / wan(n) du verben wilt / ſo zerprich die Rinden zeſtucken vnd leg ſy in ainen keſſel wie vil du ir wedarft / vnd ain wenigen geſtoſſen ſaffran / vnd geus laug dar an die rinden geleich / vnd laß halbs ein ſyeden / vnd tů die rindten dar aus / vnd tů geſtoſſen alaun darein vnd laß den zwierm oder das tůch dar inn ligen tag vnd nacht / dar nach laß es trucken werden an dem lufft / ſo iſt ein fein gel.
Färbung mit Weidenrinden[25].
Aber ein gelb zwierm oder ein garn zu verben / ſo nym weidein holcz die vnder rinden ſchab da von in dem merczen / wie vil du ir wedarft / vnd tů ein wenigen wilden ſaffran dar czů vnd ſewd es in ain(er) rainen laug / vnd czwing es durch ein tůch / vnd tů ain wenigen geſtoſſen allaun dar ein vn(d) leg den zwierm oder das garn dar ein vnd laß ein wall darin(n) tůn / vnd heng es auf zetrüchk(e)n / du macht auch die rayden rinden[26] wehalten wie lang du wild vnd da mit verben als geſchriben ſtet.
Färben mit Weidenbeeren[27].
Aber ain and(er) gel zwierm od(er) garn zeferben / ſo prich die weyden per vmb ſand Joh(ann)es tag ee ſy reyſen werden / vnd ſtöß ſy in ainem morſer / vnd tů ſy in ainen keſſel oder pfannen vnd geus laug dar an vnd ain wenig eſſeich den pern geleich / vnd laß es halbs ein ſieden / dar nach ſeih es durch ein tůch vn ge vn(d) leg den zwierm dar ein od(er) daz garn vnd alaun / vn(d) laß ain wall tůn / vnd henck es auf vnd laß truck(e)n werden. du macht die per auch dürr laſſen werden vnd da mit värben als oben geſchrib(e)n ſtet.
Schwarzfärbung mit Eisenoxyd und Erlenrinden[28].
Wil du ſchwarczen zwierm od(er) garn värben / ſo nym ain ſaft od ſchaf[29] oder ain and(er) geſchirr vnd nym afeylach von eyſen[30] oder geſtoſſen hamerſchlag vnd ſträ das in das ſchaf auf den poden / vnd leg dar auf erlein rinten dreyr vinger dick / dar nach ſträ aber mer des hamerſchlag d(a)z es die rinten weteck / dar nach ab(er) mer Rinten iij ving(er)) tick als vor vn(d) mer hamerſchlag dar auf / vnd das tů als lang vncz das ſchaf vol wird / dar nach geuß haiß regen waſſer dar auf vncz es über die rinten gee iij ving(er) hoch / an dem dritten tag ſo laß die varb vnden aus dem ſchaff vn(d) geuß ſy wider auf die materi das tů[31] xiiij tag nach ain ander / dar nach ſo mach die varb hais in ainem cheſſel vnd leg zwirm oder garn dar ein vnd laß ein wall tůn dar inn / vnd ſchwencz aus (mit) friſchem waſſer vnd heng es auf zetrucken / iſt es nicht ſchwarcz genůg / ſo ſtöß es wid(er) in die varb als vor vncz es ſwarcz genůg werd.
[…] Folgen Rezepte anderer Art.
Seidenfärbung mit Zinober[32].
Wil du rod ſeyden verben / ſo nym zinober vnd reib in ab mit gumy waſſer auf aine(n) ſtain / vnd (gib) j maß wſſers dar zů in ainen v(er)glaſten haffen vn(d) laß es wol erwallen vnd ſtöß die ſeyden dar ein / vnd laß ein wall dar ynn tůn / vnd heng ſy auf an den luft vnd laß es truck(e)n werden.
Anleitung Seide hellrot zu färben[33].
Wildu liecht var rot varb ſeyden / ſo nym gut vnyin[34] vnd reib in ab mit gum(m)i waſſer vn(d) darczů j lot pämol vnd zetreib es ab mit ainem loffel vnder ain and(er) / dar nach tů es in aine(n) verglaſten hafen oder in ain kupffrein geſchirr / dar nach nym ain maß mit kaltguſſen die gemacht ſey von půcherm aſchen vnd der mynig ſol ſein x lod zů ainer maß kalt goſſen / vnd geuß die kaltgoſſen zů der myni in ainen verglaſten hafen vnd ſecz es auf ain trifůs vnd laß es wol erwallen / vnd leg die ſeyden dar ein vn(d) laß ain wall tůn vnd nicht mer / dar nach ſwencz aus (mit) friſchem waſſer vnd laß truchken werden an dam lufft.
Anleitung Seide mit Rotholz braun zu färben[35].
Wildu ſeyden prawn verben / ſo mach ein laug von waid aſchen vnd tů geſtoſſen priſili dar ein in aine(n) v(er)glaſten tegel vnd geus der laugen dar an der priſyly geleich vnd laß ain wall tun vnd ſeich die varb ab in ainen verglaſten hafen / vnd geus der laugen mer an das holcz der priſyly geleich / vnd laß aber ſyeden vnd geus sie varb aber zů der vodern varb / das tů als lang vncz nit mer rod dar von gee vnd laß die ſeyden ain wall dar inn tůn / vnd heng ſy auf vnd laß ſy trucken werd(e)n an dem luft.
Grüne Seide mit Grünspan[36].
Wildu vein grún ſeyden verben / ſo nym ain kupffrein peck vnd tů x lod geribner ſpon grün dar ein / vnd j lod paum öl od(er) ij / vnd zertreib es wol vnder ain ander mit aine(m) loffel vnd necz die ſeyden oder den czental dar ynn / vnd ſecz es auf ein glůt vnd laß ain wall tun / dar nach reib die varb aus der ſeyden vnd ſwencz aus ainem friſchem waſſer vnd laß an dem ſchaden[37] trucken werd(e)n.
Laubgrüne Seide[38].
Wildu laub grün ſeyden verben / ſo nym ij lod geriben ſpongrün vnd zereib das mit paumol als vor geſchrib(e)n ſtet / vnd waich j lod ſaftgrün in eſſich vnd laß dar yn(n) waich(e)n / vnd zertreib es wol dar inn / vnd tů es vnder ain ander / vnd necz die ſeyden darin(n) vnd laß ain wall tun / vnd heng ſy auf vnd laß trucken werden.
Färben hautfarbener Seide[39].
Wil du leib varb ſeyden verben / ſo nym pleyweis j lod das wol geriben ſey vnd myſch darvnd j q(ue)nt geriben niml [?] vn(d) j lod pámöl vnd miſche das alles vnder ain ander mit lauderm waſſer vnd laß die ſeyd(e)n ain wal dar yn(n) tůn vnd ſchwencz ſy aus friſchem waſſer vnd heng ſy auf als vor.
Weiße Seide[40].
Wil du ſeyden wein[41] weis verben / So nym ij lod pley weis wol geriben vnd tů j maß paum öl dar czů vnd zetreib die pleibeis mit dem öl mit eine(m) loffel / dar nach tů lauter waſſer dar czu vnd laß es ain wall tůn / vnd heng ſy auf als vor.
Das Färben von blauer Seide[42].
Wildu plabe ſeyden verben / So nym j lod geriben endich oder wie vil du verben wild / vnd leg in in ain laugen die gemacht ſey von waidaſchen / vnd laß in über nacht dar inn ligen / vnd tů j lod paumol dar vnd(er) / zertreib die varb wol vnd(er) ain ander vnd leg die ſeyden dar ein vnd laß ſyeden / dar nach czwing die varb dar aus vn(d) ſchwencz aus friſchem waſſer / vnd heng es an den lufft vnd laß truck(e)n werd(e)n.
Das Färben von gelber Seide[43].
Wil du gelbe ſeyden verben / So nym opriment vnd reib das wol mit lauterm waſſer / dar nach tů in es in ein v(er)glaſten hafen / vnd iſt des opriment ij lod ſo nym j lod pämöls vnd ein maß lauters waſſers / das mach warm vnd laß dar in(n) zergan ij lod gum(m)y / vnd tů es zu ain and(er) vnd zertreib es wol mit ainem löffel vnder ain ander / vnd leg die ſeyden dar ein / vn(d) ſecz es auff ein glůd vnd laß es wol erwallen / dar nach waſch ſy aus friſchen waſſer vnd laß es trucken werden.
Auffrischen ausgeblichener Farben[44].
Wyl du grünen oder ſchwarczen oder plaben oder leicht plaben tuch ſein varb wider pringen / So nym faul erden vn(d) laß es da mit waſchen / Dar nach nym waid aſchen vnd mach ein kalt goß da von vnd laß geſiczen / vnd ſeich ſy vn dem waid aſchen vnd geus das wider auf den wayd aſchen das ſy ſtarck werd / dar nach geus die kalt goß in aine(n) verglaſten hafen vnd nym ſcherbol der varb als das tuch geſtalr iſt vnd tu ſy in den hafen zů der kalt goß / vnd laß es wol ſyeden vnd waſch das gewant dar aus / ſo wird es wider rain vnd gut als vor.
Flecken aus farbigem Tuch entfernen[45].
Wilt du rotem tůch mail[46] vertreiben / ſo mach ein kalt goß von pirckein aſchen[47] vnd wein hepffen[48] / da mit gewermet vnd die fleck da mit geneczt / So vertreibt man mit der wein hepffen aller lay mayl aus aller lay varb / man vertreibt ſchwalcz[49] aus aller lay varb od(er) tůch mit der wein hepffen mit kaltgoß gewermet vnd daraus gebaſchen.
Wie man Ölflecken aus der Kleidung entfernt[50].
Byl du öl aus gewant pringe(n) / So ſeyd arbais vncz in die pelg abgent vnd waſch die mail dar aus vnd darnach aus aus friſchem waſſer vnd heng es dan(n) auf vnd laß es trucken werden.
Fettflecken aus weißem Tuch entfernen[51].
Aus weyſſem tůch v(er)treibt man öl oder ſchmalcz mit ainer mel ſterck geſoten als vil des öls oder des ſchmalcz ſey iſt[52] / dar nach waſch es aus lauterm waſſer.
Flecken aus Tüchern zu entfernen[53].
Wil du mail vertreiben aus aller lay varb / ſo leg nym[54] ein tuch vnd leg es auf das mail vnd leg ain naſſen pad ſchwam dar auf vnd dar nach geſchlagen mit ainem ſtecklein zwir oder mer.
Flecken aus Samtstoffen entfernen[55].
Aus aller lay Samat mail varb vertreibt man mail mit ainer laug / die mach alſo / nym weinreb holcz vnd pren(n) es zů aſchen vnd mach ain laug dar aus / vnd mach ein laug von weinſtain / den pren(n) (auch) zů aſchen.
Flecken aus Seidentüchern entfernen[56].
Wil du aus ſeydem ſchlarren allerlay mail vertreiben / So nym pfifferling ſaft vnd necz die mail darin(n) / man zeucht auch aller lay ſchmalcz aus ſlarrn alſo / mach ein můs aus waiczen mel vnd mit waſſer / vnd dar ein geſtoſſen vnd wider ausgetruckt.
Fixieren von Farbe auf Seide[57].
Wyl du ſeyden neczen / das ſy ir varb nicht mer verlieſent / So nym ſalcz vnd waſſer vnd ſeud die ſeyden dar in / ſo weleibt ir varb gůt vnd vein albeg.
Entfernen von Fettflecken aus verschiedener Kleidung[58].
Wildu vaiſtes aus aller lay gewantt pringen / ſo nam air döter vnd zerklopff ſy gar wol vnd treib die fleck da mit vncz es durch ſchlag vnd[59] zů payden ſeitten nas werd / vnd laß es wol trucken werden an der ſunnen / dar nach nym warm waſſer vnd waſch die mayl da mit / ſo gand die fleck aus dem tůch vnd wirt ſchön als vor.
Wie man weißes Gewand wieder schön macht[60].
Wil du weyß gewantt wider ſchön machen vn(d) gar vein als vor / So nym ayr ſchaln vnd ſtöß ſy gar klain / vnd geus harn dar auf vnd laß es ſtan vncz es hertt werd / dar nach ſtöß klain vnd kreyden dar vnder vnd tů ſterck dar czů vnd reib das gebant da mit vnd wind es über ain ander vnd wind ain klain leinein tůch dar vmb vnd nym ein ſtecklein vnd ſchlach den ſtaub dar aus / ſo wird das gewantt weis vnd gůt.
Wie man rotes und braunes Gewand reinigt[61].
Wyl du rod vnd prawn gewantt wider ſauber mache(n) als vor / ſo nym guten wein vn(d) waſch das gewant dar aus vnd preß daz gewantt vnder czway preter vnd laß alſo trucken werden / ſo wird es ſchön als vor.
Reinigung von Flecken[62].
Wildu fleck aus allerlay gewantt pringen / ſo nym arbas vnd ſewd ſy üncz ſy die ſchel laſſen / dar nach geus das waſſer in ainen keſſel vnd waſch die fleck dar aus / die weyl es hais ſey / vnd laß es in dem lufft trucken werden.
Wie man grünem Gewand seine Farbe wiederbringt[63].
Wil du grünem gewant ſein varb wider pringen / ſo nym wein reb aſchen vnd geus flieſſent waſſer dar auf / vnd mach ein laugen davon vnd laß es ſtan tag vnd nacht / dar nach rur die laugen vnd den aſchen vnd(er) ein ander vnd weſtreich die mail od(er) fleck da mit vnd reib es nit vaſt / vnd heng es an den luft / ſo wird es gůt vnd ſchön als vor.
[…] folgen weitere medizinische Rezepte aus Wien.
[1] Bibliotheca Palatina, Medizinische Rezeptsammlung, Cod. Pal. Germ. 620, fol. 56r.
[2] Leinwand.
[3] Heidelbeeren.
[4] Holunderbeeren.
[5] Attich, Zwergholunder (Sambucus ebulus).
[6] Drei Tage.
[7] Glassteine zum Polieren von Textilien sind seit der Karolingerzeit fallweise archäologisch überliefert. Freundliche Mitteilung Kristina Schwantje.
[8] Bibliotheca Palatina, Medizinische Rezeptsammlung, Cod. Pal. Germ. 620, fol. 56r-56v.
[9] Heidelbeeren.
[10] Alaun.
[11] Essig.
[12] Bibliotheca Palatina, Medizinische Rezeptsammlung, Cod. Pal. Germ. 620, fol. 56v-57r.
[13] Bibliotheca Palatina, Medizinische Rezeptsammlung, Cod. Pal. Germ. 620, fol. 57r-57v.
[14] Bibliotheca Palatina, Medizinische Rezeptsammlung, Cod. Pal. Germ. 620, fol. 58r.
[15] Bibliotheca Palatina, Medizinische Rezeptsammlung, Cod. Pal. Germ. 620, fol. 58v.
[16] Bibliotheca Palatina, Medizinische Rezeptsammlung, Cod. Pal. Germ. 620, fol. 58v-59v.
[17] Bibliotheca Palatina, Medizinische Rezeptsammlung, Cod. Pal. Germ. 620, fol. 59v-60r.
[18] Bibliotheca Palatina, Medizinische Rezeptsammlung, Cod. Pal. Germ. 620, fol. 60r-60v.
[19] Bibliotheca Palatina, Medizinische Rezeptsammlung, Cod. Pal. Germ. 620, fol. 61r.
[20] Bibliotheca Palatina, Medizinische Rezeptsammlung, Cod. Pal. Germ. 620, fol. 61r-61v.
[21] Bibliotheca Palatina, Medizinische Rezeptsammlung, Cod. Pal. Germ. 620, fol. 62r-62v.
[22] Nach Zu ein Wort gelöscht.
[23] Von gleicher Hand verbessert aus eyeich.
[24] Bibliotheca Palatina, Medizinische Rezeptsammlung, Cod. Pal. Germ. 620, fol. 62v-63r.
[25] Bibliotheca Palatina, Medizinische Rezeptsammlung, Cod. Pal. Germ. 620, fol. 63r-63v.
[26] rinden über der Zeile nachgetragen.
[27] Bibliotheca Palatina, Medizinische Rezeptsammlung, Cod. Pal. Germ. 620, fol. 63v-64r.
[28] Bibliotheca Palatina, Medizinische Rezeptsammlung, Cod. Pal. Germ. 620, fol. 64r-65
[29] Schaff.
[30] Feilenspäne von Eisen.
[31] tů über der Zeile eingefügt.
[32] Bibliotheca Palatina, Medizinische Rezeptsammlung, Cod. Pal. Germ. 620, fol. 66r-66v.
[33] Bibliotheca Palatina, Medizinische Rezeptsammlung, Cod. Pal. Germ. 620, fol. 66v-67r.
[34] Wahrscheinlich verschrieben für weyn oder wein.
[35] Bibliotheca Palatina, Medizinische Rezeptsammlung, Cod. Pal. Germ. 620, fol. 67r-67v.
[36] Bibliotheca Palatina, Medizinische Rezeptsammlung, Cod. Pal. Germ. 620, fol. 67v-68r.
[37] Schatten.
[38] Bibliotheca Palatina, Medizinische Rezeptsammlung, Cod. Pal. Germ. 620, fol. 68r-68v
[39] Bibliotheca Palatina, Medizinische Rezeptsammlung, Cod. Pal. Germ. 620, fol. 68v.
[40] Bibliotheca Palatina, Medizinische Rezeptsammlung, Cod. Pal. Germ. 620, fol. 68v-69r.
[41] Möglicherweise verschrieben aus vein für fein.
[42] Bibliotheca Palatina, Medizinische Rezeptsammlung, Cod. Pal. Germ. 620, fol. 69r-69v.
[43] Bibliotheca Palatina, Medizinische Rezeptsammlung, Cod. Pal. Germ. 620, fol. 69v.
[44] Bibliotheca Palatina, Medizinische Rezeptsammlung, Cod. Pal. Germ. 620, fol. 70r-70v.
[45] Bibliotheca Palatina, Medizinische Rezeptsammlung, Cod. Pal. Germ. 620, fol. 70v.
[46] mail oder mayl ist Mal im Sinne von Fleck.
[47] Birkenasche.
[48] Weinhefe.
[49] Wahrscheinlich verschrieben aus ſmalcz für Fett.
[50] Bibliotheca Palatina, Medizinische Rezeptsammlung, Cod. Pal. Germ. 620, fol. 70v-71r.
[51] Bibliotheca Palatina, Medizinische Rezeptsammlung, Cod. Pal. Germ. 620, fol. 71r.
[52] iſt nach Streichung von ſey über der Zeile eingefügt.
[53] Bibliotheca Palatina, Medizinische Rezeptsammlung, Cod. Pal. Germ. 620, fol. 71r.
[54] nym nach Streichung von leg über der Zeile eingefügt.
[55] Bibliotheca Palatina, Medizinische Rezeptsammlung, Cod. Pal. Germ. 620, fol. 71r-71v.
[56] Bibliotheca Palatina, Medizinische Rezeptsammlung, Cod. Pal. Germ. 620, fol. 71v.
[57] Bibliotheca Palatina, Medizinische Rezeptsammlung, Cod. Pal. Germ. 620, fol. 71v.
[58] Bibliotheca Palatina, Medizinische Rezeptsammlung, Cod. Pal. Germ. 620, fol. 72r.
[59] vnd mittels #förmigem Einfügungszeichen seitlich am äußeren Rand eingefügt.
[60] Bibliotheca Palatina, Medizinische Rezeptsammlung, Cod. Pal. Germ. 620, fol. 72r-72v.
[61] Bibliotheca Palatina, Medizinische Rezeptsammlung, Cod. Pal. Germ. 620, fol. 72v.
[62] Bibliotheca Palatina, Medizinische Rezeptsammlung, Cod. Pal. Germ. 620, fol. 72v-73r.
[63] Bibliotheca Palatina, Medizinische Rezeptsammlung, Cod. Pal. Germ. 620, fol. 73r.